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Stadt will die Kläranlage erweitern

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Von: Holger Pegelow

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Nach Karben ziehen immer mehr Menschen, hinzu kommen zusätzliche Firmen. Die Hinterlassenschaften belasten die städtische Kläranlage. Wird die bald zu klein?

Es kommt nicht oft vor, dass die Mitglieder des Ausschusses für Stadtplanung und Infrastruktur (S+I) mit dermaßen vielen technischen Begriffen bombardiert wurden, wie in der jüngsten Sitzung. Allerdings war das absehbar, nachdem im Februar ein Antrag des FDP-Stadtverordneten Oliver Feyl vorgelegen hatte, in dem nach der Kapazität der Anlage gefragt wurde. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) hatte daraufhin informiert, dass die Stadt eine entsprechende Studie bereits in Auftrag gegeben habe.

Zwar kam es im Februar nicht zur Abstimmung, weil das Thema schon in Arbeit war. Aber die Fraktionen vereinbarten, dass die Ergebnisse in einer S+I-Sitzung vorgestellt werden sollten. Am Dienstagabend war das der Fall, denn außer dem technischen Leiter der Stadtwerke, Michael Quentin, war auch Expertin Gabriele Lortz zu Gast, die sich mit der Karbener Kläranlage befasst hat. Zuwachsgebiet

Als die Anlage in den Siebzigerjahren gebaut wurde, hatte Karben noch einige Tausend Einwohner weniger, und das riesige Gewerbegebiet zwischen Diesel- und Max-Planck-Straße war gerade erst im Aufbau. »Wie gut, dass die Gründungsväter die Anlage groß genug konzipiert hatten«, sagte SPD-Ausschussmitglied Christel Zobeley.

Dennoch: Der Süden der Wetterau ist Zuwachsgebiet, Tausende neuer Bürger sind hinzugekommen, und einige neue Gewerbebetriebe. Aktuell ist jetzt mit den Erschließungsarbeiten für das Okarbener Baugebiet Spitzacker begonnen worden.

Frostschutzmittel und Medikamente

Ausgelegt ist die Anlage für sogenannte Einwohnergleichwerte. Die Messzahl lautet hier: 40 000 Einwohnergleichwerte. Das seien nicht Einwohner, sondern sowohl Einwohner als auch Betriebe, informierte Quentin. Die Karbener Kläranlage filtert zudem die Abwässer aus Rodheim. Aus den beiden Vorträgen wurde deutlich, dass die Anlage an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt ist. Zusätzliche Baugebiete außer denen, die bereits im Bau sind, kann die Anlage kaum verkraften.

Rahn hatte schon im Februar prophezeiht: »Das Wachstum dieser Anlage ist begrenzt. Die aktuellen und geplanten Baugebiete wie Kalkofen oder Spitzacker kriegen wir noch unter. Dann wäre die Anlage aber ausgereizt.«

Zudem stellt sich noch ein weiteres Problem. Die Mikropartikel können nicht mehr gefiltert werden, gelangen somit also ungefiltert in die Nidda. Die Zuhörer in der Ausschusssitzung wunderten sich nicht schlecht, was da so alles noch an Rückständen schwimmt: Frostschutzmittel stehen mit 10,5 Kilo pro Jahr an der Spitze, gefolgt von Süßstoffen mit 9,9, Schmerzmitteln mit 3,58 und Pflanzenschutzmitteln mit 1,6 Kilo pro Jahr. Lortz wies jedoch darauf hin, dass Karben mit den Medikamentenrückständen im Klärwasser »im mittleren Bereich« liege, in anderen Kommunen seien die Werte höher. Zudem hatte sie festgestellt, dass die vom Gesetzgeber geforderte Eliminierung des Phophats bei 0,7 Milligramm pro Liter in Karben eingehalten werde. Drei Entwürfe

Die beiden Referenten stellten drei Entwürfe vor, wie die Kläranlage erweitert und technisch aufgerüstet werden könnte, etwa in Gestalt einer vierten Reinigungsstufe, die die Mikropartikel herausfiltern könnte. Dabei reichten die notwendigen Investitionsmittel von 2,4 bis hin zu fast acht Millionen Euro.

Bei den Ausschussmitgliedern müssen die vielen technischen Angaben zunächst erst einmal »sacken«. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass relativ wenige Fragen kamen. Sämtliche Gremien werden sich in den nächsten Monaten stärker damit befassen müssen. Allerdings gibt es keine Eile: Laut Quentin sei das ohnehin ein »Prozess von drei bis vier Jahren«.

2,40 Euro pro Kubikmeter Abwasser müssen die Bürgerinnen und Bürger jetzt zahlen. In der Ausschusssitzung kamen auch Nachfragen danach, wie hoch die Abwassergebühr künftig werden könnte.

Dazu antwortete der technische Leiter

Michael Quentin, dies lasse sich nicht genau sagen. Aber angesichts der Abschreibungen dürften die Preise »nicht in die Höhe schießen«. Dennoch sei bei einem Endausbau mit größtmöglicher Effektivität mit rund zehn Cent mehr zu rechnen. Allerdings würde der Ausbau der Kläranlage auch Schritt für Schritt erfolgen. »So etwas kann man nicht in einem Jahr stemmen.« Somit würden sich die Abwasserpreise langsam nach oben bewegen. (pe)

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