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Fazit: Zivilcourage ist auch heute nötig

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Niddatal-Assenheim (udo). Ausstellungen von Schülern, Lehrern und Lehramtsanwärtern der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) zum Wirken der Weißen Rose haben Tradition. In diesem Jahr wurde die Schau erstmals mit einer Podiumsdiskussion im Bürgerhaus eröffnet. Deren Fazit war, dass Zivilcourage auch heute notwendig ist.

Die Diskussion stand unter dem Motto: »Was bedeutet das Erbe der Geschwister Scholl für unsere heutige Gesellschaft?« Es wirkten neben anderen der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Betschel-Pflügel, Stadtverordnetenvorsteher Hans-Peter Wittmann, Bürgermeister Dr. Bernhard Hertel, die Opernsängerin und Vorsängerin der jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main, Lea Frey-Rabine, sowie Lehrer und Schüler der GSS mit.

Rektor Axel Roth begrüßte die Gäste und hob die Tradition seiner Schule hervor: »Die Geschwister Scholl forderten die Gestapo heraus.« Sie hätten Mut und Courage gezeigt und bereits den europäischen Gedanken entwickelt.

Die Moderatorinnen Katrin Röhrig und Natalija Panic, die die Arbeitsgruppe »Weiße Rose« leiten, blickten auf die Geschichte des Geschwister-Scholl-Tags zurück. Jahrelang seien bereits die Abschlussklassen für die Gestaltung des Tags verantwortlich gewesen, als sich dann zum 40-jährigen Schuljubiläum 2005 eine Projektgruppe gebildet habe. Thomas Lummitsch, Carolin Sossna und Catrin Gemeinder widmeten sich der »Kernbotschaft der Geschwister Scholl«.

Mut in einer Zeit des Terrors

Bürgermeister Hertel leitete die Diskussion, in der Betschel-Pflügel den Mut der Akteure in einer Zeit des Terrors ohne organisierte Opposition hervorhob. Hilfen könne er sich in einer solchen Situation nur im Einzelnen vorstellen. Auch heute müsse noch auf den Schutz des Rechtsstaats geachtet werden. Auch sei es immer noch schwer, Courage zu zeigen. Aber auch in einer Demokratie sei Rückgrat erforderlich. Die Schüler seien gegen rechtes Gedankengut starkzumachen.

Stadtverordnetenvorsteher Wittmann wies auf die grauenhaften Zeitumstände hin: »Man kann sich diese Epoche so schwer vorstellen wie das Mittelalter.« Er beklagte Defizite an Zivilcourage in der Gegenwart: »Geht nicht achtlos am anderen vorbei!« Es komme jetzt darauf an, die Erfahrungen mit der Ausstellung nach außen zu tragen. Auch die Lehrer Jochen Blaha und Stephanie Plag bekannten sich zu der Notwendigkeit von Aufklärung. Es gelte, den Schülern Perspektiven aufzuzeigen und Kontakte zu anderen Kulturen zu vermitteln. Sängerin Frey-Rabine erklärte, es komme nicht auf Gedenktage an, sondern auf andauerndes Lernen aus der Vergangenheit.

Die Schüler Celine Interthal und Marcel Baier betonten, durch die Vorbereitung der Schau seien sie auf den Mut der Weißen Rose aufmerksam geworden. Yakoub Yakoub und Jasmina El-Bachiri erklärten, als Schüler mit Migrationshintergrund keine Integrationsprobleme an der GSS gehabt zu haben.

Reinhard Schwarz erläuterte in einem Publikumsbeitrag den Sinn der europäischen Integration. Während Dieter Eisenberg die Verankerung der Geschwister Scholl im christlichen Glauben betonte, wies Frey-Rabine auf die hohe Bedeutung der Nächstenliebe schon im Alten Testament hin. Zivilcourage habe eine lange Tradition, Deutschlands Bemühen um Aussöhnung sei indes beispielhaft und einzigartig. Wichtig sei die Botschaft, dass sich etwas ändern lasse. Wittmann fasste zusammen, dass »alle Religionen Frieden wollen«. Plag und Blaha versicherten gegen Ende der Diskussion, soziales Lernen sei in der GSS wichtig und systematisches Mobbing gebe es dort nicht.

Schüler teilten am Eröffnungsabend die historischen Hintergründe mit und rezitierten aus den Flugblättern der Weißen Rose. Die Tafeln informieren in Wort und Bild über den Machtapparat der Diktatur, die Jugend unter der Rolle der Nationalsozialisten, die Mitglieder der Weißen Rose, deren Flugblätter und Widerstand sowie die Hinrichtung der Geschwister Scholl durch ein NS-Gericht. Neue Schautafeln sind in Arbeit. Sie werden sich Dietrich Bonhoeffer und Alfred Delp widmen.

Während der Ausstellung, die von der Klasse 9 Ra von Thomas Lummitsch ausgerichtet wird, stehen nachmittags Schüler für Erklärungen bereit. Die Ausstellung kann noch bis Samstag in der Stadtverwaltung während deren Öffnungszeiten besucht werden.

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