Gefährden Fußbälle eine mögliche Solaranlage?
Wöllstadt (sia). Die Mittelhessische Energiegenossenschaft möchte in Wöllstadt eine Bürgersolaranlage errichten. Dabei konzentriert man sich auf das Dach der Römerhalle Ober-Wöllstadt. Beim Infoabend am Dienstag wurde für das Projekt geworben. Doch die Fußbälle vom Kunstrasenplatz könnten zum Problem werden.
»Für die Bürger und von den Bürgern« – so beschreibt sich die Mittelhessische Energiegenossenschaft (MiEG), die für Dienstag zur Infoveranstaltung ins Bürgerhaus Nieder-Wöllstadt eingeladen hatte. Die im Frühjahr 2011 gegründete Genossenschaft plant, finanziert, errichtet und betreibt Anlagen, die Energie aus Wind, Sonne und Wärme erzeugen. Die Vorstandsmitglieder Gabriele Neimke und Reinhold Friedrich stellten die seit der MiEG-Gründung realisierten Projekte vor und präsentierten das geplante Vorhaben in Wöllstadt den knapp 50 Besuchern mit einem Power-Point-Vortrag. »Sieben Kommunen sind uns schon beigetreten, vier weitere sind in der Vorbereitung, und wir hoffen, bald auch Wöllstadt bei uns begrüßen zu dürfen«, erklärte Friedrich. Ein entsprechender CDU-Antrag liegt dem Gemeindeparlament vor.
Die Genossenschaft wolle sich in Wöllstadt auf Fotovoltaikanlagen konzentrieren, betonte Neimke. Ein möglicher Standort sei die Römerhalle in Ober-Wöllstadt. »Das Dach ist neu und das nötige Volumen vorhanden. Es wäre für uns hochinteressant, es mit Modulen zu bedecken«, erläuterte Friedrich. Die Gewinne und Steuereinnahmen aus der Anlage kämen den Bürgern der Kommune zugute. Jedoch musste der gelernte Bankfachwirt nach ausführlicher Diskussion zugestehen, dass der Sportplatz vor der Halle ein Problem sein könnte. Zuvor war angemerkt worden, dass Fußbälle oder »die Steine darunter« die Anlagen beschädigen könnten. Vor dem Hintergrund dieses Risikos müsse sich die Genossenschaft noch absichern, betonte Friedrich.
Egal, wohin eine Anlage kommt: Der MiEG möchte vor allem den Bürgern die Möglichkeit geben, sich an den heimischen Projekten zu beteiligen. Bürgermeister Alfons Götz (CDU) bezeichnete den Informationsabend als gelungenen Anstoß für ein neues Energiekonzept. Er plädierte für einen Beitritt der Gemeinde, denn für eine eigene Genossenschaft habe Wöllstadt zu wenig Einwohner. Götz betonte, dass es wichtig sei, sich um Projekte zu kümmern, »die Erfolge versprechen und nicht unwirtschaftlich sind«.
Ein Seitenhieb auf die drei Windräder hinter Ober-Wöllstadt, die in Götz’ Augen an der falschen Stelle stehen. Er bekräftigte diese Aussage, indem er die von der Landesregierung erstellte Windressourcenkarte ansprach, die eine geringe Windhäufigkeit in dem Areal aufzeige.
Zuvor hatten die beiden MiEG-Mitglieder anhand des deutschen Atomkraftausstiegs festgemacht, warum die Energiewende nötig sei. »Die erneuerbaren Alternativen sind im Vormarsch, und die Technik schreitet mit großen Schritten voran«, betonte Neimke. Jeder Wöllstädter Bürger könne sich an den Fotovoltaikanlagen mit mindestens 1000 Euro bei einer Verzinsung von vier Prozent beteiligen.
Bei der anschließende Diskussion nahmen die Zuhörer kein Blatt vor den Mund und hinterfragten das geplante Projekt. »Ich möchte mich natürlich erst absichern, bevor ich da hinein investiere, daher scheue ich mich nicht, alles zu hinterfragen«, sagte ein alteingesessener Wöllstädter. Wie sich die Kommune entscheidet, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.