Kaascher Weiberfassenacht ist männerfreie Zone
Niddatal-Kaichen (har). Wenn 300 Frauen ihr rechte Hand auf ihr »Sitzfleisch« legen und die andere zum Schwur erheben, dann ist das in Kaichen nichts Besonderes - zumindest nicht in der fünften Jahreszeit. Schon seit 38 Jahren feiern »die närrischen Weiber aus Kaasche« ihre ganz eigene Fassenacht, und das diesmal nicht einsondern gleich zehnmal.
Auch am Freitag wurde das Bürgerhaus zur »männerfreien Zone« - von Ton- und Lichttechniker Rene Martin, Kulissenbauer Ludwig Seitz (mit Ehefrau Lieselotte) und Musiker Stefan Koschorr, der schon vor dem Start des fünfstündigen Spektakels für Hochstimmung bei den Besucherinnen sorgte, einmal abgesehen.
Dass die Stimmung immer wieder Höchstwerte erreichte, dafür sorgten altbewährte Kapazitäten und Jungspunde in der Bütt ebenso wie die Tanzgruppen und Gesangseinlagen.
Nach der Begrüßung durch Präsidentin Elke Steppan und der Eidesformel war zunächst der Nachwuchs dran: Die neu formierte junge Garde setzte mit ihrem flotten Tanz ein erstes Ausrufezeichen. Dann ging es Schlag auf Schlag, und immer wieder wurden die Akteure mit Beifallsstürmen und »Uiuiui«-Gesängen gefeiert. Nicht lange warten musste »frau« auf einen Star der Weiberfassenacht: Das »Kaascher Urgestein« Adele Schmitt ging als erstes in die Bütt und verkündete als völlig genervte Fassenachterin im Clownskostüm: »Ich mache keinen Vortrag« - was natürlich glatt gelogen war. Ihr Blick hinter die Kulissen der Narretei war ebenso gekonnt wie der Bericht als »Klofrau vom Bürgerhaus«, die als »Schissouffleuse« ganz neue Nutzungsbestimmungen eingeführt hatte.
Auch als Sängerin ist Schmitt eine feste Größe der Weiberfassenacht, und mit dem »Fliegerlied« sowie dem unvermeidbaren »So ein Mann« riss sie noch zu später Stunde alle von den Sitzen.
Akteure »stehen ihre Frau«
Allroundtalente auch beim Nachwuchs: Zum Beispiel Meike Chetin und Julia Hahn, die nicht nur in der Tanzgruppe II »ihre Frau standen«, sondern auch im Zwiegespräch als nicht alltägliches Ehepaar Tratsch und Klatsch vom Feinsten von sich gaben und sängerisch überzeugten.
Immer wieder im Einsatz war auch Ingeborg Martin, die in ihrer Paraderolle als Apollonia in ihrer unnachahmlichen Art die Unterschiede von »Früher« und »Heute« erläuterte. Ihrem Fazit »Früher war’s schee, aber heut’ isses genauso schee« konnten alle zustimmen. In der Showtanzgruppe war sie ebenso dabei wie Kerstin Höhl und Tanja Hofmann. Die beiden Schwestern tanzten natürlich auch, doch ihr Dialog mit Gesangseinlagen gehörte zu den Highlights. Als Gartenzwerg-Ehepaar brachten sie die Frauen im Saal spielend zum Mitsingen - wenn sie den »Saalchor« auch manchmal bremsen mussten. Tanja Hofmann, die im Vorjahr erstmals als »Bauchredner Albert« samt frechem Huhn »Herta« aufgetreten war, zeigte wieder einen außergewöhnlichen Vortrag.
Bei der Show »Musik ist Trumpf« schlüpfte Schwester Kerstin in die Rolle von Peter Frankenfeld. Da fehlte die große Showtreppe ebenso wenig wie das »Deutsche Fernsehballett« und jede Menge Stars. Ingeborg Martin als »kleine Mireille Mathieu« rutschte auf Knien über die Bühne, Nana Mouskouri (Stefanie Krick) sang inbrünstig »Ein Schiff wird kommen«, und auch Peter Kraus, Katja Ebstein, Conny Froboess, Connie Francis und Wencke Myhre begeisterten.
Seit »Urzeiten« bei der Weiberfassenacht sind Edith Weber, Brigitta Kempf, Gabi Hartmann und Ilona Strauch. Die »Vierer-Gruppe« präsentierte eine Sonderausgabe der TV-Sendung »Schwiegertochter gesucht«. Da überraschte Sohn Martin seine Mutter mit der Entscheidung, sowohl die stotternde »Dolly aus dem horizontalen Gewerbe« als auch Punkerin Chantal heiraten zu wollen.
Für Lacher sorgte das Zwiegespräch von »Waltraud und Mariechen«, die am Kaffeetisch ihre teils recht überraschenden Erlebnisse preisgaben. Gudrun Becker und Karin Martin waren nicht nur als »altes« Duo dabei, sondern saßen auch im Elferrat, der den zweiten Programmteil mit dem Schlager-Musical »Im Himmel ist der Teufel los« eröffnete. Da tobten Engel und Teufel samt vier flotter Stubenmädchen sowie einem jungen Paar, das zwischen Himmel und Hölle schwankte, über die Bühne. Die eingebauten Schlager wurden im Saal lautstark intoniert.
Gesungen wurde auch beim Auftritt von Schlagersängerin Silvia Vetter, die mit dem Helene-Fischer-Hit »Mitten im Paradies« und »Ich bau dir ein Schloss« von Jürgen Drews erneut ihre Klasse bewies - einmal mehr stand der ganze Saal.
Doch nicht nur Lachmuskeln und Zwerchfell waren gefordert, auch fürs Auge gab es einiges: So wie die fröhliche »Après-Ski-Party« der zehn jungen Frauen der Tanzgruppe II, die später als »Red-Bull-Engel« für Stimmung sorgten. Die jungen Gardemädchen rockten als Punkerinnen über die Bühne. Gleich zehn Robin(a) Hoods sah man bei der großen Showtanzgruppe. Dank Nadine Willnor und Claudia Krieg stammten alle Kostüme aus den eigenen Reihen.
Krieg wirkte auch in der Showtanzgruppe und als »kleiner Italiener« bei »Musik ist Trumpf« mit. Noch so eines von vielen Multitalenten der Weiberfassenacht.
Das Spektakel endete traditionell mit dem Samba der Showtanzgruppe. Noch einmal sorgten alle Mitwirkenden für ein furioses Finale, das nahtlos in eine fröhliche »After-Sitzungs-Party« überging. Zu der durften dann auch die Männer in den Saal.