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Gefahr durch Raketen nahe Rosbach: „Vom Verhalten der Bundeswehr sehr enttäuscht“

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Von: Thomas Kopp

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Ohnehin gibt es schon genug Gefahrenschilder im Munitionslager Köppern. Nun aber bereiten auch »schwitzende« Raketen Sorgen. Die Rathauschefs der angrenzenden Kommunen wären gerne darüber informiert worden.
Ohnehin gibt es schon genug Gefahrenschilder im Munitionslager Köppern. Nun aber bereiten auch »schwitzende« Raketen Sorgen. Die Rathauschefs der angrenzenden Kommunen wären gerne darüber informiert worden. © Jens Priedemuth

Nachdem die Bundeswehr die Gefahr durch Nitroglyzerin ausschwitzende Raketen im Rosbacher Wald relativiert hatte, können die angrenzenden Kommunen aufatmen. Doch sie üben auch Kritik.

Rosbach – Dass im Munitionsdepot Köppern zwischen Wehrheim und Rosbach nicht nur kleine Kaliber lagern, ist bekannt. Doch für die 110-Millimeter-Raketen für das Leichte Artilleriesystem soll laut einem aktuellen Bericht eine hohe Gefahr der Selbstentzündung bestehen (diese Zeitung berichtete). Die Bürgermeister Gregor Sommer (Wehrheim, CDU), Lars Keitel (Friedrichsdorf, Grüne) und Steffen Maar (Rosbach, parteilos) waren überrascht, als sie am Wochenende diese ersten Berichte zu Mängeln bei den im Depot gelagerten Raketen lasen und hörten. Auch wenn die Besorgnis um eine drohende Selbstentzündung inzwischen etwas abgeklungen ist, haben die Berichte für erhöhte Alarmbereitschaft gesorgt.

Raketenlager bei Rosbach: Kritik an der Informationspolitik

Die ersten Rückfragen hierzu habe es schon am Wochenende aus der Bürgerschaft gegeben, berichtet Sommer, dass die Nachricht für Ängste gesorgt hat. Er äußert deutliche Kritik an der Informationspolitik der zuständigen Stellen bei der Bundeswehr: »Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Bundeswehr hier nicht rechtzeitig und transparent informiert. Die Bürgermeister der Kommunen hätte man mitnehmen können bei der Information, unabhängig davon, ob eine Gefahr aus dem Munitionsdepot besteht oder eben nicht. Dies wurde leider - mal wieder - versäumt. Statt die Thematik offensiv anzugehen, besteht ja gerade wegen der nicht gegebenen Informationen eine Verunsicherung der Bürger. Von dem Verhalten der Bundeswehr bin ich sehr enttäuscht«, sagt er.

Sommer hat am Montag die neuen Parlamentarischen Staatssekretäre im Bundesverteidigungsministerium, Siemtje Möller und Thomas Hitschler (beide SPD), angeschrieben und um Auskunft gebeten. Darin beschreibt er, dass er wiederholt Anfragen von Bürgern hatte und nun über die Gefahrenlage aufgeklärt werden möchte.

Munitionslager nahe Rosbach: Immens viele Rückfragen, Sorgen und Ängste

»Dieses zweitgrößte Depot in Deutschland wurde auch auf 154 Hektar Gemarkung Wehrheim errichtet und grenzt unmittelbar an bebaute Flächen an«, verweist er auf den Hintergrund seiner Anfrage. Doch fragt er nicht nur nach der Gefahrenlage, sondern auch nach Alarmierungsplänen und der Einbindung der heimischen Feuerwehren in die Thematik. Sommer hat bereits Kontakt mit dem Standortleiter aufgenommen.

Dies hat auch Keitel. Und er hat sich gleich einige Etagen höher gewendet und direkt an die neue Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) geschrieben. Auch er hat Anfragen im Rathaus von Bürgern registriert. »Es gibt immens viele Rückfragen, Sorgen und Ängste«, sagt er. Auch habe er bereits mit Stadtbrandinspektor Ulrich Neeb Kontakt aufgenommen, da die Feuerwehr Friedrichsdorf das Lager in Ergänzung zur lagereigenen Feuerwache der Bundeswehr mitbetreue.

Munitionslager nahe Rosbach: Information beugt Missverständnissen vor

Keitel hätte sich ebenfalls eine Vorabinformation zu den Ereignissen gewünscht. »Ein guter Informationsfluss hilft dabei, eventuellen Missverständnissen vorzubeugen. Viele wenden sich an die Stadtverwaltung, aber wir können die gestellten Fragen nicht beantworten.« Dabei hätte man Informationen der Bundeswehr über die stadteigenen Kanäle wie die Homepage oder über Social Media schnell verbreiten können.

Bürgermeister Maar hatte nicht ganz so viele Anfragen, obwohl die Stadt Rosbach nach Wehrheim den zweitgrößten Flächenanteil am Lager aufzuweisen hat. Auch er habe bereits mit dem Lagerkommandanten gesprochen, aber nicht viel erfahren.

Rosbacher Bürgermeister: Neuigkeiten aus der Presse erfahren

Maar schätzt die Gefahrenlage etwas anders ein als seine Kollegen: »Die Raketen lagern da oben im Wald in geschützten Bunkern. Wenn nicht daran manipuliert wird, kann nicht allzu viel passieren«, so seine Einschätzung. Doch trotzdem hätte auch er es als passend empfunden, wenn die Stadtverwaltung die Neuigkeiten nicht aus der Presse hätte erfahren müssen.

Interessant werde es noch einmal, wenn das laufende Gutachten ergibt, dass die Raketen zur Entsorgung abtransportiert werden können. Maar erinnert sich noch an den Golfkrieg und den Abzug der Amerikaner aus dem Lager im Jahr 1995, »als Tag und Nacht Lastwagen fuhren, um das Lager zu leeren«. Die genaue Anzahl der gelagerten Raketen vom Typ LAR 110 Millimeter ist Verschlusssache. Doch anzunehmen ist, dass es sich um einige Tausend handeln dürfte.

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