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Lauter glückliche Menschen

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Karben (mi). Die Welt der Kleingärtner ist ein Kosmos glücklicher Menschen. Das wird auch bei einem Rundgang durch die Anlage des Okarbener Obst- und Gartenbauvereins deutlich, bei dem die Vorsitzende Ruzica Schütze von der Arbeit, der Ernte, den Feiern und großem Zusammenhalt erzählt.

I ch liebe Blumen und freue mich über jede einzelne hier«, sagt Ruzica Schütze, als sie stolz vor ihren leuchtenden Lilien steht und deren Duft wahrnimmt. Um sie herum blühen auch Rosen und der Sommerflieder in ihrem Kleinod. »Hier finde ich Ruhe, Schönheit und bin von der Natur umgeben«, schwärmt Schütze. Sie trägt als Vorsitzende des Okarbener Obst- und Gartenbauvereins gleichzeitig auch die Verantwortung »für alles, was hier passiert«. Gerade hat einer der rund 50 Pächter dunkle Rauchwolken auf dem Kleingartengelände entdeckt und sie gleich verständigt. Denn große Feuer sind eine Gefahr für alle.

»Wir helfen und beraten uns hier gegenseitig und sind wie eine große Familie«, erzählt die gebürtige Kroatin beim Gang durch die Anlage, vor der idyllisch die Nidda plätschert. Dabei fällt gleich auf, dass es hier nur gefühlte Grenzen zwischen den Gärten gibt und keine Zäune. Jeder wisse aber genau, wo die Übergänge seien, macht die Vorsitzende klar.

Multikulti-Welt

Mit dabei auf dem Rundgang ist auch Heinz Schütze, ihr Ehemann, der den Großteil seiner Freizeit allerdings mit dem Bad Vilbeler Akkordeonorchester verbringt und deshalb nicht so oft hier ist. »Ich komme lieber zum Relaxen oder Grillen als zum Arbeiten in den Garten«, sagt er und lacht. Allerdings stellt er sich aber dennoch gerne fürs Rasenmähen oder Heckenschneiden zur Verfügung. Das Unkrautzupfen dagegen überlasse er seiner Frau, da habe er schon viel falsch gemacht. Heinz Schütze gefällt es, dass die Okarbener Gartenfamilie eine Art Multikulti-Welt ist, in der Russen, Polen, Kroaten, Türken oder Marokkaner Gartenarbeit verrichten, Feste feiern oder sich einfach nur erholen wollen.

»Und in Kürze kommen hier drei Babys dazu. Da freuen wir uns alle riesig drauf«, erzählt er, als Pächter Helmut Schultheiß dazustößt, der stolz seine jüngsten Erträge aus seinem Garten präsentiert. »Ich habe seit 1976 kein Gemüse mehr eingekauft und hier alles selbst geerntet«, berichtet Schultheiß und deutet auf die imposanten Beete in seiner grünen Oase.

Auch Ruzica Schütze versorgt ihren Haushalt mit eigenen Erdbeeren, Himbeeren, Äpfeln, Mirabellen, Birnen, Gurken, Tomaten, Zucchini, Kürbissen oder Zwiebeln. »Eine Erdbeere schmeckt hier noch wie eine Erdbeere. Das ist etwas ganz Anderes als gekauftes Obst«, glaubt Heinz Schütze. Seine Frau schwärmt hingegen vom selbst gemachten Kräuterquark, den sie mit frischem Schnittlauch aus dem Garten an diesem Morgen zubereitet hat. Auch ihre selbst gezogenen grünen Bohnen hat sie schon morgens eingefroren.

Das Wasser holen sich die Pächter am Gehweg, und jeder hat Strom auf seinen Hütten, könnte auch im Winter mal einen Ofen anwerfen. »Vier Stunden Arbeit sollte man pro Woche schon in seinen Garten investieren«, schätzt Ruzica Schütze. Sie lässt dabei durchblicken, dass es wahrscheinlich viel mehr sind. »Das macht aber auch Riesenspaß. Ich vergesse hier die Welt und alle Sorgen, mache oft das Handy aus und schalte total ab«, sagt sie.

Gelder für den Anbau oder Erneuerungen nimmt der Verein vorrangig bei Festen ein, beim Tag der offenen Tür am 1. Mai oder dem Erntedankfest. Zudem kooperiert man seit einiger Zeit mit dem Vereinsring im Ort und beteiligt sich an der Kerb und am Weihnachtsmarkt.

Mieten kann man zudem das Vereinsheim, in dem gerade ein Polterabend vorbereitet wird, als die Vorsitzende hereinkommt, um die schmucke Theke, die Küche, den Kühlraum und die sanitären Anlagen zu zeigen. »Hier werden Geburtstage gefeiert, Taufen, oder wir kommen einfach zum gemütlichen Beisammensein her.« Denn die Okarbener Kleingärtner zeichnet auch in ihrem 125. Vereinsjahr vor allem ein großer Zusammenhalt aus.

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