Erneut Debatte um Baumfällungen

Reichelsheim (pm/dab). Baumfällungen seien in Reichelsheim zur »Geheimsache« geworden, kritisiert die Bürgerinitiative »Rettet das Reichelsheimer Wäldchen«/Naturschutzgruppe Reichelsheim in einer Pressemitteilung. Und fordert, die Bürgerinnen und Bürger sollten künftig informiert werden, ehe Bäume gefällt würden. Bürgermeisterin Lena Herget-Umsonst (SPD) erwidert, kein Baum werde in Reichelsheim leichtfertig gefällt.
Und verweist auf die Stadt-Homepage, wo Veröffentlichungen und Infos zum Thema gesammelt würden.
Ahorn als aktuelles Beispiel
BI-Sprecher Rudolf Zentgraf sagt, ihm und auch anderen Bürgern habe Herget-Umsonst zu Beginn ihrer Amtszeit deutlich mehr Kommunikation zwischen Rathaus und Bürgern zugesagt. Und tatsächlich sei er zunächst über anstehende Baumfällungen informiert worden, habe sich vor der Fällung ein Bild von der Lage machen und Einwände vorbringen können. 2022 sei das Thema zur »Verschlusssache« geworden. »Plötzlich entdecken wir Bürger gefällte kerngesunde Großbäume und dürfen den Gründen dafür hinterherlaufen«, sagt Zentgraf. Als Beispiel nennt er einen Ahorn hinter der Sport- und Festhalle in Dorn-Assenheim. Der 60 Zentimeter dicke, »kerngesunde« Baum sei »umgehauen« worden, weil er dem Bau eines Pelletholzlagers im Weg sei. Zentgraf meint: Man hätte das Lager so bauen können, dass der Baum an der Ecke der Halle erhalten geblieben wäre. Nein, sagt Herget-Umsonst: »Das Lager muss in unmittelbarer Nähe zur Heizung und den Nebenräumen liegen; eine Anordnung auf der hinteren Wiese war technisch nicht möglich.«
Zentgraf fordert: »Gerade das städtische Grün (...) sollte transparent den Bürgern gegenüber behandelt werden. Große Bäume sind nun mal nicht mehr zu ersetzen, das dauert 60 Jahre und mehr, bis es wieder welche gibt.« Und weiter: »Gerade die vorgebliche ›Klimakommune‹ Reichelsheim scheint besonders achtlos große und auch gesunde Bäume umzuhauen.« Eine Wertschätzung, wie wichtig diese Bäume seien, gebe es nicht. Man bitte Herget-Umsonst darum, die Bürger künftig vorab zu informieren und ihnen die Gelegenheit zu geben, sich zu äußern »und so vielleicht eine unnötige Fällung zu verhindern«. Zentgraf wünscht sich auch die Einbeziehung der BI: »Es ist ja nicht so, dass wir u. a. mit einem Diplom-Forstwirt keine Fachleute unter uns hätten.«
Herget-Umsonst betont, sie habe E-Mail-Anfragen von Bürgern zu den Baumfällungen, die bis Ende Februar abgeschlossen sein sollen, direkt beantwortet. »Es blieben keine Rückfragen unbeantwortet.«
Baumfällungen im Stadtgebiet gingen regelmäßige Kontrolle des Bestands durch drei ausgebildete Gärtner des Bauhofs voraus. »Bäume und Stadtgrün sind wichtig für uns alle«, sagt Herget-Umsonst. Doch die Sicherheit der Menschen dürfe dadurch nicht gefährdet werden, verweist sie auf die Verkehrssicherungspflicht. Öffentliche Plätze, etwa Friedhöfe, würden besonders gründlich in Augenschein genommen, ebenso Spielplätze und Kita-Areale.
Auffällige Bäume würden über mehrere Jahre hinweg beobachtet. Fällvorschläge, die nicht nur der Bauhof, sondern z. B. auch die Untere Naturschutzbehörde einbringe, würden gesammelt und Pflege- sowie Baumerhaltungsmaßnahmen durch den Bauhof geplant. Jedes Jahr werde eine Fällliste als Magistratsvorlage erstellt, woraufhin eine Begehung durch Magistrat, Fraktionsvorsitzende, Forst, Bauhof und Verwaltung erfolge. Dabei würden nicht nur Fällarbeiten erteilt, sondern es werde zudem über Pflegemaßnahmen beraten. So sei es auch diesmal gewesen; »die Begehung zeigte keine strittigen Punkte; es dominierten Konsensentscheidungen«, sagt Herget-Umsonst.
Aktuell pflanze der Bauhof wieder neue Bäume, teilweise als Ersatz für die gefällten Bäume, aber auch als Neupflanzungen, etwa Streuobstbäume. »Insgesamt werden zwischen Herbst 2022 und Frühjahr 2023 zwischen 40 und 50 städtische Bäume gesetzt«, so die Bürgermeisterin.
Das Engagement der Stadt gehe noch weiter. »Wir haben im letzten Jahr erstmals einen Pflege- und Schnittkurs für Streuobst angeboten und erneut eine Sammelbestellung für Bäume stadtweit organisiert und finanziell subventioniert. Die notwendige Fällung einzelner Bäume im Stadtgebiet wird durch unser Engagement nicht nur ausgeglichen, sondern überkompensiert.«