Neues Leben im »Unteren Gutshof« im ehemaligen Kloster Ilbenstadt
Die Staatsdomäne »Unteren Gutshof« im ehemaligen Kloster Ilbenstadt ist verkauft worden – an einen Investor aus Freiburg und ein Assenheimer Paar, das sich mit der Sanierung alter Gemäuer auskennt.
Dass die alte Propstei in der Assenheimer Wirtgasse heute ein echtes Schmuckstück ist, dafür haben Nicole Weyrauch und Alexander Czempin gesorgt. In fast sieben Jahren hatten sie das 700 Jahre alte Gebäude mit viel Arbeit aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Jetzt wollen sie den nächsten Schandfleck in Niddatal beseitigen: Weyrauch und Czempin haben den Wirtschaftshof im »Unteren Gutshof« in Ilbenstadt gekauft und wollen ihn durch eine denkmalgerechte Sanierung in eine neue Zukunft führen.
Inklusives Mehrgenerationen-Wohnprojekt
Auch die anderen Gebäude auf dem historischen Areal sollen in naher Zukunft wieder genutzt werden: Die Oekogeno eG, eine Genossenschaft für nachhaltiges Wirtschaften mit ökologisch-sozialer Ausrichtung, die ihren Sitz in Freiburg hat, möchte den westlichen Teil mit Pächterwohnhaus und Kutscherbau für ein inklusives Mehrgenerationen-Wohnprojekt umbauen.
Die Hessische Landgesellschaft (HLG) war 2002 mit der Domänenverwaltung betraut worden. Seitdem wurde vergeblich nach passenden Konzepten für den Hof gesucht. Aber erst nach einer Bebauungsplanänderung erhielt die Sache Auftrieb: Denn nun war für die ehemals landwirtschaftliche Fläche eine Mischnutzung mit Wohnraum, Kleingewerbe und sogar Gastronomie möglich. »Der Faktor Zeit ist beim Immobiliengeschäft ganz wichtig«, sagt HLG-Fachbereichsleiter Gero Sczech. Wer mit Gewalt an den Markt gehe, verliere nicht nur Geld sondern auch Chancen für die Gemeinde. Nun hat es geklappt: Ende Oktober wurde der denkmalgeschützte »Unteren Gutshof« im Auftrag des Hessischen Landwirtschaftministeriums verkauft. Am Dienstag, 5. Dezember, sollen die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Auch Kita kommt
»Das ist ein Glücksfall für die Stadt«, sagt Bürgermeister Dr. Bernhard Hertel. Der schützenswerte Charakter der Anlage werde dadurch erhalten. »Es gab ja schon Interessenten, die da Reihenhäuser hinbauen wollten.« Mit den aktuellen Plänen werde der Ort auch für die Bevölkerung nutzbar – etwa wenn sie durch den Park schlendern können.
Hertel freut sich zudem, dass das Parlament am Dienstag dafür gestimmt, dass die neue Kita nun doch ins Klostergelände kommt. Die Kinderbetreuung sei bereits in dem Konzept vorgesehen gewesen, aber die Kita hätte auch woanders gebaut werden können, versichert er.
Auch Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser freut sich, dass der historische Ortskern »wieder zu einem gestalterisch wertvollen Ensemble aufgewertet« werde. Denn leerstehende, ehemals landwirtschaftlich genutzte Gebäude seien in zahlreichen deutschen Städten und Dörfern eine »echte Herausforderung« für ländliche Kommunen, weiß auch Prof. Martina Klärle, Geschäftsführerin der HLG. Wenn dann – wie in Ilbenstadt – Barrierefreiheit, Generationenwohnen, Denkmalschutz, Erneuerbare Energien und Elektromobilität im Zuge der Wiederbelebung des Ortskerns möglich werden, sei das überaus lobenswert.