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Ruf nach sicheren Radwegen

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Von: Holger Pegelow

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Damit Radfahrer die vielbefahrene Kreuzung im Bereich Bürgerzentrum/Gewerbegebiet in einem Zug überqueren können, wird die Beseitigung der Zebrastreifen auf den Rechtsabbiegern und die Installation von Ampeln geprüft. © Holger Pegelow

Wie kann man in Karben sichere Radwege schaffen? Zu der Frage hatten sich die Fraktionen im Stadtparlament viele Gedanken gemacht und sie in rund ein Dutzend Anträge gegossen.

R ot abmarkierte Spuren für Radfahrer, ähnlich denen in Bad Vilbel und Frankfurt, längere Ampelphasen für Fußgänger und Radfahrer, eine klare Beschilderung und vieles mehr sind Forderungen aus der Politik an die Verwaltung. Verschiedene Fraktionen hatten zur Juni-Sitzung der Stadtverordnetenversammlung dazu gleich ein ganzes Bündel von Anträgen eingebracht, um zu unterstreichen, dass in dieser Stadt mehr für Menschen auf zwei Rädern getan werden muss.

Das sei ein sehr komplexes Thema, da es hier stets um ein Gesamtkonzept aus Radverkehr, Individualverkehr und Öffentlichem Nahverkehr gehe. Einige Male zeigte der stellvertretende Fachdienstleiter Stadtplanung, Bauen und Verkehr diese Konfliktpunkte auf. Etliches von dem, was sich die Fraktionen gewünscht hatten, wird auch aus baulichen Gründen nicht umzusetzen sein. Etwa farbliche Markierungen für Radfahrer an den Kreiseln. »Rote Markierungen kriegen wir am Kreisel an der katholischen Kirche nicht hin, weil der Straßenquerschnitt zu schmal ist.« Nicht realisierbar ist auch die Forderung nach einer eigenen Fahrradspur in der Rendeler Straße. Die Stadt plant nach Angaben von Böing aktuell eine separate Spur vom Ortseingang aus Richtung Rendel kommend bis zur Hügelstraße mit einer Mittelinsel am Ortseingang. Die sei dafür gedacht, den aus Klein-Karben herausfahrenden Radverkehr sicher über die Straße auf den Radweg zwischen Klein-Karben und Rendel zu führen. Auf Klein-Karbener Seite kann der Radweg über die parallel zur Rendeler Straße verlaufende Anliegerstraße geführt werden. Eine Absage erteilte Böing aber der Idee, auf der unteren Rendeler Straße eine separate Radfahrspur einzurichten. Dafür sei der Straßenquerschnitt zu schmal. Vielmehr überlege man, den offiziellen Radweg über die Kirchgasse und durch die parallel zur Rendeler Straße verlaufenden Wohnstraßen zu führen. SPD-Fraktionschef Thomas Görlich findet ohnehin, dass »der Radverkehr nicht immer über die Hauptstraßen geführt werden muss. Denn nicht jede Straße, in denen Autos fahren, sei auch für Radfahrer geeignet. »Wir müssen mehr Alternativrouten ausschildern.«

Kein breiterer Weg am Nidda-Ufer

Problematisch stellt sich die Situation auch am neuen Niddaradweg dar, im Bereich des Stadtzentrums. Fußgänger fühlen sich durch auf dem gut ausgebauten Niddaweg rasende Radfahrer gefährdet. Die Politik diskutiert hier schon länger, ob eine Verbreiterung des Weges und eine räumliche Trennung möglich wären. Dem erteilte Böing eine Absage. In Bad Vilbel sei der Niddaradweg 4,50 Meter breit, und es seien zunächst getrennte Wege für Fußgänger und Radfahrer ausgeschildert worden. Da die Fußgänger aber sehr häufig nebeneinander gelaufen seien und damit auf den Radweg gelangt seien, habe man die räumliche Trennung dort aufgehoben. Aus den Reihen der Stadtverordneten wurde vorgeschlagen, auf dem Karbener Abschnitt Pflanzkübel oder Drängelgitter aufzustellen, damit die schnellen Radfahrer ausgebremst werden. Hier meldete sich Stadtpolizist Jörg Witzenberger zu Wort. »Drängelgitter und Blumenkübel wären riskant bei schlechter Sicht oder nachts.« Auch CDU-Stadtverordnete Marita Scheurich meinte, Drängelgitter brächten nichts. Die müssten, um etwa Rollstuhlfahrern genügend Platz lassen, weiter auseinandergestellt werden. »Die Räder fahren da durch, ohne dass die Radfahrer absteigen.« Markus Dreßler von den Grünen schlug vor, analog den Strecken zum Taunus hoch, Rüttelstreifen aufzubringen.

Doch die Stadt verfolgt eine andere Idee. Sie will auf der Ostseite der Nidda einen parallelen Weg für Radfahrer ausweisen, etwa beispielsweise zwischen Schwimmbad und KSV-Sportanlage. Dort existieren heute schon Trampelpfade. Man werde prüfen, ob ein Radweg angelegt werden kann. Der Wetteraukreis habe eine Machbarkeitsstudie für einen Schnellradweg zwischen Butzbach und Frankfurt in Auftrag gegeben. Dem Kreis werde man diesen Vorschlag unterbreiten, damit er mitgeprüft werde.

Ampeln ersetzen Zebrastreifen

Mehrere Anträge erheben die Forderung nach einer fahrradfreundlichen Ampelschaltung. Hier zeigte Böing das Beispiel Rathausplatz auf. Hessen Mobil plane den Neubau der Ampelanlage. In diesem Zuge werde geprüft, ob die Zebrastreifen an den Abbiegespuren ins Gewerbegebiet entfallen und durch Ampeln ersetzt werden können. »Wenn das möglich wäre, wäre für die Radfahrer eine Querung der Kreuzung in einem Zug möglich.« Derzeit könnten sie nur Teile der Fahrbahn überqueren und müssten auf den Mittelinseln warten. Voraussetzung sei, »dass es keine Überlastungserscheinungen für einzelne Kfz-Verkehre gibt«.

Nach Ansicht der Verwaltung ist ein durchgehender Fahrradschutzstreifen in der Dieselstraße sinnvoll, jedoch müsse die Politik entscheiden, ob die meist von Lkws genutzten Parkplätze dann entfallen könnten. Machbar wäre auch ein Schutzstreifen zwischen Selzerbachweg und Gehspitze. Sinnvoll findet man in der Verwaltung den Ausbau des Bornwiesenwegs für Radfahrer. Dagegen rät der Experte ab von einer Querungshilfe für Radfahrer über die Homburger Straße in Höhe der Tankstelle. »Da wären Unfälle vorprogrammiert.«

Auf eine Abstimmung der Anträge wurde an diesem Abend verzichtet. Stattdessen soll Ekkehart Böing verschiedene Vorlagen erarbeiten, über die dann abgestimmt werden soll. Bei sich überschneidenden Themen wäre auch ein interfraktioneller Antrag möglich. Es zeichnen sich große Mehrheiten für Maßnahmen zur Verbesserung der Radfahrersicherheit ab.

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