»Pop-up-Garten« und Holzskulpturen

Niddatal-Assenheim (udo). Gartenfreunde kamen am Freitagabend im Rahmen der »Ab in die Mitte!«-Aktion »Ab in die Gärten!« an der ehemaligen Synagoge zusammen, um einen »Pop-Up-Garten« anzulegen.
»Ab in die Mitte!« ist ein Wettbewerb des Hessischen Innenministers, um die Attraktivität der Innenstädte zu steigern. Niddatal hat mit Programmen wie »Niddatal Night Live«, »Tatort Niddatal«, »Fahrradstadt Niddatal«, »Niddatal kocht«, »Solarstadt Niddatal« bereits wiederholt gewonnen und konnte Fördergelder abgreifen. Diesmal ging es darum, im Hof der ehemaligen Synagoge einen »Paradies-Pop-Up-Garten« zu bauen.
»Pop-Up« leitet sich von »to pop up«, also »plötzlich auftauchen«, her. Ein Pop-Up-Garten kommt aus dem Nichts. Er soll ein erlebbarer städtischer Freiraum sein, zum Aufenthalt einladen, Anwohner und Flaneure in seinen Bann ziehen und die Attraktivität des Ortskerns steigern. Ein »Pop-Up-Garten« blüht an einem unerwarteten Ort wie eine künstlich angelegte Oase empor, wird zum Blickfang, zieht die Menschen an und regt zur Nachahmung an. Dann entscheidet sich, ob er bleibt oder wieder verschwindet, erklärte Initiator Frank Uwe Pfuhl.
In der alten Synagoge wurde die Holzskulpturenausstellung »Blume, Rübe & Co.« von Ralf Klement eröffnet. »Die Kirschen in Nachbars Garten« und vergleichbare Obst- und Gemüse-Titel untermalten das Geschehen. Rüben in Holz grüßten ebenso wie adrette Blumenensembles und ein Brunnen mit Gartengeräten und Wasserschlauch. An den Wänden hingen Blumen- und Vogel-Briefmarken als hölzerne Halbreliefs.
Renate Hofmann, Sprecherin des Vereins Kulturelles und Kommunales Assenheim (KuK) entschuldigte den Künstler, der bei der Finissage in zwei Wochen anwesend sein werde. Bürgermeister Dr. Bernhard Hertel zeigte sich von der Resonanz der Eröffnung erfreut. Die Veranstaltung harmoniere schön mit der Aktion »Ab in die Gärten!«
Der frühere Gießener Museumsdirektor Dr. Friedhelm Häring erläuterte, der Künstler habe von Anfang an die Akademien gemieden und von den Handwerkern gelernt. Klement setze sein ganzes Leben für die Kunst ein. Das rabiate Arbeiten mit der Kettensäge ermögliche ihm einen »Grobschnitt durchs Leben«. Beachtlich seien seine Blumen auf Briefmarken in Holz. Der 1950 in Erfurt geborene Künstler sei »ein Realist, der für sich selber eine Ikonographie sucht«.
In der Ausstellung stecke viel Lebensweisheit. Häring: »Ich kenne kaum einen Künstler, der so weltgereist und dabei doch immer an seinem Ort präsent ist.« Der Würfel, die Rübe und der laufende Mann gehörten zu seiner innersten Ikonographie.
Am Rande der Eröffnung erläuterte Häring, Klement sei in der DDR verboten gewesen, heute jedoch auch als Maler und Fotograf überall gefragt. 2013 habe er in Ägypten ausgestellt und sei vom Staat wieder eingeladen worden. Auch in Indien sei er präsent. In der Karlsruher Kunstmesse sei er regelmäßig dabei. Auch im Oberhessischen Museum habe er mit Erfolg ausgestellt.
Klement habe nicht studiert und sei zu den Künstlern gegangen, um mit ihnen zu arbeiten. Dort sei er zu seiner Unmittelbarkeit und Spontaneität gelangt. Die Rüben-Ausstellung beziehe sich speziell auf das Niddataler Gartenthema, greife jedoch auch ältere Arbeiten auf. Ein Holzprogramm zeige eine Post mit Schaltern, Telefonen und Briefmarken. Klement wehre sich gegen eine subtile Ästhetik und suche die Nähe. Während dieser Ausführungen steht eine Sitzgarnitur im Schatten eines Sonnenschirms, eine Ratte in Holz hüpft durch die Gemüsebeete und ein Bienchen summt dazu.
Die Holzskulpturenausstellung »Blume, Rübe & Co.« von Ralf Klement endet am Sonntag, 7. August, um 14 Uhr mit einem Gartenfest. Bis dahin ist sie sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr und mittwochs von 16 bis 19 Uhr geöffnet.