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Mutiert der Naturpark Hochtaunus zum Freizeitpark?

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Ober-Mörlen. Seit der Naturpark Hochtaunus vor 50 Jahren gegründet wurde, steigt der Besucherdruck auf die Taunuslandschaft stetig. Immer häufiger kollidieren die Interessen von Naturschützern, Forstverwaltung und Erholungssuchenden. Vor allem die Motocross- und neuerdings immer mehr die Quadfahrer bereiten Kopfzerbrechen.

Einst durchwühlten Panzerketten den Boden rund um den Eichkopf oberhalb von Langenhain-Ziegenberg. Nach Manövern sah das 70 Hektar große Areal stets aus wie ein Schlachtfeld. 2005 gaben die in Friedberg stationierten US-Streitkräfte den einstigen Panzer-Truppenübungsplatz auf.

2008 wurde das Gebiet zum Schutzgebiet entsprechend der Flora-Fauna-Habitat-(FFH)-Richtlinie der Europäischen Union erklärt. Damals keimte Hoffnung auf, am östlichen Rand des Naturparks Hochtaunus könne man ein einmaliges Refugium für die geschützte Gelbbauchunke und den Kammmolch schaffen, die sich zu Hunderten in und an den kleinen Tümpeln tummeln.

Tiefe Furchen, laute Motoren

Doch die Feuchtbiotope sind in Gefahr. Erneut lärmen Motoren droben am Eichkopf. Wieder durchziehen tiefe Fahrspuren das Gelände. »Motocross-Fahrer und immer häufiger auch Quad-Fahrer durchpflügen die gut 100 Tümpel und zerstören die Lebensgrundlage der Gelbbauchunke«, beklagt Thomas Götz vom Forstamt Weilrod, das auch den Forst auf den Gemarkungen von Butzbach, Ober-Mörlen, Friedberg und Rosbach betreut und bewirtschaftet.

Szenenwechsel: Unweit des Truppenübungsplatzes jagen martialisch ausgestattete Downhill-Fahrer mit Integralhelm, verspiegelter Schutzbrille und Protektoren an Beinen, Knien, Ellenbogen und Armen über den Limes. Ungebremst donnern sie aus der Feldbergregion kommend über den Höhenzug des Winterstein über Stock und Stein dem Usatal entgegen. Dabei hinterlassen sie auf dem Unesco-Weltkulturerbe Limes tiefe Narben.

Immer mehr mutiert der Naturpark zum Freizeitpark für die Menschen aus der Rhein-Main-Region. Die von Anfang an gestellte Aufgabe, die Natur im Taunus zu schützen und gleichzeitig dem Menschen Raum für Erholung zu bieten, ist immer schwieriger zu lösen. Die Interessenskonflikte spitzen sich mehr und mehr zu.

Jeder »normale« Biker willkommen

»Wir freuen uns über jeden Mountainbiker, der normal auf den befestigten Forstwegen fährt«, sagt Thomas Götz. »Doch der Druck auf die Natur und die Landschaft ist längst zu groß geworden. Der Wald darf nicht zum rechtsfreien Raum werden.« Dabei verursachen die extremen Downhill- und Motocross-Fahrer ebenso wie die illegal durch den Forst jagenden Quads derzeit die meisten Probleme.

Ein anderes Beispiel aus der Feldbergregion: Auf ihrem Höllenritt rasen die Downhill-Fahrer ungebremst auf Wanderpfaden meist ohne Klingel- oder andere Warnzeichen den Wanderern entgegen, die sich manchmal nur durch einen Sprung zur Seite retten können. Und genau hier ist der Naturpark gefragt.

Illegales Spinnennetz

»Wir haben Vertreter von Hessen Forst, der Unteren Naturschutzbehörde, Mitglieder des Taunusclubs und der Mountainbike-Szene an einen »runden Tisch» eingeladen«, teilt Naturpark-Geschäftsführer Uwe Hartmann mit. Das Forstamt Königstein hat dafür eigens eine Karte erstellt, auf der alle Wege im Forstamtsbezirk aufgenommen sind – von den befestigten Hauptwegen bis hin zu den illegalen Mountainbike-Trails, die sich nach Angaben von Forstamtsleiter Ralf Heitmann bereits »spinnennetzartig« rund um den Feldberg ausbreiten.

Mitglieder der Deutschen Initiative Mountainbike ›Taunus» um Robert Lehner haben dem Naturpark ebenfalls eine Karte vorgelegt, auf der die Wunschstrecken der Mountainbiker im Forstamtsbezirk verzeichnet sind. »Derzeit gleichen wir die Karten unter Berücksichtigung der Rückzugsflächen, Wildruhezonen und anderer Schutzgebiete ab«, berichtet Naturpark-Geschäftsführer Uwe Hartmann. »Beim nächsten Arbeitstreffen aller Beteiligten nach den Sommerferien wollen wir uns auf Strecken einigen, die für Mountainbiker freigegeben werden.«

Weitere Aufgaben, denen der Naturpark Hochtaunus seit 50 Jahren aktiv nachkommt, sind die Ausschilderung von Wanderwegen, die Pflege der Wanderparkplätze, das Spuren der Loipen, der Bau von Schutzhütten und Rastplätzen sowie das Aufstellen von Ruhebänken.

Das aktuellste Beispiel findet man in der Wetterau. Am Samstag wurde am Winterstein der sieben Kilometer lange Wildkatzen-Erlebnispfad eröffnet (wir berichteten). Die von Hessen-Forst und dem BUND konzipierten Informationstafeln des Themenpfades wurden von Mitarbeitern des Naturparks Hochtaunus aufgestellt. Ebenso haben sie die Wege markiert. Matthias Pieren

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