„Terra X“-Doku: Die Burg Münzenberg im TV zu sehen

Am Samstag (11.12.2021) um 20.15 Uhr läuft die Doku »Ein Tag auf Burg Münzenberg 1218« auf Arte. Das Film-Team hatte viel Unterstützung vom Wetterauer Lokalhistoriker Dr. Dieter Wolf.
Münzenberg - So richtig kann man es sich nicht vorstellen: Wie die Menschen vor über 800 Jahren auf der Burg Münzenberg gelebt haben. Wie sie gekocht haben, wie sie gewohnt, wie sie gefeiert haben. Die im 12. Jahrhundert gebaute Burg ist zwar sehr gut erhalten, aber eben doch eine Ruine.
Nun hat es sich ein Film-Team im Auftrag der Doku-Reihe »Terra X« zur Aufgabe gemacht, den Zuschauern zu zeigen, wie es damals war - im Mittelalter auf der Burg in Münzenberg. Am Samstagabend wird die Folge um 20.15 Uhr auf Arte ausgestrahlt (im Januar in der Reihe »Terra X« im ZDF). Der Titel: »Ein Tag auf Burg Münzenberg 1218«.
Der ehemalige Butzbacher Museumsleiter und Historiker Dr. Dieter Wolf hat als wissenschaftlicher Berater an der Sendung mitgearbeitet. Dazu, erzählt er, hat er das Film-Team inhaltlich zu sämtlichen Fragen rund ums Mittelalter und die Burg unterstützt, aber auch mit Auftritten in der Sendung.
Dokumentation über Burg Münzenberg am Samstag (11.12.2021) auf Arte: Eine Zeit voller Gewalt
In der Programmvorschau heißt es: Die Folge »führt in eine Zeit voller Gewalt und Konflikte in der hessischen Wetterau. Der Burgverwalter hat alle Hände voll zu tun, um die Region zu schützen«. Der »Terra X«-Film begleitet einen Tag lang Eberhard von Münzenberg. »Anhand der fiktiven Biografie zeigt die Dokumentation, wie turbulent der Alltag eines Burgverwalters im Mittelalter war.
Wie der wirklich war, davon weiß Wolf eine Menge zu erzählen (wie ohnehin über die Geschichte der Wetterau). Zudem hat er bereits einige Texte über die Burg und die Stadt im Mittelalter publiziert. Und so kam es, dass er vom Film-Team etliche Fragen rund um die Burg gestellt bekommen hat. Zum Beispiel, welche Bedeutung der Wetterau im Hochmittelalter zukam. Oder ob der militärische Wert der Burg im Vordergrund stand.
Die Fragen, erzählt Wolf, waren oft sehr detailliert und weitreichend. Er schmunzelt: »Da war es gut, dass ich im Ruhestand bin.« Zumal er im Schriftverkehr mit den Doku-Machern »etliche 100 Seiten« über die Burggeschichte geschrieben hat - von den großen Zusammenhängen der mittelalterlichen Herrschaftsgeflechte ebenso wie von kleinen, alltäglichen Dingen. Beispielsweise von dem Konzept der Kerbhölzer: Ein Teil des Abrechnungssystems im Mittelalter, wie Wolf erklärt. Wenn ein Handel abgeschlossen worden war, aber die Bezahlung noch ausstand, wurden dem Wert entsprechend Kerben in ein Holz geritzt. Sowohl Schuldner als auch Empfänger bekamen ein Holz mit gleich vielen Kerben - damit bei der Abrechnung nicht geschummelt werden konnte. Solche längst vergangenen Alltäglichkeiten, die Erzählungen über die Epoche erst greifbar machen, werden in der Sendung einige zu entdecken sein.
„Terra X“- Doku über Burg Münzenberg: Das Leben im Jahr 1218 nachgespielt
Auf der Burg selbst, erzählt Wolf, ist vier Tage im Sommer gedreht worden. Unter anderem sind Szenen mit Drohnen gefilmt worden. Aber auch in Riga und Österreich ist gedreht worden. Riga, weil es dort eine Film-Stadt gibt mit entsprechenden Kulissen. Denn neben Interviews mit den Mittelalter-Experten spielen in den Sendungen auch Schauspieler das Leben im Jahr 1218 nach.
Was für Historiker Wolf an der Zusammenarbeit mit dem Film-Team besonders reizvoll gewesen ist: zu sehen, wie die Computeranimationen des mittelalterlichen Münzenbergs entstehen. In der Sendung wird bspw. ein Kameranflug auf die Burg zu sehen sein inklusive animierter Gebäude, wie sie im 13. Jahrhundert in Münzenberg gestanden haben könnten. Zur Vorbereitung dazu hat Wolf sowohl Burg und Stadt als auch die umliegenden Ortschaften zeichnerisch rekonstruiert.
Dass sich das Film-Team für die Münzenburg entschieden hat, liegt wohl daran, dass die Burg so gut erhalten ist, vermutet Wolf. »Durch die beiden Türme ist sie bekannt und markant und heute noch ein wahnsinnig beeindruckendes Großbaudenkmal.« Dazu kennt Wolf auch eine Anekdote: Im Gegensatz zur Burg Münzenberg ist die Wartburg im 19. Jahrhundert, damals auch eine Ruine, zu großen Teilen rekonstruiert worden. Wie Wolf erzählt, gab es zu jener Zeit den Plan, dass derselbe Architekt, Hugo von Ritgen, auch die Münzenberger Burg rekonstruiert. »Zum Glück sind diese Pläne nicht fortgeführt worden« - sonst wäre viel von der Originalität verloren gegangen. (sda)
Mehr über weitere Geschichten der Burg Münzenberg hat die Archäologin Lisa Schichtel in einer Führung verraten.