»Obama ist frisch, intelligent und hat neue Ideen«
Karben (jas). Aktueller hätte Unterricht gar nicht sein können: Nur wenige Stunden nach dem Ausgang der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten ging es auch in der Aula der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) um die beiden Kandidaten, den Gewinner Barack Obama und seinen Widersacher John McCain. Über die Ergebnisse der Wahl, die Hintergründe dieser Entscheidung und die Folgen diskutierten die Zwölftklässler der drei Englisch-Leistungskurse am Mittwochmorgen mit einem »native speaker«, dem amerikanischen Gastdozenten John-Paul Incorvaja
Karben (jas). Aktueller hätte Unterricht gar nicht sein können: Nur wenige Stunden nach dem Ausgang der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten ging es auch in der Aula der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) um die beiden Kandidaten, den Gewinner Barack Obama und seinen Widersacher John McCain. Über die Ergebnisse der Wahl, die Hintergründe dieser Entscheidung und die Folgen diskutierten die Zwölftklässler der drei Englisch-Leistungskurse am Mittwochmorgen mit einem »native speaker«, dem amerikanischen Gastdozenten John-Paul Incorvaja.
Auf Einladung des Reiseveranstalters EF-Sprachreisen tourt der Englischlehrer aus Los Angeles derzeit durch Deutschland, um an Schulen Vorträge über die amerikanische Kultur, das Leben an einer amerikanischen High-School und eben den Präsidentschaftswahlkampf zu halten.
Mit einer Thermosflasche war Merve Akcos am frühen Morgen in die Aula der Schule gekommen. Ein wenig übermüdet noch, denn wie auch Hannah Fraser und Pablo Flores hatte sie mit Spannung den Ausgang der Wahl am Fernseher verfolgt und sich über das Ergebnis gefreut. Besonders groß war die Begeisterung über den deutlichen Sieg Obamas bei Pablo. Für ein Jahr ist der Jugendliche aus New Mexico derzeit in Deutschland, seit eineinhalb Monaten lebt er bereits in Karben und besucht die KSS.
Es sei gut, dass Obama gewonnen habe. »He is fresh«, sagte er voller Überzeugung. Obama sei intelligent, habe neue Ideen und vertrete vor allem auch endlich die junge Generation. Mit der Hautfarbe habe der Wahlsieg seiner Meinung nach nichts zu tun, sagte Pablo, mehr damit, dass die jungen Leute Hoffnung auf einen Wechsel haben. Und auch Referent John-Paul Incorvaja nickte.
Wie wichtig die junge Generation sei, das machte der Dozent gleich zu Beginn seines Vortrags deutlich: »Bei der letzten Wahl 2004 wählten weniger als 30 Prozent der 18- bis 25-Jährigen«, so Incorvaja. Und warum das? »Sie fühlten sich hoffnungslos und hilflos. Sie hatten den Eindruck, dass die Politiker sich nicht um die jungen Leute kümmerten«, sagte der Referent und erklärte damit das Phänomen der »voter apathy«.
Sehr ausführlich ging der Amerikaner auf die Unterschiede zwischen Demokraten und Republikanern ein. »Die Demokraten stehen für eine zentralisierte Regierung. Die Kraft liegt in den Händen des Federal Government und weniger bei den einzelnen Staaten. Die Republikaner hingegen stärken die Staaten und treiben die Privatisierung voran.
« Um verstehen zu können, wie es im amerikanischen Wahlkampf 2000 dazu kommen konnte, dass zwar die meisten Wähler für Al Gore stimmten, George W. Bush aber dennoch den Wahlsieg davontrug, erläuterte Incorvaja den Schülern das »Electoral College«. Hinter diesem Begriff verbirgt sich das Gremium, das alle vier Jahre den Präsidenten und Vizepräsidenten wählt. Zurzeit besteht es aus 538 Wahlmännern, die von den 50 Bundesstaaten sowie dem Bundesdistrikt entsandt werden. Wer die Wahl gewinnen will, muss 270 Wahlmänner auf sich vereinen. »Die Anzahl der Wahlmänner in jedem Staat entspricht proportional der Anzahl der dort lebenden Menschen«, erläuterte Incorvaja. So habe Texas zum Beispiel 34 Wahlmänner, während New Mexico, der Heimatstaat Pablos, nur fünf habe. »Wer die Wahl im jeweiligen Staat gewinnt, gewinnt auch alle Stimmen der dortigen Wahlmänner.« Und warum gibt es dieses System überhaupt noch? »Damit jeder Staat, und sei er noch so klein, eine Stimme hat und gehört wird.« In diesem Zusammenhang diskutierten der Referent und die Jugendlichen auch die Frage, warum überhaupt an einem Dienstag gewählt wird. »Früher ging man davon aus, dass die Leute an einem Wochentag auf jeden Fall zu Hause sind«, erklärte Incorvaja.
Heute aber macht die Wahl in der Woche Probleme. »Wenn ich in Los Angeles wähle, brauche ich eine Stunde von meiner Schule zum Wahllokal und eine Stunde wieder zurück. Das schaffe ich nicht in meiner Pause«, machte Incorvaja deutlich. »Besser wäre die Wahl am Samstag oder Sonntag. Die andere Auffassung ist antiquiert.«
Thema an diesem Vormittag waren auch die Ziele Obamas. Eines seiner größten Vorhaben ist die Änderung des Gesundheitssystems. »Derzeit sind 60 Millionen Amerikaner nicht krankenversichert«, informierte Incorvaja. Die privaten Gesellschaften seien teuer und verwehrten kranken Menschen den Zugang. Hoffnung setzen die Menschen auch in den 47-Jährigen Obama, wenn es um das Renten- sowie um das Schulsystem und um den Umweltschutz geht. Hinzu komme, so der Referent, dass eine neue Strategie für den Einsatz der amerikanischen Truppen im Irak entwickelt werden müsse.