Dank Slade und Sweet ist das Oldie-Feeling wieder da
Rockenberg-Oppershofen (en). Es war ein langer Abend, ein schöner Abend, ein lauter Abend. Aber insgesamt ein großer Abend: Die Rockenberger »Arbeitsgemeinschaft für Kinder und Jugend« (AGKJ) hat ihre 2. Charity-Night am Samstag im Oppershofener Bürgerhaus mit Bravour hinter sich gebracht.
Rockenberg-Oppershofen (en). Es war ein langer Abend, ein schöner Abend, ein lauter Abend. Aber insgesamt ein großer Abend: Die Rockenberger »Arbeitsgemeinschaft für Kinder und Jugend« (AGKJ) hat ihre 2. Charity-Night am Samstag im Oppershofener Bürgerhaus mit Bravour hinter sich gebracht. Auch diesmal mit Helden des Glamrock der frühen Siebziger - hatten The Sweet im letzten Jahr bei der Premiere schon begeistert und für ein volles Haus gesorgt, so waren die vier Engländer diesmal in einem proppenvollen Haus die Zugabe für ebensoviele Landsleute: Slade. Dass für die Veranstalter unter dem Strich ein Plus bleiben wird, verdanken sie etlichen Sponsoren - der Reinerlös geht wieder an mittelhessische Projekte für Kinder und Jugendliche.
Für das Publikum stand freilich am Samstag der Spaß an erster Stelle. Etwa die Hälfte der Besucher hatte die Hits von einst noch im Ohr, die anderen kannten selbst die Bandnamen nur vom Hörensagen - wenn überhaupt. So wie Katrin, die aus Bad Nauheim herübergekommen ist - mit Freund Benny und ihren Eltern, die ihr die Tickets geschenkt haben, damit die Jugend auch einmal sieht und hört, was den Eltern einst gefallen hat. Und wie war’s: »Schon klasse«, sagt Katrin, wenn auch nicht in einem Ton, der gleich einen Überfall auf Papas Plattenschrank vermuten lässt.
Aber daran, dass die alten Herren - aus jeder Ursprungsformation sind noch Musiker dabei - auch der Madonna-Generation ganz schön einheizen können, ließen sie von der ersten Minute an keine Zweifel aufkommen.
»Meetoo« und Schlagerstern Liza hatten beim Heimspiel den Boden schon bereitet, Bürgermeister Manfred Wetz den Organisatoren für ihr Engagement gedankt und die Bühnentechniker beim Umbau schnelle Arbeit geleistet, als Andy Scott und seine Mannen die Bürgerhausbühne enterten. So frenetisch begrüßt wie im letzten Jahr verabschiedet - ein Hinweis darauf, dass das Publikum anno 2009 in großen Teilen auch das von 2010 war. Eine gute Stunde lang Hit auf Hit nonstop, vom »Ballroom Blitz« bis zum kleinen Willy, von »Coco« bis zur »Teenage Rampage«. Aber eine ganze Weile hatte man das Gefühl, als warte das Publikum nur auf den Hauptact des Abends. Schließlich waren Sweet ja nur ins Programm hineingerutscht, weil in Stuttgart just am Samstag ein Auftritt geplatzt war und AGKJ-Musikexperte Wolfgang Langsdorf davon Wind bekommen hatte (wir berichteten).
Artig wurde geklatscht, auch mal richtig gejubelt - bis die Slade-Fans die Flucht nach vorn ergriffen und sich endlich mitnehmen ließen in die Sphären des nicht ganz so harten Rock. Die Marathon-Version von »Love is like Oxygen«, im letzten Jahr von vielen noch eher als störend empfunden, brachte heuer den Durchbruch. Der Zugabe-Forderungs-Chor verfehlte seine Wirkung nicht: Sweet ließ sich nicht lumpen und fetzte auch noch die letzten Hits ihrer großen Zeit.
Die Ära der schrillen Kostüme
Umbaupause. Warten auf die nächsten Heroen von damals - Dave Hill und Drummer Don Powell sind von Anfang an dabei, Mal McNulty und John Berry später hinzugekommen. Noch mehr als Sweet passten Slade in diese Ära der bunten und schrillen Phantasiekostüme, an Gitarrist Hill sind die vier Jahrzehnte fast spurlos vorbeigegangen. Und wer den nicht kennt, der erinnert sich sicher noch an die abenteuerliche Rechtschreibung ihrer Songtitel - das zweite Markenzeichen der vier Briten, die rekordverdächtige 271 Wochen lang die Hitparaden anführten und mehr Single-Nummer-Eins-Hits gehabt haben sollen als ABBA.
Dass sie von einem anderen Schlag waren als Sweet oder Middle Of The Road, machten Slade am Samstag vom ersten Ton an kompromisslos klar: Es gab mächtig was auf die Ohren, ein paar Dezibel weniger hätten es auch getan. Was bei den ganz großen Hymnen wie »Far far away« oder »Coz I luv you« nicht weiter auffiel, aber schon »Mama weer all crazee now« war einer ganzen Reihe von Gästen offenbar zu crazy - man eilte zur Garderobe und früher als geplant hinaus in die Kälte und Stille. Während vorn der harte Kern ausgelassen feierte.
»Merry X-mas everybody«
Dann ist plötzlich Schluss. Die Jungs winken, lassen eine leere Bühne zurück - und ein sichtlich überraschtes Publikum, in dem sich der Zugabe-Chor erst wieder formieren muss. Das klappt dann doch noch, Hill und Co. tauchen wieder auf. Klare Sache: Schließlich haben sie noch was aufgehoben: »My oh my« und natürlich den am Advent-Vorabend unvermeidlichen Weihnachtsklassiker »Merry X-mas everybody«. Und jetzt endlich ist es wieder da: das Oldie-Feeling, die Erinnerung an die gute alte Jugendzeit. Ende gut - fast alles gut. AGKJ-Vorsitzender Richard Graubert sieht’s ähnlich: »Bis morgen haben sich die Ohren wieder erholt.
« Er freut sich über den insgesamt überaus erfolgreichen Abend und hofft, nach dem Kassensturz dem Butzbacher Gemeinschaftsprojekt »Musik als Rezept« der Musikschule und der Kinderarztpraxis Dr. Stier sowie dem Gießener Sozialdienst Katholischer Frauen ein hübsches Sümmchen überweisen zu können. Die Butzbacher wollen über die Musik sprach- und kommunikationsgestörte Kinder fördern, die Gießener für ihr Sprachheil- und Förderzentrum einen Bolzplatz bauen.
Ob’s eine Fortsetzung geben wird im nächsten Jahr? Für Richard Graubert steht das gar nicht erst zur Debatte: »Die Leute haben Spaß, wir haben Spaß, das Haus ist voll, und helfen können wir damit obendrein.« Welchen Trumpf Musik-Organisator Langsdorf dann freilich aus dem Ärmel ziehen will, verrät er jetzt noch nicht.