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»Unsere Erde ist endlich«

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Von: Sabrina Dämon

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»Keinen Klimaschutz ohne Erhalt unserer Böden«, schreibt das Bundesbündnis für Bodenschutz anlässlich des Weltbodentags. 		Foto: nic
»Keinen Klimaschutz ohne Erhalt unserer Böden«, schreibt das Bundesbündnis für Bodenschutz anlässlich des Weltbodentags. Foto: nic © nic

Wölfersheim/Wetteraukreis (pm/sda). Neubaugebiete, Gewerbeflächen, Straßen - täglich werden in Deutschland rund 60 Hektar Land - 90 Fußballfelder - verbraucht. Doch, sagen Bodenschützer: Damit entziehen wir uns unsere Lebensgrundlage. »Gesunde Böden sind nicht nur wesentlicher Faktor der Nahrungskette für Menschen und Tiere und wichtig für die Grundwasserneubildung. Sie sind auch der größte CO2-Speicher überhaupt.« So formuliert es das Bundesbündnis Bodenschutz, ein Zusammenschluss von Bürgerinitiativen, Naturschutz- und Bauernverbänden, das sich im Frühjahr gegründet hat. Nach eigenen Angaben sind 22 Organisationen darin vertreten. Im November ist auch die Wetterauer BI »Bürger für Boden« beigetreten.

Den heutigen Weltbodentag nutzen sowohl das Bundesbündnis als auch die BI dazu, um zum Bodenschutz aufzurufen. Dazu haben Wetterauer-BI-Vertreter einige Pressemitteilungen gesammelt, u. a. kommen darin Bodenkundler zu Wort.

Die Wetterauer BI gibt es annähernd so lange, wie die Pläne zum Bau des Rewe-Logistikzentrums bei Berstadt öffentlich sind. Von Anfang an haben sich die BI-Mitglieder gegen den Bau des rund 300 000 Quadratmeter großen Lagers gestellt, der im kommenden Frühjahr auf ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen beginnen soll. Denn - so die Argumentation der BI, die stets auch mit Bodenkundlern in Kontakt gewesen ist: Es handele sich bei der Fläche um »beste Böden«. Das Projekt bezeichnen die Mitglieder als »Dammbruch im Raubbau an den fruchtbaren Böden der Wetterau«.

Während das Thema Klimaschutz öffentlich viel Aufmerksamkeit bekommt, wird Bodenschutz noch nicht allzu lange thematisiert. Das liege daran, dass der Boden ein Imageproblem habe. »Er ist scheinbar unbegrenzt verfügbar. Und hat weder Kulleraugen noch ein seidiges Fell.« Dabei, schreibt das Bundesbündnis, gebe es »keinen Klimaschutz ohne Erhalt unserer Böden«. Zwei Drittel aller Organismen lebten unter der Erdoberfläche. »Böden und ihre Bewohner sind Bestandteil der wesentlichen Kreisläufe des Naturhaushaltes und der Ökosysteme.« Und: »Weithin unbekannt ist leider die Tatsache, dass einmal überbauter Boden für Jahrhunderte biologisch nahezu tot ist.«

Petition gegen Rewe läuft noch

In der Mitteilung des Bündnisses heißt es weiter: »Drei wichtige Ziele der Weltgemeinschaft lauten: Versorgung mit Nahrungsmitteln, Begrenzung der Erderwärmung, Erhalt der Biodiversität. Ohne fruchtbare Böden wird keines dieser Ziele erreicht.«

In einer gemeinsamen Erklärung schreiben die Bündnis-Mitglieder: »Der Erhalt unserer Grünflächen, Felder, Wälder und Wiesen ist Klimaschutz.« Statt fruchtbare Böden zu versiegeln gelte es, die Innenentwicklung zu fördern. Die Bodenschützer sehen im stetigen Flächenverbrauch sowohl lokale als auch globale Probleme. Ackerflächen, die unter Neubausiedlungen, Gewerbegebieten und Straßen verschwänden, fehlten der Natur und der Landwirtschaft, heißt es in einem Text des Vereins »Rettet den Regenwald«. »Statt Nahrungsmittel hierzulande zu produzieren, werden sie von weither importiert. Es wird ignoriert oder akzeptiert, dass dadurch andernorts die Natur geschädigt wird«, heißt es in der Mitteilung des Vereins, der sich auch gegen den Bau des Rewe-Logistikzentrums einsetzt. So gibt es auf der Homepage eine Online-Petition, gerichtet an den Vorstandsvorsitzenden der Rewe-Group, Lionel Souque, und weitere Handels- und Logistikunternehmen. Die Botschaft: »Bitte verzichten Sie auf den Bau neuer Logistikzentren.« An die 60 000 Mal ist die Petition bisher unterzeichnet worden.

Es müsse sich etwas ändern, darin sind sich die Organisationen einig, die sich mit Bodenschutz beschäftigen. »Noch immer gibt es Entscheider in Politik und Wirtschaft, die eine überwunden geglaubte Idee nicht aufgegeben haben: Wachstum um jeden Preis soll als Allheilmittel herhalten. Mit Standardargumenten - Arbeitsplätze und Steuereinnahmen - werden langfristige Auswirkungen verdrängt.« Für die Bodenschützer ein Fehlschluss: »Unsere Erde ist endlich; wir brauchen sie!«

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