Gänsebraten schmeckt Berthold Antonys Kunden
Rockenberg (dpa/lhe). Mit Wucht drückt Berthold Antony die Stalltür beiseite. Hinter dem Verschlag schnattern mehrere hundert Gänse, die auf ihren Spaziergang warten. Mit einem vorsichtigen Blick wagt sich der erste Vogel auf die schneebedeckte Weide, kurz darauf watscheln die übrigen Tiere im großen Gänsemarsch hinterher.
Rockenberg (dpa/lhe). Mit Wucht drückt Berthold Antony die Stalltür beiseite. Hinter dem Verschlag schnattern mehrere hundert Gänse, die auf ihren Spaziergang warten. Mit einem vorsichtigen Blick wagt sich der erste Vogel auf die schneebedeckte Weide, kurz darauf watscheln die übrigen Tiere im großen Gänsemarsch hinterher.
Antony ist Geflügelwirt. 450 Gänse hat der Rockenberger in diesem Jahr aufgezogen. Am Donnerstag gehen im neuen Hofladen die letzten der Prachtexemplare über die Theke, frisch geschlachtet und fertig für den klassischen Weihnachtsbraten. »Das Schlachten ist nicht das Angenehmste«, sagt Antony. Aber es gehört dazu. Und die Gänse sind eine unerlässliche Einnahmequelle für ihn und seine Familie, wie der dreifache Vater betont.
»Natürlich bekommt man Gänse auch in den Tiefkühltruhen der Supermärkte. Aber die Gans ist Tradition. Und für viele Anreiz, zum Bauern zu fahren. Auch wenn es ein wenig teurer ist.« Überzeugen will der 47-Jährige mit Qualität. Das funktioniere auch in schlechteren Zeiten. Seine Gänse seien größtenteils schon vorbestellt oder verkauft.
Die Arbeit mit dem Federvieh beginnt im Juni. Aus einem Zuchtbetrieb in Nordrhein-Westfalen kommen die zwei Wochen alten Küken nach Mittelhessen. Eine eigene Zucht rentiert sich für den Geflügelwirt nicht. Dafür sei sein Hof zu klein. Auf 25 000 Quadratmetern Weidefläche haben seine Vögel Auslauf - weit mehr als Behörden und Tierschutz vorschreiben.
Vier Gänse dürfen demnach auf einem Quadratmeter gehalten werden. »Im Stall hat bei uns jede Gans mindestens einen Quadratmeter Platz. Tierschutz spielt für mich eine große Rolle«, sagt Berthold Antony. Das fange beim Auslauf an und höre beim Futter aus eigenem Anbau auf. Fast eine Tonne Getreide verschwindet pro Woche in den Schnäbeln.
Ständiger Begleiter eines Gänsehalters sind die Behörden. Ob Veterinäramt, Amt für Verbraucherschutz oder Lebensmittelkontrolleure - unangekündigt stehen die Beamten auf dem Hof und schauen nach dem Rechten. Für Antony kein Problem: »Bisher gab es nie Grund zur Klage.«
Die Arbeit auf dem Gänsehof zieht im Verlauf des Jahres stark an. »Den Bauern, der im Winter schläft und im Sommer die Ernte einholt, gibt es nicht mehr, erzählt Antony, die kalten Monate seien anstrengender als die Erntezeit. Ausruhen sei gerade im November und Dezember beinahe unmöglich. Dann wird die gesamte Familie mit Ehefrau Sabine und den Kindern Lukas, Markus und Mareike eingespannt. In der Hochphase bekommen sie zudem Unterstützung von Freunden und Verwandten. Anders sei die Arbeit nicht zu meistern. »Bis eine Gans verkauft wird, braucht es pro Tier mindestens eine Stunde. Einfangen, Schlachten, Rupfen.« Es ginge auch einfacher, zum Beispiel durch Einfrieren auf Vorrat. Darunter leiden aber Frische und Qualität, findet der Rockenberger.
Bei den Antonys kommt zum Fest übrigens keine Gans auf den Tisch - sondern Toast Hawaii.