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Neuer Lufthansa-Streik? Zahlreiche Flugausfälle drohen, Passagiere von Tochterfirmen können hoffen

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Von: Alexander Kaindl

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Streik bei Lufthansa
Kommt es schon bald zum nächsten Lufthansa-Streik? © Peter Kneffel/dpa/Symbolbild

Es droht erneutes Chaos an deutschen Flughäfen: Ab Mittwoch könnten die Lufthansa-Piloten erneut streiken. Nur ein verbessertes Angebot könnte noch helfen.

Frankfurt - Erst Freitag, jetzt Mittwoch? Bei den Lufthansa-Piloten steht zu Beginn der neuen Woche ein weiterer Streik im Raum. Wieder würden etliche Flüge ausfallen, wieder müssten Reisende umplanen. Und das in der Urlaubs-Saison. Noch gibt es aber Hoffnung, denn: Die Lufthansa könne den ab Mittwoch geplanten mehrtägigen Ausstand noch mit einem „ernstzunehmenden“ Angebot abwenden, teilte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit in der Nacht zum Dienstag in Frankfurt mit. Dazu sei für den Dienstag ein weiterer Verhandlungstermin angeboten worden, der „dem Vernehmen nach“ auch stattfinden werde.

In einer ersten Reaktion sagte ein Lufthansa-Sprecher: „Wir bedauern sehr, dass die Gewerkschaft den Weg der Eskalation weitergeht.“ Dem neuerlichen Streikaufruf zufolge sollen die Abflüge der Lufthansa-Passagiermaschinen aus Deutschland am Mittwoch und Donnerstag bestreikt werden. Bei der Frachttochter Lufthansa Cargo ist der Streik von Mittwoch bis Freitag geplant. „Der angekündigte Streik kann nur durch ein ernstzunehmendes Angebot des Unternehmens abgewendet werden“, erklärte dazu VC-Sprecher Matthias Baier.

Lufthansa-Streik ab Mittwoch? „Wir hätten es uns anders gewünscht“

„Wir hätten es uns anders gewünscht“, erklärte VC-Tarifvorstand Marcel Gröls. „Doch leider sind die Beharrungskräfte bei der Lufthansa erheblich.“ Es sei jetzt wichtig, dass beide Verhandlungsparteien schnell und mit dem gebotenen Ernst an den Verhandlungstisch zurückkehrten.

Sollte es nicht zu einer schnellen Lösung kommen, droht ein ähnliches Chaos wie am 2. September. An diesem Freitag musste die Lufthansa das gesamte Programm ihrer Kern-Airline streichen. Betroffen waren über 800 Flüge mit 130.000 Passagieren. Nach eigenen Angaben musste das Unternehmen einen wirtschaftlichen Schaden von 32 Millionen Euro hinnehmen.

Lufthansa: Nur Arbeitnehmer in Deutschland können zum Streik aufgerufen werden

Einige heimkehrende Langstreckenjets und kleinere Maschinen der Lufthansa Cityline, die nicht bestreikt wurden, waren zum Ende der vergangenen Woche noch unterwegs - die einzigen mit LH-Flugnummern. Mit der Strategie der Komplettabsage erreichte Lufthansa am Samstag einen vergleichsweise reibungslosen Neustart.

Aus rechtlichen Gründen kann die VC nur Arbeitnehmer in Deutschland zum Arbeitskampf aufrufen. Bestreikt werden daher ausschließlich die Abflüge der Lufthansa-Kerngesellschaft sowie der Lufthansa Cargo von deutschen Flughäfen. Die gute Nachricht aus Sicht der Passagiere: Es gibt nationale und internationale Tochtergesellschaften der Lufthansa, die zuletzt nicht betroffen waren. Eine Übersicht:

Lufthansa-Töchter, die zuletzt nicht vom Streik betroffen waren

Air Dolomiti ist vor allem am Flughafen München präsent, vom Erdinger Moos aus geht es nach Bari, Bologna, Florenz, Linate, Turin, Venedig und Verona. Der Italien-Urlaub für manch einen Passagier könnte also selbst bei einem Lufthansa-Streik noch bewerkstelligt werden. So oder so gilt aber: Der Unmut aus der Bevölkerung dürfte bei einem möglichen neuerlichen Streik wieder groß sein. Zuletzt hatte Verdi-Chef Frank Werneke eine zunehmend gewerkschaftsfeindliche Stimmung festgestellt.

Vor dem Arbeitsgericht München hat die VC ihre Tarifforderung in einem Detail abgeändert. Weil auch die Richter rechtliche Bedenken gegen einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr äußerten, wird nun ein „pauschaler“ Inflationsausgleich in Höhe von 8,2 Prozent verlangt. Im laufenden Jahr sollen die Gehälter um 5,5 Prozent steigen. Dazu kämen eine neue Gehaltstabelle sowie mehr Geld für Krankheitstage, Urlaub und Training.

Im Video: Streik der Lufthansa-Piloten am 2. September

Lufthansa: Mehrbelastung von 900 Millionen Euro?

Laut Lufthansa würden die zusammengefassten Forderungen der VC die Personalkosten im Cockpit um 40 Prozent erhöhen. Dies sei selbst ohne Rücksicht auf die finanziellen Folgen der Corona-Krise außerhalb des Vertretbaren. Auf eine Laufzeit von zwei Jahren würde das eine Mehrbelastung von 900 Millionen Euro bedeuten, hieß es bei der Lufthansa.

Erst im Juli hatte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb der größten deutschen Airline für einen ganzen Tag nahezu lahmgelegt. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo will im Herbst für ihre Mitglieder verhandeln. Sie erklärte sich „ausdrücklich und uneingeschränkt solidarisch“ mit dem Streik der Piloten. (akl/dpa)

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