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Imker aus Reichelsheim sucht Nachfolger für seine Bienenvölker

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Von: Inge Schneider

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heD_imker_180821_4c © Inge Mueller

Der 81-jährige Reichelsheimer Karlheinz Guth sucht einen Nachfolger für seinen Bienenstock, der ebenso ruhig und geerdet zu Werke geht wie er.

Als Imker dürfe man sich dem Bienenstock niemals in Hektik nähern oder mitten aus den Problemen des Alltags heraus. Man müsse ruhig und geerdet zu Werke gehen, erkärt der 81-jährige Karlheinz Guth. Jegliche Unruhe würden die Bienen dem Imker widerspiegeln - auch einmal in einer Aggression.

Guth öffnet einen der 15 Stöcke, die er zurzeit noch sein Eigen nennt. Gern würde er etwa zwölf davon an eine interessierte Frau oder einen Mann abgeben, um sich den restlichen Bienenvölkern nur noch in Form eines Hobbys zu widmen.

Reichelsheimer Imker: Das Imkern ist in Mode

Guth weiß, dass Imkern bei der jungen Generation durchaus in Mode ist, vor einiger Zeit hat er schon einen kompletten Bienenwagen mit zehn Völkern an eine junge Imkerin nach Groß-Gerau abgegeben. »Es wäre wundervoll, wenn die Übergabe einiger anderer Völker ähnlich verlaufen könnte. Meine fleißigen Bienen liegen mir am Herzen, ich möchte sie gern in gute und kundige Hände abgeben und bin gern bereit, als Bienenvater bei der Einarbeitung in die komplexe Materie der Imkerei behilflich zu sein«, sagt der Guth, der den Umgang mit dem kleinsten Nutztier der Menschheit und der Honiggewinnung seit 44 Jahren betreibt.

Damals war es ein Arbeitskollege bei der Bahn in Friedberg, der ihn für die Imkerei begeisterte. Der Kollege berichtete immer wieder vom Hobby seines Vaters, nahm Guth schließlich mit nach Langsdorf und legte so den Grundstein für eine Leidenschaft für die sprichwörtlich fleißigen Bienen, die bis heute anhält. Der damalige »Bienenvater« aus Langsdorf, der den Heuchelheimer in die Kunst der Imkerei einführte, ist längst verstorben, doch Guth betont noch heute: »Als junger Imker braucht man eine solche Anleitung, die aus der Erfahrung herrührt, und nicht etwa aus dem Willen, etwas zu verkaufen und Profit zu machen. Außerdem sollte man sich einem Imkerverein anschließen, so wie ich es damals mit dem Niddaer Verein tat, der heute unter dem Label Nidda-Schotten firmiert.«

Reichelsheimer Imker: Biene ist ältestes Nutztier des Menschen

Karlheinz Guth ist immer wieder auch bei den Friedberger Imkern zu Gast, um sich fortzubilden. Er gerät spürbar in Begeisterung, vor allem wegen der lehrreichen Vorträge von Experten sowohl für erfolgreiche Bienenhaltung als auch für Krankheiten. So sei heutzutage beispielsweise nahezu jedes Bienenvolk von einem Befall der berüchtigten Varoa-Milbe betroffen. »Auf Landesebene wird natürlich auch jährlich eine Bienenkönigin in Person einer jungen Frau gekürt«, berichtet er. »Die Imkerei muss repräsentieren, die Bedeutung der Biene als einem der ältesten Nutztiere der Menschheit und einem der wichtigsten Bestäuber unserer Fruchtpflanzen kann nicht genug hervorgehoben werden.« Immerhin sei das Dasein von Bienen vor der Existenz des Menschen belegt, der Körper des Insekts in seiner bis heute existierenden Form in 40 Millionen Jahre altem Bernstein konserviert und dokumentiert.

»Sie waren vor uns da - und wer weiß, ob sie uns nicht überleben werden«, rückt Guth das Verhältnis zwischen Mensch und Insekt gerade.

Reichelsheimer Imker: Honigernte trotz Klimawandel erfolgreich

Den Klimawandel spüren er und seine Völker deutlich, doch der regenreiche Sommer hat beiden aktuell eher gutgetan als geschadet. Die Honigernte von 30 bis 40 Kilo pro Jahr war erfolgreich, und Guth kann seine Stammkunden zufriedenstellen. »Im Vogelsberg sieht es anders aus. Das Klima ist sehr kleinteilig, man kann nichts verallgemeinern«, schlussfolgert der Imker. Er wünscht sich, dass die Blühstreifen, deren positive Auswirkungen er spürt, zeitlich versetzt zur Raps- und Obstbaum-Blüte angelegt würden. »Das könnte ein längerfristiges Nahrungsangebot für die Bienen gewährleisten.«

Das Pressegespräch endet mit einem weiteren Bienenspruch, der eine demütige Haltung des Menschen gegenüber der Natur empfiehlt: »Wenn dich mal eine Biene sticht, dann geh vorbei und schimpfe nicht. Bedenke nur, dass du es bist, der hier im Wege ist.«

Reichelsheimer Imker: Nachfolger gesucht

Imker Karlheinz Guth sucht jemanden, an den er seine Bienenvölker übergeben kann. Wer Interesse an seiner Nachfolge hat und eine kundige, langfristige Einweisung möchte, kann sich melden unter: Karlheinz Guth, Reichelsheim-Heuchelheim, Tel.: 0 60 35/43 33.

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