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Wahl des Stadtparlaments: Noch viel Zählarbeit in Karben

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Von: Jürgen W. Niehoff

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Bürgermeister Guido Rahn schaut am Montagvormittag bei einem der Zählteams im Rathaus vorbei. Die Wahlzettel, bei denen kumuliert und panaschiert wurde, werden von drei Helfern ausgewertet und eingetragen. © Jürgen W. Niehoff

Kann die Karbener CDU doch noch die absolute Mehrheit erreichen? Gewissheit über den Ausgang der Kommunalwahl in Karben wird es frühestens am Dienstagnachmittag geben, teilt Wahlleiter Turgay Taskiran mit. Bis dahin haben die Wahlhelfer im Rathaus noch viel zu tun.

Man sieht es dem Karbener Wahlleiter Turgay Taskiran den Wahltag und die nachfolgende Nacht deutlich an, ihm fehlt der Schlaf. »Ich bin heute Morgen erst gegen 4 Uhr ins Bett gekommen und bin schon wieder seit 8 Uhr im Rathaus unterwegs«, schildert Taskiran die vergangenen Stunden. Und auch im Gesicht von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) zeigen sich die Spuren einer sehr kurzen Nacht: »Auch ich bin erst gegen 2.30 Uhr aus dem Rathaus weg, weil ich kurzfristig für einen Wahlhelfer eingesprungen bin, der verständlicherweise aus Altersgründen früher schlappgemacht hat.«

Und trotz der langen Auszählzeit gibt es noch kein Wahlergebnis. Nicht einmal ein vorläufiges, denn zum einen haben über 60 Prozent möglicherweise coronabedingt die Briefwahl vorgezogen - vor fünf Jahren bei der letzten Wahl waren es gerade einmal knapp über 20 Prozent - und zum anderen fordert die Möglichkeit des Kumulierens und des Panaschierens viel Zeit beim Auszählen.

Rund 7400 Wähler haben dieses Mal von der Briefwahl Gebrauch gemacht. Mit der Folge, dass die Kosten sich fast verdoppelt haben. 15 000 Euro allein für das Porto für die Briefwähler. Hinzukommt der Aufwand für das Hygienekonzept mit Desinfektionsmittel, Atemschutzmasken und Spuckschutzabtrennungen vor den Wahlhelfern sowie die Aufwandsentschädigungen für die 174 Wahlhelfer, die dieses Mal auch höher ausgefallen ist als in den Vorjahren. »Insgesamt hat die Wahl annähernd 30 000 Euro gekostet«, rechnet Rahn vor.

Nur ein Wähler ohne Schutzmaske

Der Aufwand scheint sich aber auch gelohnt zu haben, denn nach Auskunft des Wahlleiters verlief der Wahlsonntag ohne Zwischenfälle. »Mit einer Ausnahme. In einem Wahllokal erschien ein Mann ohne Atemschutzmaske und weigerte sich auch, eine aufzusetzen. Wir habe ihn dann warten lassen bis alle anderen Wähler das Wahllokal verlassen hatten und haben ihn dann wählen lassen«, so Taskiran. Ihm die Wahl zu verweigern, wäre nicht gegangen, weil er dann die ganze Wahl hätte anfechten können.

Wegen der doppelten Anzahl der Wahllokale wegen der Corona-Situation und weil deutlich mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten, nämlich über 7400 Bürger, von der Briefwahl Gebrauch gemacht hatten, sei dieser Vorfall kaum aufgefallen.

Die Parteien selbst äußern sich noch sehr zurückhaltend zu dem Ausgang der Wahl. Schließlich liegt noch nicht einmal ein vorläufiges Endergebnis vor. Lediglich ein Trend lasse sich nach der Auszählung der Listenstimmen feststellen, also nach Auszählung der Wahlzetteln, bei denen nur jeweils die Partei, nicht aber einzelne Kandidaten durch Kumulieren und Panaschieren angekreuzt wurden. Danach erhielt die CDU 46,21 Prozent, die SPD 16,79 Prozent, die Grünen 15,46 Prozent, AfD 5,03, FDP 3,93, Die Linke 4,64 und die Freien Wähler 7,95 Prozent. Dies war der Stand nach der Auszählung von lediglich 2330 Stimmzetteln (19,14 Prozent der insgesamt 10 234Wähler).

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Turgay Taskiran Wahlleiter © Jürgen W. Niehoff

Nur bedingt vergleichbar

»Das Votum vom Sonntag ist nur bedingt mit jenem von vor fünf Jahren vergleichbar, da seinerzeit gleichzeitig die Bürgermeisterwahl stattfand, eine Liste weniger kandidierte und der bundesweite Trend für die Grünen noch nicht so stark war«, analysiert CDU Vorsitzender Mario Beck. Außerdem habe sich die Bevölkerung in Karben durch Zuzug von Neubürgern gewandelt.

»Trotzdem haben wir wahrscheinlich das beste CDU-Ergebnis im Kreis und eines der besten in Hessen erreicht«, freut sich Beck. Ganz anders die SPD-Vorsitzende Nora Zado und SPD-Fraktionschef Thomas Görlich: »Natürlich können wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein. Keine andere Partei hat so viele Anträge in den vergangenen fünf Jahren eingereicht wie wir. Unsere Politik prägt Karben nach wie vor und wir werden trotz dieses Ergebnisses weiterhin unser Bestes geben«, versichern die beiden.

Recht zufrieden zeigt sich hingegen Oliver Feyl (FDP): »Für die FDP Karben ist das Trendergebnis zufriedenstellend. Wir konnten uns mit unserer sachorientierten, liberalen Politik in einem schwierigen Umfeld beweisen.«

Und auch die Freien Wähler scheint das Ergebnis positiv zu stimmen: »Auch wenn wir unser internes Ziel von zehn Prozent wahrscheinlich nicht erreichen werden«, erklärt der FW-Vorsitzende Thorsten Schwellnuss.

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