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Orden für einen Macher

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Von: Petra Ihm-Fahle

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Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid überreicht den Hessischen Verdienstorden an Klaus Ritt. © Petra Ihm-Fahle

Das Land hat den Hessischen Verdienstorden an Klaus Ritt aus Bad Nauheim verliehen. Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid sagte: »Das findet nicht sehr häufig statt und ist eine große Auszeichnung.« Unsere Reporterin ist dabei gewesen.

Im Februar 2020 berichtete ich für diese Zeitung über das zweite Cartoon-Buch von Klaus Ritt. Bei dieser Gelegenheit fiel mir erneut auf, welche wegweisenden Dinge er für Bad Nauheim getan hat, und ich fragte ihn, ob er schon einmal ausgezeichnet worden war. »Nein«, sagte er. In diesem Moment beschloss ich, einen Antrag zu stellen - knapp drei Jahre später hat es nun funktioniert. Am Donnerstag verlieh das Land den Hessischen Verdienstorden im Regierungspräsidium Darmstadt (RP) an den 79-Jährigen. »Sie haben sich über die Maßen für Ihre Mitmenschen eingesetzt«, würdigte Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid die Verdienste des Bad Nauheimers.

880 Treffer im WZ-Archiv

2020 hatte ich mich heimlich mit Ritts Frau Irmgard verabredet, um zu versuchen, eine vollständige Liste seiner Aktivitäten zusammenzustellen. Zu diesem Zweck schaute ich auch ins Archiv der Wetterauer Zeitung und hielt die Luft an. Seit 1958 sind es 880 Treffer, wenn man den Namen »Klaus Ritt« eingibt. Mir schwebte zunächst vor, den Landesehrenbrief zu beantragen - schnell wurde mir aber klar, dass eine höhere Auszeichnung angemessener sein dürfte.

Im September 2020 reichte ich die Unterlagen des Antrags auf Verleihung des Hessischen Verdienstordens in der Staatskanzlei in Wiesbaden ein: Es war eine lange Liste der Ehrenämter mit Jahresangaben und den Kontaktdaten der jeweiligen Referenzpersonen.

Sieben Monate später erhielt ich Post des Wetteraukreises, verbunden mit der Bitte, meinen Antrag etwas stärker zu begründen. Aus Zeitmangel lag der Vorgang einige Monate auf meinem Schreibtisch. Im Februar 2022 hatte ich aber so umfangreiche Materialien beisammen, dass ich den Antrag erneut einreichte. Lange hörte ich nichts, weshalb ich im Herbst 2022 nachhakte. Ich rief beim Wetteraukreis an und fragte, ob Aussichten bestünden. Man sagte mir, dass die Chancen sogar sehr gut seien, allerdings eine Frauenquote von 40 Prozent zu erfüllen sei.

Zwei Tage vor Weihnachten trudelte die freudige Nachricht aber ein: »Herr Ministerpräsident hat Herrn Ritt den Hessischen Verdienstorden verliehen. Orden und Urkunde werden heute an Frau Regierungspräsidentin Lindscheid (Darmstadt) versandt, die sich bereiterklärt hat, die Auszeichnung an Herrn Ritt auszuhändigen.«

Immer wieder von Anfang an dabei

Am Donnerstagvormittag nun war die feierliche Übergabe in Darmstadt terminiert. Klaus Ritt charterte einen Bus, der eine Gesellschaft von 23 Personen nach Darmstadt brachte. Dort empfing uns die Regierungspräsidentin im Ludwig-Bergsträsser-Saal des RP. Sie sagte: »In fünfzig Jahren Ehrenamt waren Sie immer wieder Gründungsmitglied, Mitveranlasser, von Anfang an mit dabei.« Er sei ein Mensch, der vorn stehe, Impulse gebe und andere begleite. Jemand, der Dinge konsequent, nachhaltig und federführend voran- oder mit vorantreibe. Die Felder, auf denen er sich betätigt, sind und waren vor allem Politik, Elvis, Bürgerstiftung »Ein Herz für Bad Nauheim«, Kunstverein und Bürgerinitiative »Pro Gesamtkonzept Sprudelhof«. Er leitete das multikulturelle Projekt »Puzzle Picnic Family« der Bürgerstiftung, bei dem ich mitmachte. Meinen Mitstreitern und mir bedeutete diese Initiative jahrelang sehr viel.

In seiner Dankesrede wies Klaus Ritt auf die Verdienste seiner Frau und seiner Wegbegleiter hin, die er namentlich ansprach. Sie hätten einen großen Anteil. Mit dem Hessischen Verdienstorden hat das Land eine besonders hohe Auszeichnung an Klaus Ritt verliehen.

Aus gesundheitlichen Gründen hat er sich kürzlich ein Stück weit von den ehrenamtlichen Aktivitäten zurückgezogen, er will sich vermehrt der Fotografie widmen. Der Verdienstorden erkennt sein Werk insofern zu einem passenden Zeitpunkt an.

Aktiv und ideenreich

Von 1968 bis 2008 war Klaus Ritt aktives Mitglied der SPD, von 1997 bis 2001 ehrenamtlicher Stadtrat in Bad Nauheim. 1995 organisierte er die Kunst-Ausstellung »apropos Rot«, mit der er dem SPD-Ortsverein Bad Nauheim die Teilnahme am SPD-Bundesparteitag in Mannheim ermöglichte. Weiter war er als Mitbegründer bei vielen Vereinen und Bürgerinitiativen engagiert, beispielsweise bei den Weinfreunden und dem Museenverein.

1983 gründete Klaus Ritt gemeinsam mit dem Künstler Jox Reuss die Kulturinitiative Bad Nauheim, deren Vorsitz er ein Jahr später übernahm und bis zur Auflösung 1989 innehatte. 1997 folgte die Gründung des Jugendstilvereins Bad Nauheim, in dem er heute noch den Vorstand unterstützt. Von 2010 bis 2017 war er Mitbegründer und ständiger Vorsitzender des Kunstvereins Bad Nauheim. An der Gründung des Elvis-Presley-Vereins Bad Nauheim-Friedberg war Klaus Ritt 1998 beteiligt, er übernahm zeitweise den Vorsitz. In seiner Zeit war er Mitinitiator und ideenreicher Mit-Organisator des European Elvis Festival.

An der Bürgerstiftung »Ein Herz für Bad Nauheim« war er 2004 ebenfalls als Mitbegründer beteiligt. Dort trat er - neben seiner Vorstandsarbeit - unter anderem als Ideengeber und Organisator des interkulturellen Mehrgenerationenprojekts »Puzzle Picnic Family« auf. Das Projekt erreichte bei dem bundesweiten Wettbewerb deutscher Bürgerstiftungen »Brückenbauen zwischen Kulturen« den dritten Platz. Daneben beteiligte sich Klaus Ritt noch an vielen weiteren Projekten.

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