Traumberuf Schriftstellerin

Auf welche Weise kann es gelingen, Schriftstellerin zu werden und wie sind die Berufsaussichten? Alisa Limberger aus Münzenberg möchte das gerne herausfinden. Die 15-Jährige Weidig-Gymnasiastin absolviert ihr Schülerpraktikum daher bei Autorin Jule Heck.
Es ist eher ungewöhnlich, sich beim Schüler- betriebspraktikum an die Seite einer Schriftstellerin zu begeben, doch genau das tut Alisa Limberger. Seit Montag schaut die 15-Jährige der Autorin Jule Heck aus Münzenberg über die Schulter.
Alisa besucht die Klasse 9 des Butzbacher Weidig-Gymnasiums. »In der 8. Klasse haben wir angefangen, uns theoretisch auf das Praktikum vorzubereiten«, erzählt sie. Das Fach, in dem dieser Inhalt anstand, heißt PoWi (Politik und Wirtschaft). »Zuerst habe ich in einer Buchhandlung, beim Tierarzt und in einem Café nachgefragt.« Das war aber nicht so einfach, entweder pandemiebedingt oder weil die Stelle schon vergeben war. Alisa schreibt schon seit ihrem neunten Lebensjahr.
Momentan überarbeitet sie eine Geschichte über eine Zukunft, in der die Menschen nicht eins sind. Dort gibt es auch die Hüter der Mächte, Personen, die Magie anwenden können. Da Alisa das Schreiben viel Freude macht, entstand die Idee, sich bei einer Schriftstellerin zu bewerben. Die junge Münzen- bergerin schickte eine Geschichte per E-Mail an Heck und bekam eine Einladung zum Gespräch. »Wir haben uns einmal getroffen und darüber geredet, und ich habe meinen Lehrer gefragt, ob es okay wäre. Und er sagte, das ist es.« Die Situation von Schriftstellern schätzt Alisa realistisch ein, insofern würde sie dieser Tätigkeit später gern nebenberuflich nachgehen. »Natürlich wäre es cool, es hauptberuflich zu machen, aber ich weiß nicht, ob ich es umsetzen kann. Ich habe gelesen, dass die meisten Autoren nur ganz wenig Geld von dem bekommen, was das Buch im Geschäft kostet.«
Als Jule Heck Alisas Bewerbung erhielt, war sie zunächst überrascht. »Ich dachte, sie weiß sicher nicht, dass ich das nur hobbymäßig mache«, überlegte Heck. Andererseits sei es nicht nur ein Hobby, da sie ihre Bücher auch vermarktet. Ablehnen, ohne wenigstens mit Alisa gesprochen zu haben, wollte sie nicht. Sie lud die Schülerin ein, um ihr zu erklären, wie schwer es ist, Autorin zu werden und einen Verlag zu finden. »Ich wollte ihr vermitteln, dass es nicht verkehrt ist, erst mal zu studieren oder Buchhändlerin zu werden, um Autorin zu werden und es nebenbei zu machen.« Gleichzeitig wollte sie Alisa ermutigen, es unbedingt zu probieren. »Damit sie nicht ihr Leben lang sagt: ›Ach, hätte ich doch‹. Ob als Hobby oder beruflich - Hauptsache man ist mit sich im Reinen.« Schließlich sagte Heck das Praktikum zu, denn auch für sie ist es eine neue Erfahrung. Bevor es losging, war Alisa schon ein paarmal bei der Autorin, nahm beispielsweise an einer Lesung in deren literarischem Salon teil.
Für das Praktikum bereitete Heck eine Liste mit vielen Inhalten vor, die der 15-Jährigen einen Einblick in die Aktivitäten der schreibenden Zunft geben. Dazu gehören Besuche bei Büchereien, bei Verkaufsstellen und Treffen: Etwa mit einem Drehbuchautor, der auch Regie führt und einem pensionierten Polizeihauptkommissar, der einem Krimiautoren die Abläufe bei Ermittlungen erläutert. Ein neues Café, das Lesungen veranstalten möchte, ist ebenso Station wie eine Lektorin, das Stadtmarketing und die Wetterauer Zeitung Auch Aufgaben hat sich Heck für Alisa überlegt: Beispielsweise »Mondia oder die Verschwörung der Gleichen« von Luise Link aus Oppershofen zu lesen und eine Inhaltsangabe zu schreiben. Anschließend soll sich Alisa mit Link über dieses Buch unterhalten. Ein Treffen mit Thriller-Autor Daniel Holbe steht ebenfalls im Terminkalender. »Daniel wird ihr erzählen, wie es ihm gelungen ist, das Erbe des Bestsellerautors Andreas Franz anzutreten«, schildert Heck.
Die Praktikantin an ihren Aktivitäten teilhaben zu lassen, macht der Schriftstellerin Spaß: »Ich habe schon so viel Unterstützung durch andere bekommen, etwa beim Vertrieb meiner Bücher, dass ich das auch einmal zurückgeben will.« Und auch Alisa ist mit ihrem Praktikum zufrieden. »Ich finde es spannend«, strahlt die junge Nachwuchsautorin.