Wohnprojekt in Ilbenstadt: Gemeinschaft auf dem Klosterhügel

Nächstes Jahr soll es mit dem Bau des Wohnprojekts von Oekogeno in Ilbenstadt losgehen. Später als geplant. Dennoch, sagt Regionalleiter Joerg Weber: »Getan hat sich schon eine ganze Menge.«
Joerg Weber hat alles genau im Kopf. Wie groß die Wohnungen sein werden, ihre Aufteilung. Oder wie der Hof einmal aussehen soll, was im Garten wachsen wird und welche Obstbäume dort stehen werden. »Ich sehe genau vor mir, wie das hier alles wird«, sagt er.
Der Regionalleiter der Oekogeno-Genossenschaft betreut das Mehrgenerationenprojekt in Ilbenstadt, wo junge und alte Menschen, Singles und Familien, Menschen mit und ohne Handicap zusammenleben sollen.
Seit einigen Jahren plant er nun schon mit einem Projektleiter der Oekogeno, arbeitet mit Architekten und Denkmalschützern zusammen. »Es tut sich hier einiges, auch wenn man noch nicht so viel davon sieht.«
Von außen zumindest. Innen ist das anders. Im alten Pächterhaus des Klosters, wo einst eine Brauerei, eine Schmiede und eine Küferei waren, hängen die Wände voller Pläne. Grundrisse sind darauf oder Grafiken von den Gebäuden, die für das inklusive Wohnprojekt gebaut werden sollen.
Wohnprojekt in Ilbenstadt: Zeitplan ein wenig ins Wanken geraten
Manche der Pläne haben sich in den vergangenen Jahren und Monaten verändert, der Zeitplan ist auch ein wenig ins Wanken geraten - wie eigentlich immer, wenn an Gebäuden gearbeitet wird, die unter Denkmalschutz stehen. »Wir hatten alle Ingenieure hier, die man dahaben kann« - Statik, Geologie, Historie. Hinzu komme die Abstimmung mit dem Denkmalamt.
Doch, sagt Joerg Weber: »Nächstes Jahr wollen wir mit dem Bau beginnen.«
Die Offenlage des Bebauungsplans ist abgeschlossen, bald werden die Stadtverordneten darüber entscheiden. Und dann will Oekogeno den Bauantrag beim Kreis einreichen - Ende September/Anfang Oktober, hofft Weber.
Anfang dieses Jahres hat die Genossenschaft Oekogeno SWH (»Solidarisch wohnen Hessen«) das Grundstück übernommen.
Das Konzept des Wohnprojekts sieht vor, dass jeder Bewohner Mitglied in der Genossenschaft ist. Das bedeute: Zum Einzug müsse eine zinslose Einlage gezahlt werden (es soll auch Unterstützungsmöglichkeiten geben), ein Betrag - voraussichtlich zwischen 15 000 und 40 000 Euro -, der aber beim Auszug wieder zurückgezahlt werde.
Wohnprojekt in Ilbenstadt: 36 Wohnungen, Garten, Laden
Die Nachfrage ist groß, sagt Weber. Rund 400 Interessenten gebe es. Wobei nicht alle davon in Ilbenstadt wohnen wollen - »manche möchten das Projekt fördern«.
Wohnen wollen und können letztlich zwischen 75 und 100 Personen auf dem Gelände. Allerdings, betont Weber, muss es eine gute Mischung sein. Senioren, Singles, Familien. Die Räume sind entsprechend geplant: von Ein-Zimmer- bis Sechs-Zimmer-Wohnungen ist alles dabei.
Wohnungen soll es sowohl in den Neubauten als auch im Altbau, dem Pächterhaus, geben. In den Neubauten - »komplett in Holzbauweise und so ökologisch wie möglich« - sollen rund 32 entstehen. »Alle barrierefrei zugänglich.«
Auch im Pächterhaus ist Platz für etwa vier Wohnungen. Weitere Flächen, zum Beispiel das ehemalige Kutscherhaus, sollen für die Gemeinschaft sein. Ein Raum zum gemeinsamen Essen vielleicht. Oder eine Bibliothek.
Wohnprojekt in Ilbenstadt: Treffpunkt für ganz Ilbenstadt soll entstehen
Es soll außerdem einen Stadtteiltreff geben - eine Art Café, das dann nicht nur für die Bewohner geöffnet ist, sondern ein Treffpunkt für ganz Ilbenstadt werden soll. Zudem fest eingeplant: ein Regionalladen - auch mit Produkten aus dem Klostergarten.
Es gibt jedenfalls noch eine Menge zu tun. Dennoch: Joerg Weber ist zuversichtlich. Ende 2022 sollen die ersten Bewohner einziehen. »Die Vorarbeit hier ist sehr intensiv«, dafür werde der Bau an sich aber schneller gehen.
Manche werden von weit her nach Ilbenstadt ziehen, manche aus der Region - aus Frankfurt, Karben, Bad Nauheim oder direkt aus Ilbenstadt. Eine Anfrage ist aus Kiel gekommen, eine andere aus Oldenburg.
Das, sagt Weber, ist auch ein Grund, warum er seit dem ersten Tag mit viel Leidenschaft bei diesem Projekt dabei ist: »Diese Region hier ist sehr schön. Auch die Nähe zu Frankfurt. Ich freue mich darüber, wenn wir so eine tolles Projekt den Menschen zur Verfügung stellen können.«