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Von wegen »das kann ich nicht«

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Von: Hanna von Prosch

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Brigitte Hof (l.) aus Friedberg und Nicole Bertels (r.) aus Niddatal sind dankbar für die Beratung und die Betreuung durch Elena Renda. © Hanna von Prosch

Seit dem 1. Juli hat Brigitte Hof (41) wieder eine Teilzeitstelle. Zwei Jahre Elternzeit und die Auswirkungen von Corona auf die Wirtschaftslage hatten ihr das Berufsleben verbaut. Da erhielt sie den Hinweis auf das GO-Projekt beim Bildungsträger GSM in Friedberg -und sie ist unendlich dankbar dafür.

GO heißt »Gut orientiert« und hilft beim Einstieg oder bei der Rückkehr von Frauen ins Erwerbsleben. Das Projekt ist beim Bildungsträger GSM in Friedberg angesiedelt. Die zwei Beraterinnen Elena Renda und Alexia d’Alessio haben bisher 14 Teilnehmerinnen zu einer Anstellung oder einer Umschulung verholfen. Auch der 40-jährigen Nicole Bertels, einer Tanzpädagogin, die nach der Kindererziehung und einigen 400-Euro-Jobs eine neue Aufgabe suchte.

»Oft ist die erste Hürde, dass kein Betreuungsplatz für Kinder da ist«, erklärt Renda. So war es auch bei Brigitte Hof. »Mithilfe von Frau Renda konnte ich klären, dass meine zweijährige Tochter einen Kita-Platz bekommt. Das war schwer zur Zeit der Notbetreuung im Januar. Danach erarbeiteten wir Punkt für Punkt alle Schritte in Einzelgesprächen. Es entstand nie Druck, sondern eher das Gefühl, selbst weitermachen zu wollen«, erzählt sie. Bertels bestätigt das: »Wenn ich eine Stellenanzeige sah, dachte ich immer, das kann ich sowieso nicht. Hier habe ich Selbstvertrauen gewonnen, auch mal Neues zu versuchen.«

Einzelcoaching und Gruppentermine

In einem Erstgespräch finden die Beraterinnen heraus, wo der schwierigste Knackpunkt für einen Neuanfang ist, betrachten das häusliche Umfeld, erfragen Wünsche und Ziele. Danach folgt die individuelle Strategieplanung. »Wer das Angebot annimmt, unterschreibt eine Vereinbarung. Das ist notwendig, damit man im eigenen Interesse durchhält, aber auch, weil es viele Interessentinnen gibt, die bei begrenzten Plätzen eine Chance verdienen«, erklärt Renda. Einmal pro Woche kommen die Teilnehmerinnen dann zum ein- bis zweistündigen Einzelcoaching. Außerdem gibt es einen bis drei Gruppentermine, an denen Grundwissen vermittelt wird: Achtsamkeit, Selbstreflexion, Selbstwirksamkeit, Kompetenzen erkennen, Kommunikation im Arbeitsleben und bei Bewerbungen, Arbeitszeugnis und anderes. Die jeweiligen Zeiten können die Teilnehmerinnen aus einem Monatsplan entnehmen.

»Für mich waren die Bewerbungsschreiben und die Wortwahl im Bewerbungsgespräch sehr hilfreich, denn ich bin ein Zahlenmensch. Das haben wir immer wieder geübt. Als ich am Ende mein Wissen an einen Freund weitergeben konnte und der Erfolg hatte, war ich sehr stolz«, berichtet Hof begeistert. Die Hilfe durch Selbsthilfe schätzt auch Bertels sehr: »Das ist Berufsberatung und Sozialberatung. Man schaut den Lebenslauf an, um versteckte Fähigkeiten und Interessen zu finden. Ich war ja jahrelang nur Familienmanagerin und hielt mich nicht gerade für qualifiziert.« Renda bestätigt, dass viele Frauen mit dieser Einstellung kämen und ihre Fähigkeiten erst erkennen müssten. Außerdem könnten sich Frauen nicht gut selbst verkaufen und seien schlechte Verhandlerinnen, was die Gehaltsvorstellungen betreffe.

Am Anfang war Bertels erschrocken wegen der Dauer von einem halben Jahr. Aber das brauche man, um bei der Berufswahl und im eigenen Auftreten sicher zu werden. »Man merkt selbst, wenn es so weit ist«, ergänzt Hof. Bis dahin werden gemeinsam Stellenanzeigen gesichtet und bewertet, Bewerbungsschreiben verfasst und Gespräche geübt.

Aber nicht immer führt der Weg direkt zurück zum Arbeitsplatz. Bertels schult um und macht eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Für die Bewerbung zum Praktikum hat sie aber das Rüstzeug schon in der Tasche. Für sie kommen in den Klausuren jetzt nur die besten Noten infrage: »Ich bin glücklich damit.«

Gemeinsam einen ganz persönlichen Werkzeugkoffer packen und die Frauen losschicken, das ist Rendas Ziel. Von den 39 Erstkontakten wurden 27 Frauen aufgenommen, aktuell sind elf im Projekt. Das und die vielen positiven Rückmeldungen geben ihr die Hoffnung, dass das Projekt GO über das Jahresende hinaus verlängert wird. Die beiden Teilnehmerinnen stimmen zu: »Man lernt unglaublich viel und das noch kostenlos!«

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