1. Wetterauer Zeitung
  2. Wetterau
  3. Rosbach

Jäger wollen Image »vom Staub befreien«

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Rosbach-Rodheim v. d. H. (sky). Um einen Mosaikstein reicher ist die Vereinslandschaft im Stadtteil Rodheim. Seit 1. April gibt es dort die Jägervereinigung Wetterau, ein Zusammenschluss von derzeit 50 Jagd-interessierten Mitgliedern.

Das auserkorene Vereinslokal, in dem man sich künftig alle Vierteljahr zum Stammtisch treffen wird, ist das Rodheimer Bürgerhaus.

Dieser Tage kamen die Jäger zur Premiere ihres Stammtischs im Bürgerhaus zusammen.Landwirt Maximilian Best (34) nutzte die Gelegenheit zu einem Vortrag über das Thema »Wildäcker organisieren und bewirtschaften«.

»Wir wollen den Begriff Jäger vom Staub der Vergangenheit befreien und ein junger Verein werden«, sagt Schriftführer Florian Glos (28). Der gelernte Speditionskaufmann kam schon als Jugendlicher mit dem Jägerdasein in Verbindung. »Ich war bei vielen Treibjagden dabei und bin da hineingewachsen«, erzählt er. So wie ihm erging es vielen Vereinsmitgliedern, deren Durchschnittsalter bei etwa 40 liegt. »Das sind zehn bis 15 Jahre weniger als bei vergleichbaren Organisationen«, berichtet der Vorsitzende Klaus Kost nicht ohne Stolz. Ganze Jägerfamilien hätten sich entschlossen, dem Verein beizutreten, bei seinem Stellvertreter Wolfgang Schomber erstrecke sich dies sogar über drei Generationen. Ehefrau Inge Schomber gehört zu den derzeit zwölf Frauen im Club. »Ich bin aber mehr für die Zubereitung von Wildbret zuständig als fürs Jagen«, schmunzelt sie.

Schließlich müsste es ja auch jemanden geben, der Hase, Reh oder Wildsau küchenfertig für die Gefriertruhe zerlegt oder für einen Sonntagsbraten in den Ofen schiebt. Demnächst werde auch wieder ein Wildkochkurs bei Bürgerhauswirt und Vereinsmitglied Ulli Müller anstehen, zu dem auch Nichtmitglieder willkommen seien. »Das ist immer eine fröhliche Runde, die ihren krönenden Abschluss beim gemeinsamen Essen findet.«

Wie vielseitig das Jägerdasein sein kann, erzählt Klaus Kost. Natürlich gehe es bei dieser zweitältesten Form der Nahrungsmittelsuche auch um das Erlegen von Wildtieren, doch die Tätigkeiten verlagerten sich im Laufe der Zeit mehr und mehr auf das Hegen und Pflegen. »Dafür gehen etwa 98 Prozent unseres Zeitaufwandes drauf.« Bei gemeinsamen Arbeitseinsätzen würden Blühwiesen angelegt, um Insekten anzulocken – wie zum Beispiel im Bereich »Alter Berg« Richtung Wöllstadt – oder Wildäcker, bei denen die Zusammenstellung der Saatgutmischung so viele Leckerbissen bereit halte, dass etwa eine Rotte Schwarzkittel eher hierhin zieht als zu den Felder der Landwirte.

»Oft ein völlig falsches Bild«

Regelmäßig müssten auch die Hochsitze gewartet oder erneuert werden. »Es ist die Aufgabe eines Jägers, den Wildbestand in einem ausgewogenen Verhältnis zu den örtlichen Gegebenheiten zu halten und kranke oder schwer verletzte Tiere herauszunehmen«, sagt Kost. Dazu sei das Einzeljagen von den Hochsitzen aus unerlässlich. Ihm ist daran gelegen, die richtigen Antworten auf die Vorwürfe mancher Kritiker zu finden, die oft ein völlig falsches Bild von dem hätten, was in Wirklichkeit in einem Jagdgebiet passiert. »Unsere Aufklärung beginnt bereits in den Schulen oder Kindergärten und stößt da auf große Resonanz«, weiß er zu berichten. »Die Kinder sind sehr wissbegierig und interessieren sich sowohl für die ausgestopften Präparate als auch für die lebenden Hunde, die wir bei unseren Besuchen häufig mit dabei haben.« Erklärungen zu dem Lebensraum der Wildtiere oder ihrer Ernährungsweise gehörten mit zum Programm, das der Verein den Kindern näher bringen will. »Mit dieser Form der Öffentlichkeitsarbeit wollen wir Neuland betreten, ohne die Tradition aus dem Auge zu verlieren«, meint Wolfgang Schomber.

Die Nutzung moderner Medien geschehe in Harmonie mit den traditionellen Aufgaben eines Jägers in Wald und Flur.

Schon in Kürze soll auch die Internetseite fertig sein. Dort wird dann zum Beispiel ersichtlich sein, wo sich ein musikinteressierter Jäger zum Jagdhornbläser ausbilden lassen kann, oder wo noch freie Reviere zu finden sind. Gemeinsam will man daran arbeiten, dass das Bild vom wilden Jägersmann in der Versenkung verschwindet.

Auch interessant

Kommentare