Hommage »Blonder Hans, leb wohl!«
Ortenberg (ema). Es geht auch ohne Beschwörung: Im Jahr der 50. Wiederkehr seines Todestages ist Hans Albers wieder da und singt quicklebendig »Hoppla, jetzt komm ich«. Allerdings steckt unter der schief sitzenden Kapitänsmütze der Schauspieler Hans Schwab, der wunderbar echt den kecken »Was-kostet-die-Welt?«-Blick aus hellen Augen nachmacht und perfekt singend in die Rolle des Leinwand-Seemanns und Haudegens schlüpft. Zusammen mit seiner Frau, Regisseurin Ronka Nickel, lässt er in der neuen Produktion »Blonder Hans, leb wohl! - Eine Hommage« den beliebten Schauspieler wieder lebendig werden.
Schwab und Nickel betreiben keine Heldenverehrung. Albers wird in seinen Widersprüchen, mit seinen Ecken und Kanten gezeichnet. Ronka Nickel ist es, die aus dem Leben, der Bühnenkarriere des Hamburgers spritzig zu erzählen weiß. Sie erinnert an seine ersten Stummfilmrollen, an seine erfolgreichen Tonfilme der Weimarer Zeit (»Die Nacht gehört uns«, »Bomben auf Monte Carlo«). Nickel weiß auch von Theatererfolgen des blonden Akteurs zu erzählen, etwa in Molnárs »Liliom«. Und schon ist es höchste Zeit für Musik, für die unvergessenen Hans-Albers-Titel, und Schwab stimmt den Rummelplatzsong »Komm auf die Schaukel, Luise« an. »Jedes Lied klingt und swingt« - das gilt auch für »Flieger, grüß mir die Sonne« von 1932. Dafür sorgt der bekannte Pianist Dirk Raufeisen, der hier mit der »Uferlos«-Combo auftritt und den originalen UFA-Sound hervorzaubert.
Als die Nazis kamen, war Albers, vom Temperament her eher Anarchist, nicht eben begeistert. Wiederum war er zu sehr an Studios und Bühnen, an Glanz und Glamour gewohnt, um im Ausland neu anzufangen. Er blieb und war trotz mangelnder Linientreue ein populärer Schauspieler, wie Nickel berichten wird. Von seiner jüdischen Lebensgefährtin trennte er sich nur scheinbar und ermöglichte ihr die Emigration, öffentliche Auftritte mit Nazi-Größen vermied er - seiner Karriere war er sich ohnedies sicher. Ganz konnte er der Propagandamaschinerie nicht entgehen und spielte etwa in »Carl Peters« einen Machtmenschen und Afrika-Kolonisator. Rollen wie »Trenck, der Pandur« oder der Part des Lügenbarons im »Münchhausen«-Film lagen ihm weit mehr. Berühmt ist die Aufnahme, wie er - scheinbar - auf einer Kanonenkugel reitet.
Schwab wird auch »La Paloma« singen, das Lied aus dem Film »Große Freiheit Nr. 7«, den er 1943 unter der Regie von Helmut Käutner drehte, der aber den Machthabern wohl zu düster war. Erst im Nachkriegskino wurde der Streifen ein Erfolg, ebenso wie »Auf der Reeperbahn nachts um halb eins«.
Auch an Albers’ weitere Erfolgsfilme bis zu seinem Tod 1960 wird Nickel erinnern: »Der tolle Bomberg«, »Nachts auf den Straßen«.
Das Publikum weiß, was es von Hans Schwab geboten bekommt. So kann man auch bei der neuen Produktion eine überzeugende Darstellung erwarten. Ronka Nickel war als Regisseurin und Akteurin mehrfach Partnerin in Schwabs Programmen. Im Ortenberger Bürgerhaus findet am 7. September um 20 Uhr die Premiere des Albers-Programmes statt, gefolgt von einer zweiten Aufführung am 9. Oktober zur selben Zeit. Einlass ist jeweils um 19 Uhr. Karten im Vorverkauf gibt es im Ortenberger Zentrum der Sparkasse Oberhessen, Ticketversand ist über die Stadtverwaltung Ortenberg, Tel. 06046/ 8000041 sowie an der Abendkasse.