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Bald ist wieder Leben im Kloster Ilbenstadt

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Von: Jürgen W. Niehoff

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Jahrelang stand er leer und ungenutzt auf dem Klostergelände in Ilbenstadt. Jetzt endlich soll wieder Leben in den denkmalgeschützten Unteren Gutshof einkehren.

»Zukunft muss ermöglicht werden«, sagte die Staatssekretärin im hessischen Landwirtschafts- und Umweltministerium Dr. Beatrix Tappeser (Grüne) bei der Übergabe der Schlüssel für das insgesamt 20 000 Quadratmeter große Areal im Ortskern von Ilbenstadt an zwei Investoren.

Die beiden Käufer, die Oekogeno eG mit Sitz in Freiburg auf der einen Seite, sowie Nicole Weyrauch und Alexander Czempin auf der anderen Seite, möchten die seit 20 Jahren leer stehenden Gutshöfe wieder mit Leben füllen. Im westlichen Teil mit dem alten Pächterwohnhaus, dem Kutscherbau und der alten Scheune plant die Freiburger Oekogeno Gesellschaft ein genossenschaftliches inklusives Mehrgenerationen-Wohnprojekt mit vorerst 30 Wohneinheiten. Diese sollen nach dem Genossenschaftsprinzip anschließend auch vermarktet werden.

Die Interessenten erwerben also kein Eigentum an der jeweiligen Wohnung, sondern zahlen einen bestimmten Anteil (voraussichtlich zwischen 20 000 und 35 000 Euro) in die Genossenschaft ein und erhalten dafür ein Nutzungsvertrag für diese Wohnung, erläuterte Rainer Schüle von der Geschäftsleitung der Oekogeno. Dieses genossenschaftliche Bauen habe denn auch das hessische Landwirtschaftsministerium als Eigentümer der Staatsdomänen, zu denen der größte Teil des Klosterbereichs gehört, überzeugt.

Café und Ateliers geplant

»Wir sind schon seit Jahren auf der Suche nach einem geeigneten Käufer für das Areal. Mit Oekogeno und den beiden weiteren Interessenten haben wir Investoren gefunden, die mit ihrem nachhaltigen Konzept überzeugt haben und nicht in erster Linie auf ihren Profit schielen«, erläuterte die Staatssekretärin die Verkaufsentscheidung.

Und das sieht vor, dass neben der Wohnbebauung im Bereich der alten Scheune, die nicht unter Denkmalschutz steht, Gemeinschaftsräumen und möglicherweise einem Café im Kutscherbau sowie Werkstätten für Handwerker, Ateliers und ein weiterer Gemeinschaftsraum zusätzlich noch ein Kindergarten von der Stadt errichtet werden soll. »Deshalb gilt mein Dank dem Land Hessen, das hier auf historischem Grund und Boden wieder Leben entsteht und zwar in einem Ausmaß, das Vorbildcharakter für ganz Hessen haben kann«, sagte Bürgermeister Dr. Bernhard Hertel (parteilos).

Die Oekogeno Bürgerbeteiligungs-Genossenschaft hat bereits mehrere Projekte dieser Art in Süddeutschland erstellt und hat derzeit über 15 000 Mitglieder. Die beiden anderen Investoren Nicole Weyrauch und Czempin haben ebenfalls schon Erfahrung im Umgang mit denkmalgeschützten Objekten, denn sie haben bereits in Assenheim den historisches Propsteihof wieder zum Leben erweckt. Nun wollen sie wiederum mit viel Eigeninitiative den Wirtschaftshof durch denkmalgerechte Sanierung und Umbaumaßnahmen in eine neue Zukunft führen.

»Als HLG konnten wir schon häufig die Wiederbelebung der Ortskerne mitgestalten, finanzieren und umsetzen. Wenn dann auch noch – wie hier – Barrierefreiheit, Generationenwohnen, Denkmalschutz, Erneuerbare Energien und Elektromobilität möglich wird – dann bin ich begeistert«, freute sich auch die HLG-Geschäftsführerin Professor Martina Klärle, die persönliche und positive Erfahrung in der Sicherung und Wiederbelebung historischer Bausubstanz hat, über das Zustandekommen des Verkaufs.

Mit den ersten Bauarbeiten soll bereits im kommenden Jahr begonnen werden. Dafür hat die Stadt den Bebauungsplan noch einmal überarbeitet. Geklärt werden muss noch die zukünftige Verkehrssituation im Klosterbereich. Die Bürger will die Genossenschaft in den nächsten Wochen auf einer speziellen Versammlung genauer informieren.

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