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Wohin Besessenheit führt

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Von: Redaktion

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Nach der Begrüßung durch Hans-Martin Thomas, den Vorsitzenden des Karbener Literaturtreffs, übernehmen Barbara Metz und Dieter Körber, die Organisatoren des jüngsten Literaturabends im »KUHtelier«, die Moderation. Musikalisch eröffnet wird das Programm von Pianistin Veronica Jezovšek. Sie übernimmt auch die musikalische Begleitung der literarischen Lesestücke.

Nach der Begrüßung durch Hans-Martin Thomas, den Vorsitzenden des Karbener Literaturtreffs, übernehmen Barbara Metz und Dieter Körber, die Organisatoren des jüngsten Literaturabends im »KUHtelier«, die Moderation. Musikalisch eröffnet wird das Programm von Pianistin Veronica Jezovšek. Sie übernimmt auch die musikalische Begleitung der literarischen Lesestücke.

Das literarische Programm eröffnet Hans Kärcher mit einer lyrischen Auswahl von Angelus Silesius (1624 bis 1677), deutscher Lyriker, Theologe und Arzt. Seine tiefreligiösen, der Mystik nahe stehenden Epigramme werden zu den bedeutendsten lyrischen Werken der Barockliteratur gezählt. Den Themen des Abends folgend – Leidenschaft, Obsession und Fanatismus –, ging es bei Silesius um übersteigerte Religiosität, die sich in einer schon fast erotisierten Beschreibung von Jesus am Kreuze zeigte.

Einen typischen Vertreter des leidenschaftlichen Fanatismus’ in der Literatur stellt Körber mit Kleists »Michael Kohlhaas« vor. Diese Erzählung sei eine höchst aktuelle Geschichte von Korruption und Vetternwirtschaft. Der Pferdehändler Kohlhaas, betrogen um zwei Pferde, die Frau ermordet, will nichts als Gerechtigkeit, die ihm aus Verwandtschaftsgründen der Täter vorenthalten bleibt.

Dem weltberühmten Roman »Don Quijote de la Mancha« von Miguel de Cervantes widmet sich Hans Kärcher. Der Protagonist ist eine Figur mit obsessivem Verhältnis zu Literatur, der die Trennung von Fiktion und Wirklichkeit nicht mehr gelingt. Aus der großen Reihe der Abenteuer wählt Kärcher die Begegnung von Don Quijote und Knecht Sancho Pansa mit einem Barbier zu Pferde aus, der auf seinem Kopf ein Seifenbecken transportiert, das Don Quijote als den goldenen Helm des berühmten Ritters Mambrin erkennt und nach kurzem Kampf erbeutet.

Bekannt durch Verfilmungen

Eindrucksvoll stellt Almut Rose Herman Melvilles »Moby Dick« vor mit Kapitän Ahabs fanatischer Jagd auf den weißen Wal. Ein Roman, der das Leben und Wirken der Walfänger schildert und sich nur im letzten Fünftel der einsamen Rachejagd Ahabs zuwendet, die mit Ahabs Tod und dem Untergang des Fangschiffes endet. So verdanke der Roman einen Großteil seiner Bekanntheit doch eher der mehrmaligen Verfilmung der letzten 20 Prozent, wie Rose humorvoll kommentiert.

Einfühlsam stellt Barbara Metz Thomas Manns 1911 – der Autor war gerade 36 Jahre alt – geschriebene Novelle »Der Tod in Venedig« vor. Im Mittelpunkt der fünf Kapitel steht der Schriftsteller Gustav Aschenbach mit seiner verzweifelten Sehnsucht nach der Zuneigung des 14-jährigen polnischen Jungen Tadzio. Die Novelle spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

»Tonio Kröger«, die 1903 geschriebene Novelle Thomas Manns, wird von Rosie Kärcher behandelt. Bei der Titelfigur handelt es sich um einen unglücklich Liebenden, der zwischen der Verachtung für die Banalität des bürgerlichen Lebens und der Sehnsucht nach dem gewöhnlichen menschlichen Glück hin- und hergerissen ist.

Fritz Böhner widmet sich Mario Puzos Roman »Der Pate«. Ein populärliterarisches Werk mit einem hohen Bekanntheitsgrad, vor allem durch die Verfilmung. Interessant für das Thema des Abends wegen seiner leidenschaftlichen Obsession für Treue, Familie und Freundschaft.

Mit Patrick Süskinds Roman »Das Parfum« wird das Programm von Almut Rose fortgesetzt. Bildreich beschreibt sie die Geschichte von Grenouille, der als Baby mit Fischabfall entsorgt wird und eher zufällig überlebt. Ausgestattet mit einem feinen Geruchssinn, will dieser sonderbare Mensch Parfümeur werden.

Als letzten Beitrag bespricht Dieter Körber den Roman »Peter Holtz, sein glückliches Leben, erzählt von ihm selbst« von dem 1962 geborenen und in der DDR aufgewachsenen Ingo Schulze. Der Roman ist in Form des barocken Schelmenromans aufgebaut und reiht Episode an Episode. Das 2017 erschienene Werk persifliert sowohl den gelebten Sozialismus der DDR als auch die Konzentration aufs Geld in der kapitalistischen Gesellschaft.

Nach dem musikalischen Ausklang werden alle Akteure vom Publikum mit reichlich Beifall verabschiedet.

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