Keine Kräne in Sicht: Auf dem Rewe-Acker wächst das Gras

Der Bau des REWE-Logistikzentrums bei Berstadt steht still. Auch bei der Amazon-Logistikhalle bei Grund-Schwalheim rührt sich seit dem 12. Mai 2021 nichts mehr. Wie geht es weiter?
Wölfersheim/Echzell (kni). Schon seit Jahren sollten sich die Kräne auf dem 26 Hektar großen Gelände zwischen der Bundesstraße 455 und der Autobahn 45 bei Berstadt drehen. Für 2023 hatte der Lebensmittelkonzern Rewe die Eröffnung des Logistikzentrums angepeilt. Mehrere Hundert Angestellte sollten in täglich 1100 Lkw-Fuhren Hunderte Supermärkte mit den Waren aus den Hochregalen der neuen, bis zu 35 Meter hohen Halle beliefern.
Doch auch dieses Projekt stockt. Die Initiative »Bürger für Boden« beklagt die Versiegelung eines der fruchtbarsten Ackergelände in ganz Deutschland. Der BUND focht per Eilverfahren die »Zielabweichung« an, mit welcher der Regionalverband die Felder zum Gewerbegebiet machte.
Ende November entschied der Europäische Gerichtshof, dass Umweltverbände eine Klagebefugnis haben. 2023 wird das Leipziger Bundesverwaltungsgericht in dritter Instanz über den Wölfersheimer Konflikt entscheiden. Werner Neumann vom BUND ist zuversichtlich, dass dann alle Genehmigungen für den Bau der neun Hektar großen Rewe-Halle hinfällig werden.
Die Bauherren von der Rewe Markt GmbH in Rosbach haben die vorliegende, aber unsichere Baugenehmigung bisher nicht genutzt. Eine Konzernsprecherin sagte im November: »Wir warten lieber, bis wir Rechtssicherheit haben.« Keine Auskunft gibt es auf die Frage, wie sich die jahrelange Verzögerung des Logistikzentrums auf die Belieferung der Supermärkte auswirkt. Sichtbare Engpässe haben die Rewe-Kunden bisher nicht erlebt.
Nichts los in Amazon-Halle
Seit dem 12. Mai 2021 rührt sich nichts auf der Baustelle an der Kreuzung der Bundesstraße 455 mit der Landstraße von Bisses nach Unter-Widdersheim am Ortsrand von Grund-Schwalheim. Das vier Hektar große Areal ist eingezäunt. Die 8500 Quadratmeter große Logistikhalle des Online-Versenders Amazon ist zur Straße hin einsehbar - dort fehlt die komplette Längswand. Links davon stehen nur die beiden Treppentürme für das Parkhaus der Belegschaft. Gut 120 Menschen sollten schon längst im Dreischichtbetrieb die Sprinter der Auslieferungsfahrer beladen.
Doch auch hier stoppte eine Verwaltungsklage des BUND das Millionenprojekt. Die Baugenehmigung des Wetteraukreises sei fehlerhaft, meinen die Umweltschützer. Denn für den Großbau direkt neben dem Naturschutzgebiet in den Horloffauen brauche man eine komplette Umweltverträglichkeitsprüfung. Werner Neumann vom BUND geht davon aus, dass diese Prüfung nachgeholt wird. Doch das Kreisbauamt meinte schon im Mai, es gebe erst einmal keinen Handlungsbedarf. »Der bestehende Baustopp wird durch den Wetteraukreis geprüft«, hieß es damals. Neue Nachfrage im Dezember: »Es gibt hierzu seitens des Wetteraukreises keinen neuen Sachstand.«
Man hat es offenbar nicht eilig, das Amazon-Verteilzentrum fertigzustellen. Nachfrage bei Steffen Adler, dem Pressesprecher des US-Unternehmens. Er antwortet: »Leider gibt es noch immer keine Updates zum Projekt.«