Babyboom wirft Pläne um
Es sah so einfach aus: Die Betreuungsschule Buntstift zieht bis zum Ende der Umbauten in eine von der Stadt Reichelsheim angeschaffte Containeranlage. Dieser Plan ist jetzt Makulatur.
Im Juni 2016 waren die Container auf dem Gelände zwischen der Reichelsheimer Grundschule im Ried und der Turnhalle aufgestellt worden, ein gutes Jahr später sollte der südwestliche Anbau an die Schule fertiggestellt sein. »Die Betreuungsschule ist jedes Jahr um einen Jahrgang erweitert worden, zum Schuljahr 2017/18 kommt das 4. Schuljahr hinzu«, erläutert die Ganztagsbeauftragte der Schule, Stefanie Cuntz. 70 Plätze werden dann in der Ganztagsbetreuung zur Verfügung stehen, ausreichend für ein Drittel der Grundschüler. »Das passt!«, unterstreicht Schulleiterin Anja Reul, denn nur ein Teil der Eltern nutzt das Angebot. Eine Mensa, eine Küche und ein zusätzlicher Raum seien nach den neuen Kriterien des Kreises für die Durchführung von Ganztagsangeboten an der Grundschule im Ried ihrer Größe wegen zwingend vorgesehen, betont Schuldezernent Jan Weckler. Vier statt zwei neue Klassenräume
Für den ambitionierten Zeitplan des Anbauprojekts gab es allerdings schon im letzten Herbst den ersten Dämpfer. Das Regierungspräsidium Darmstadt hatte den städtischen Haushalt erst spät genehmigt, Ausschreibungen konnten nicht vorgenommen werden, der prognostizierte Baubeginn wurde um mehrere Monate in den Sommer 2017 verschoben. Doch auch daraus wird nun nichts. Ursache sind allerdings nicht Versäumnisse von Behörden, sondern die (unerwartete) Fruchtbarkeit der Bevölkerung.
»Von 2015 auf 2016 stieg die Geburtenrate in Reichelsheim um 15 bis 20 Prozent, allein in Dorn-Assenheim gab es letztes Jahr 25 Geburten statt sonst 15«, rechnet Bürgermeister Bertin Bischofsberger vor. Grund dafür ist nach seinen Angaben auch der verstärkte Zuzug aus Frankfurt und dem südlichen Wetteraukreis. Inzwischen seien nicht nur die bereits erschlossenen Bauplätze bebaut, sondern auch etliche zuvor leer stehende Gebäude in den Ortskernen wieder bewohnt. »Wir sind gerade dabei, in Weckesheim ein sieben Hektar großes Baugebiet zu erschließen, unter anderem sind 60 Einfamilienhäuser geplant«, so der Bürgermeister.
Kosten: 2,4 Millionen Euro Als Schulleiterin Reul Anfang 2017 die neuen Zahlen erfuhr, kontaktierte sie Kreis und Stadt. »Wir waren uns alle sofort einig: Es war in diesem Fall sogar gut, dass sich der Baubeginn verzögert hatte, denn nun können wir so planen, dass der Platzbedarf an der Grundschule im Ried für die nächsten Jahre gedeckt wird«, fasst Schuldezernent Weckler das Ergebnis der neuerlichen Diskussion zusammen.
Vier zusätzliche Räume außer Mensa und Küche sollen es jetzt werden. Das reicht für die nach Berechnung der Schulleiterin kurz- bis mittelfristig notwendige Erweiterung der Jahrgangsbreite auf Vierzügigkeit; der infolge des neuen Baugebiets in Weckesheim zu erwartende Mehrbedarf ist bereits eingerechnet. Vermutlich 2,4 Millionen Euro wird der Neubau kosten, von denen 300 000 Euro die Stadt Reichelsheim übernehmen wird. Mit dem Baubeginn wird für 2018 gerechnet, mit der Fertigstellung für 2019. Bis dahin wird der Betreuungsverein Buntstift die Containeranlage nutzen.