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Störche werden keine TV-Stars

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Dass die Störche in Karben hier nur als     Standbild festgehalten sind, finden die Freien Wähler nicht gut und fordern bewegte Bilder einer Webcam. Damit stehen sie aber allein auf weiter Flur, denn die anderen Fraktionen und die Stadt lehnen eine Webcam ab. 	(Foto: pv)
Dass die Störche in Karben hier nur als Standbild festgehalten sind, finden die Freien Wähler nicht gut und fordern bewegte Bilder einer Webcam. Damit stehen sie aber allein auf weiter Flur, denn die anderen Fraktionen und die Stadt lehnen eine Webcam ab. (Foto: pv) © pv

Karben (pe). Die Freien Wähler sind vorerst mit ihrer Idee gescheitert, eine Webcam in der Gemarkung Rendel installieren zu lassen, um die dortigen Störche zu beobachten. Grünen-Mann Rainer Knack gibt zu bedenken, dass sich die Tiere von einer Kamera gestört fühlen könnten. Ein Hintertürchen ist offen: Wenn jemand eine Kamera samt Ausrüstung zahlt könnte sie aufgestellt werden.

Karben (pe). Von der FW-Stadtverordneten Laura Macho weiß man, dass sie gerne in der Natur unterwegs ist. Zu Fuß, zu Pferd und mit Hund. Sie liebt es, mit nur wenigen Schritten im Karbener Grün zu sein. Und es gefällt ihr, dass sie hier bei ihren Ausflügen in die heimische Landschaft auch viele Vögel sieht – und die Störche. Die Karbener Naturschützer freuen sich, dass es so viele sind wie nie zuvor.

Macho wollte nun auch die anderen Karbener an den Naturerlebnissen rund um die Störche teilhaben lassen. Was lag da näher, als mal einen Antrag einzubringen. Als neue Stadtverordnete beantragte sie, das Parlament möge den Magistrat beauftragen, eine Webcam in der Gemarkung Rendel »für mindestens ein bewohntes Storchennest vornehmen zu lassen«. »Damit könnten die Bürger die Natur erleben«, sagte sie bei der Einbringung. Was sich zunächst einmal irgendwie exotisch anhört, ist in anderen Gemeinden durchaus schon gängige Praxis, etwa in Altenstadt-Lindheim. Dort hat ein privater Betreiber eine bzw. mehrere Kameras stationiert. Mit wenigen Klicks kann das Leben der Lindheimer Störche dort via Computer oder Smartphone beobachtet werden.

Der Betrieb einer solchen Kamera sei »ein guter und günstiger Beitrag zum Stadtmarketing«, fand Macho. Durch eine Verknüpfung mit der Startseite des Internetauftritts der Stadt seien »steigende Besucherzahlen im virtuellen und auch im realen Leben zu erwarten«, begründete die Stadtverordnete der Freien Wähler ihren Vorstoß.

Exkremente auf der Linse

Der wurde von den anderen Fraktionen und vor allem von Bürgermeister Guido Rahn aber nicht ernst genommen. Vor allem gehe der Antrag davon aus, dass die Stadt eine solche Kamera betreibe. Aber man habe seitens der Verwaltung recherchiert und herausgefunden, dass fast alle der 365 in Deutschland stationierten Storchenkameras von Sponsoren betrieben würden.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Mario Beck sagte dazu, dass ein solcher Antrag ausgerechnet von den Freien Wählern komme, habe ihn doch sehr verwundert. Denn gerade die Freien Wähler seien dafür bekannt, dass sie »die Stadt auf ihre Kernaufgaben reduzieren«. Die Installation und der Betrieb einer Storchenkamera gehöre »nun wirklich nicht dazu«.

Selbst wenn nicht die Stadt, sondern ein Privater diese Kamera installieren würde, müsse die Stadt dort einen städtischen Mitarbeiter hinschicken, der die Linse von Exkrementen reinigen müsse. »Denn aus anderen Gemeidnen wissen wir, dass die Tiere sich gerne mal da draufsetzen.«

Schließlich meldete sich der Grünen-Fraktionsvorsitzende Rainer Knak zu Wort. Doch aus der Hoffnung Machos, dass wenigstens die Grünen ihrem Ansinnen zustimmen würden, wurde nichts. »Es ist nett, dass Sie sich hier mit einem weichen Thema einführen«, meinte Knak. »Aber ob Sie damit dem Storch einen Gefallen tun, wage ich doch sehr zu bezweifeln.« Vielmehr könne sich Meister Adebar durch eine solche Kamera durchaus gestört fühlen und dann das Nest verlassen.

Letztlich ließen die Stadtverordneten ein Hintertürchen für eine solche Aktion offen: Wenn ein Dritter die Finanzierung der Kamera, deren Installation, Anbindung und Wartung übernehme, könne die Stadt den Livestream auf ihre Homepage stellen.

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