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So kommt der Gänsebraten auch in Corona-Zeiten auf den Tisch

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Von: Sophie Röder

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Hofbesitzer Berthold Antony hockt zwischen der neugierigen Gänseschar. Die Gänse sollen dieses Jahr alle geschlachtet und überwiegend zu klassischen Weihnachtsgänsen verarbeitet werden.
Hofbesitzer Berthold Antony hockt zwischen der neugierigen Gänseschar. Die Gänse sollen dieses Jahr alle geschlachtet und überwiegend zu klassischen Weihnachtsgänsen verarbeitet werden. © Nicole Merz

Dieses Jahr ist alles etwas anders. Derzeit sind alle Restaurants geschlossen und auch keine Familienfeiern im größeren Kreis möglich. Berthold und Sabine Antony erzählen, warum trotzdem Gänse gekauft werden.

Am Ortsrand von Rockenberg führt die Familie Antony einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Geflügelzucht, Rindern und eigenem Hofladen. Dort sind die Gänse inzwischen ausgewachsen und könnten geschlachtet werden. Eine Besonderheit des Betriebs liegt darin, dass die Familie die Gänse nicht nur selber schlachtet, sondern auch im eigenen Hofladen verkauft.

Familie Antony ist bisher recht optimistisch, was die Gänsesaison betrifft. Ein Grund dafür liege in der Direktvermarktung. »Wir verkaufen die meisten Gänse über unseren Hofladen. Nur rund 25 Prozent gehen an Restaurants«, sagt Berthold Antony. Obwohl die Lokale derzeit geschlossen haben, versuchten die Geschäftskunden der Antonys ihre vorbestellten Mengen abzunehmen.

Im Hofladen verlaufe der Gänseverkauf zurzeit normal. Der Aufwand sei jedoch größer. »Die meisten haben ihren Martinsbraten trotz Corona gemacht. Auch steigt bei vielen der Stellenwert der Familie«, sagt Sabine Antony. »Außerdem haben die Leute zum Teil viel mehr Zeit, um sich an einem eigenen Braten auszuprobieren. So ein Gänsebraten dauert ja schon ein paar Stündchen«, ergänzt Berthold Antony.

»Raubtiere« auf zwei Beinen

Anfang des Jahres, als Corona noch kein Thema war, haben die Antonys 600 Gössel - so heißen die Babygänse - zur Aufzucht bestellt. Ende Juni sind diese, noch gelb und flaumig, im Alter zwischen acht und zehn Tagen auf dem Hof eingezogen.

Die Gänse kommen morgens zwischen acht und neun Uhr auf die Wiese. Dort dürfen sie den Tag verbringen, wie sie möchten. Zum Sonnenuntergang geht es wieder in den Stall. Denn nachts ist die Gefahr zu groß, von einem Raubtier gefressen zu werden. »In den Tagen vor Weihnachten haben die Raubtiere manchmal nur zwei Beine«, sagt Berthold Antony.

Zurzeit sind noch etwas weniger als 500 Gänse auf der fünf Hektar großen Weide unterwegs. In den Wochen vor Weihnachten werden einmal pro Woche - immer kurz vor dem Wochenende - um die 40 bis 50 Gänse geschlachtet. Auch dieses Jahr gibt es für die Gänse keine Schonfrist. Schon jetzt gebe es Vorbestellungen für Weihnachten. »Wir gehen davon aus, dass vor Weihnachten keine Gänse mehr da sind«, sagt Berthold Antony. In den letzten Jahren habe es sogar Wartelisten gegeben. Bisher wurden alle Gänse immer bis Ende Dezember geschlachtet. Das sei auch gut so, denn die Gänse auf dem Hof dürfen sich in natürlicher Geschwindigkeit entwickeln, doch im Januar würden sie langsam zu alt sein und nicht mehr so gut schmecken,

Für den Gänseverkauf kurz vor Weihnachten wollen Antonys noch eine zweite Verkaufsmöglichkeit anbieten, damit die Schlange vor dem Laden nicht zu lang wird. In den Hofladen dürfen momentan nur drei Kunden gleichzeitig.

Eine Änderung im Kaufverhalten ist Sabine Antony aufgefallen. Viele Kunden versuchten, nicht zu oft einkaufen zu gehen und kauften daher für ein bis zwei Wochen ein. »Es kommt auch vor, dass Kunden mich anrufen und die Bestellung durchgeben. Dann packe ich alles in einer Kiste zusammen, und die Kunden übergeben mir das Geld im Briefumschlag. Man versucht eben, vorsichtig zu sein«, sagt Sabine Antony.

Restaurants, die Gänse abnehmen, bieten unter anderem einen Lieferservice an. Auf diese Weise können auch diejenigen, die keine Zeit zum Kochen haben, in den Genuss eines Gänsebratens kommen: »Gans to go«.

Hofladen Antony

- Hof und Laden sind ein Familienbetrieb. Die Eheleute haben ihn 1991 von Berthold Antonys Vater übernommen.

- Auf dem Hof werden Hühner, Puten, Gänse und Enten in Freiland-, Auslauf- und Stallhaltung artgerecht gehalten.

- Das Futter wird aus hofeigenem Getreide hergestellt.

- Mit einer Herde von Hochlandrindern werden unter anderem heimische Naturschutzgebiete beweidet und dadurch gepflegt.

- Weitere Informationen unter http://hofladen-antony.de/

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