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Schon wieder getötete Igel in der Usa bei Ober-Mörlen

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Von: Annette Hausmanns

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In einem gelben Plastikeinkaufskorb treiben drei tote Igel in der Usa.
In einem gelben Plastikeinkaufskorb treiben drei tote Igel in der Usa. © pv

Die Serie reißt nicht ab: Erneut sind tote Igel in der Usa gefunden worden. Um der Tierquälerei in der Wetterau auf die Schliche zu kommen, wurden auch hohe Belohnungen ausgesetzt.

Ober-Mörlen – »Da fehlen einem die Worte!« Otto Luzius ist empört. Seit vielen Jahren lässt der »Igelvadder« aus Bad Nauheim (Wetteraukreis) nichts unversucht, um kranke Igel aufzupäppeln. Dass nun wieder drei offensichtlich getötete Igel in der Ober-Mörler Usa gefunden wurden, zeige die Dringlichkeit, den Tierquäler zu überführen.

Vor Jahresfrist hatte Luzius noch gehofft, dass da etwas in der Igelversorgung schiefgelaufen sein könnte. Inzwischen spreche alles dafür, dass jemand die geschützten Tiere quäle und töte, sagt Luzius. Offensichtlich werde gezielt nach ihnen gesucht.

Igel-Quäler in der Wetterau: Noch keine Hinweise auf Verdächtige

Davon geht auch Jutta Knierim-Haustein vom Verein Igelmama in Wöllstadt aus. Seit 15 Jahren ist die couragierte Tierschützerin im Einsatz für Igel. Gerne würden sie und Luzius sich mit dem Tierquäler treffen und ihm die Meinung sagen. »Dafür ist er oder sie aber sicher zu feige«, ist die »Igelmama« überzeugt, hat vorsorglich aber beide Handynummern auf Facebook veröffentlicht.

Hinweise auf Verdächtige habe sie noch nicht erhalten. Sie ruft auf, genauer hinzuschauen. Eine auf 2250 Euro bezifferte Belohnung könne zusätzlicher Anreiz sein.

Für Straftaten - das ist Tierquälerei laut Tierschutzgesetz - sprechen die grausigen Funde in Ober-Mörlen. Manchen Tieren wurden die Beinchen zusammengebunden, sie wurden akribisch verpackt und zwischen Schloss und Kremermühle im oder am Usa-Wasser abgestellt, einmal auch auf dem Parkplatz am Friedhof.

Getötete Igel gefunden: Seit Juni 2020 neun Fälle aus der Wetterau bekannt

Seit Juni vergangenen Jahres wurden der Polizei - zuständig ist die Polizeistation Butzbach - insgesamt neun Fälle bekannt, erklärt Torsten Kremp, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelhessen. Insgesamt seien 23 Igel, zwei Kaninchen und zwei Katzen tot aufgefunden worden.

Am Mittwoch vergangener Woche war es erneut ein Hundebesitzer, der beim Gassigehen auf tote Igel und einen gelben Plastikeinkaufskorb in der Usa aufmerksam wurde. Im vergangenen Jahr waren auch kommunale Mitarbeiter beim Aufräumen in der Gemarkung auf derart schreckliche Funde gestoßen.

Tierschützer und Polizei wurden jedes Mal eingeschaltet, Beweisstücke dokumentiert, nach Möglichkeit sichergestellt sowie die Tiere pathologisch untersucht. Wie Ober-Mörlens Bürgermeisterin Kristina Paulenz berichtet, habe man jedes Mal Anzeige erstattet und im Gemeindeblatt auf die Situation hingewiesen.

Tierquälerei in der Wetterau: Zusammenhang zwischen Fällen wohl wahrscheinlich

Aufgrund des schlechten Zustandes der untersuchten Kadaver sei es schwierig, die Todesursache eindeutig zu bestimmen, berichtet Polizeisprecher Kremp. Man gehe davon aus, dass die Fälle in Ober-Mörlen zusammenhängen, derzeitigen Erkenntnissen zufolge aber nicht mit denen vom vergangenen Jahr in Friedberg.

Hinsichtlich des Täterprofils könne keine pauschale Aussage getroffen werden, gibt Kremp an, verschiedene Motive seien denkbar. Polizeipsychologen seien noch nicht involviert.

Die Polizei sei gut beraten, den Fall schnell aufzuklären, ist Peter Höffken von der Tierrechtsorganisation PETA überzeugt. »Wer wehrlose Tiere quält, der schreckt möglicherweise auch nicht vor Gewalttaten gegenüber Menschen zurück.« Das belegten Studien zur Spirale der Gewaltkriminalität. Auf 2000 Euro habe PETA die Belohnung für zielführende Hinweise verdoppelt.

Wetterau: Katzen in Plastiktüten gewickelt

Auch die »Bild-Zeitung« und das Fernsehen berichteten wiederholt, zuletzt am vergangenen Dienstag der Hessische Rundfunk in seiner Sendung »Maintower«. Zu Wort kam neben Polizeisprecher Kremp auch Hanne Kolb, Vorsitzende des Tierschutzvereins Butzbach und vertraut mit allen bekannt gewordenen Fällen von Tierquälerei in Ober-Mörlen seit dem 9. Juni vergangenen Jahres, als mittags zwei tote Katzen in der Usa gefunden wurden.

Zur Erinnerung: Beide Katzen waren in Plastiktüten gewickelt, ein Tier in einer Kühltasche verstaut, das andere in einem Werkzeugkoffer. Beide waren schließlich in eine große Sporttasche gesteckt worden. Werkzeugkoffer und Tasche hatte eine Familie aus Ober-Mörlen zuvor offenbar zum Sperrmüll auf die Straße gestellt. Ob der Täter sich dort bediente, blieb unklar.

Belohnung für Hinweise auf Wetterauer Tierquäler ausgesetzt

Umgehend setzte der Tierschutzverein dank Spenden eine Belohnung von 1200 Euro aus und erhöhte sie mittlerweile auf über 2000 Euro. Die im März gefundenen Igel- und Kaninchenkadaver brachte man in die Pathologie. »Die Befunde liegen vor, es war kein natürlicher Tod«, sagt Kolb.

Über 600 Flyer verteilten die Tierschützer im Dorf, berichtet Kolb, und würde sich wünschen, dass Gemeindeverwaltung und Bürger noch intensiver nach dem Täter oder der Täterin suchten und auch alle medialen Möglichkeiten nutzten. »Wir machen uns Sorgen, was als Nächstes passiert.«

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