Leitungen direkt am Ufer verzögern Umgestaltung
Die Renaturierung der Nidda im Karbener Stadtzentrum zieht sich in die Länge. Alles hängt an der Telekom, und das hat besondere, unterirdische Gründe.
Fast in jeder Stadtparlamentssitzung gibt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) unter den Mitteilungen den Sachstand zur Renaturierung der Nidda im Bereich der Stadtmitte im Abschnitt zwischen ASB-Altenzentrum und KSV-Sportplätzen bekannt. Der Fachdienst hat es diesmal kurz gemacht, als er schrieb: »Ausführungsplanung in der Bearbeitung. Abstimmung mit den Leitungsträgern läuft.« Rahn wollte das so knapp nicht mitteilen, denn dahinter verbirgt sich einiger Ärger, mit dem er auch nicht hinterm Berg hielt. Bei einem großen Behördentermin kürzlich im Rathaus seien die Vertreter der Telekom nicht erschienen. »Wir haben dort mittlerweile den fünften Ansprechpartner.« Das Stadtoberhaupt sauer: »Jetzt fahren wir selbst nach Hanau.«
Das Gespräch fand vor wenigen Tagen in der Zentrale des Dienstleisters in Hanau statt. Rahn zur WZ: »Wir haben dort jetzt zwei neue Ansprechpartner.« Nun hofft die Stadt, dass es mit den Planungen endlich vorangeht. Sie braucht die Telekom, will man mit der Renaturierung überhaupt mal starten. Denn entlang des gesamten Abschnittes verlaufen wichtige Telefonleitungen, und zwar so dicht am Ufer, dass sie dem gewünschten Umbau im wahrsten Wortsinn im Weg liegen.
Ein dickes Paket
Der Streit mit der Telekom schwelt schon seit langem. Man kommt einfach nicht voran, denn eigentlich müsste alles längst geklärt sein. Bereits im November 2014, also vor über zwei Jahren, befassten sich die Stadtverordneten mit dem Thema. Die Telefonkabel müssen weiter weg verlegt werden. Doch daran hat die Telekom kein rechtes Interesse gezeigt. Der Grund: Es kostet viel Geld. Nach Schätzungen seitens der Stadt wären rund 100 000 Euro fällig. Die Telekom bezifferte die Kosten auf nicht weniger als 260 000 Euro. Denn das Unternehmen würde die alten Kupferkabel gegen neue leistungsfähigere Glasfaserkabel tauschen.
Nach Angaben des Bürgermeisters ist bei dem Termin in Hanau offenbar vereinbart worden, dass das von der Stadt beauftragte Büro jetzt die detaillierten Pläne für die Verlegung der Leitungen erstellt. Die Telekom liefere dann eine aktuelle Kostenschätzung. »Danach startet die Umlegung der Leitungstrassen.«
"Das ist ein dickes Paket" Doch wer meint, hier geht es nur um die Trasse für die Telefonleitung, der irrt. Denn außer der Telekom verlaufen dicht am Flussufer auch Leitungen der Ovag, von Unitymedia, der Stadtwerke und von der Hassia. »Das ist ein dickes Paket«, sagt Fachdienstleiter Bauen, Heiko Heinzel, gegenüber der WZ. Man hoffe, dass die Erdarbeiten in diesem Sommer beginnen können. Laut Rahn wird auch gerade »eine neue Zeitschiene erarbeitet. Ziel ist es, im Sommer mit den Umlegungen zu starten.« Und wann wird die Nidda wieder wie einst in Kurven verlaufen mit Buhnen und Buchten? Fachdienstleiter Heinzel schätzt, »nicht mehr in diesem Jahr«.
Bis dahin müssen sich die Karbener noch an den Anblick der vielen gerodeten Bäume und Büsche gewöhnen. Anfang des Jahres hatte eine Fachfirma damit begonnen, die Baufelder freizuräumen. Die werden nicht nur für die Maschinen benötigt, sondern auch für den Fluss selber, der ja künftig nicht mehr als Kanal, sondern in Kurven verlaufen wird und mehr Platz benötigt. Die gelb markierten Bäume sollen dem Vernehmen nach stehen bleiben. Der anfänglich kahle Eindruck ist in diesem Frühjahr etwas abgemildert. Und ist Zeichen dafür, dass sich die Nidda nach den umfänglichen Umgestaltungsarbeiten schnell wieder erholen wird.
Wie sagte Rahn doch Ende Dezember: »Kurzfristig wird es an der Nidda schlimm aussehen, aber mittel- und langfristig wird es viel besser.«