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Die Kunst des Werfens

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Prüfender Blick: Die Boulespieler schauen welche Kugel am nächsten an der Wutz liegt.
Prüfender Blick: Die Boulespieler schauen welche Kugel am nächsten an der Wutz liegt. © Franziska Klinger

Karben (fkl). Der Sport mit den kühlen Metallkugeln begeistert in Petterweil. Seit 30 Jahren gibt es den 1. Pétanque-Club, der das französische Spiel pflegt. Boule ist ein kommunikativer Sport an der frischen Luft, berichten die Spieler. Traurig sind sie derzeit darüber, dass ihr Mietvertrag für die Boule-Scheune und die Plätze gekündigt wurde. Sie suchen Ersatz.

Schwer liegt die kühle Metallkugel in der Hand. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, unterschiedlich schwer, unterschiedlich groß, mal glatt und glänzend, mal etwas angeraut. Beim 1. Pétanque-Club Petterweil wählt jeder die Version, mit der er am besten werfen kann. Darum geht es: Mit einem gezielten Wurf soll die Kugel möglichst nahe neben einer anderen, kleineren und bunten Zielkugel etwa sechs bis zehn Meter entfernt liegen bleiben. Was bei geübten Spielern einfach und entspannt aussieht, fällt dem Laien bei den ersten Versuchen hingegen nicht unbedingt leicht. Mal rollt die Kugel zu kurz, mal zu weit.

Hier wird Boule gespielt. Dem Spiel widmet sich der 1. Pétanque-Club Petterweil bereits seit drei Jahrzehnten. Am vergangenen Sonntag feierten die rund 130 Mitglieder gemeinsam mit Freunden aus anderen Vereinen das dreißigjährige Bestehen ihres Clubs in und vor ihrer Boulescheune. Auch Karbens Bürgermeister Guido Rahn gratulierte. Die Boule-Begeisterten veranstalteten aus diesem Anlass ein Turnier, an dem 40 Spieler teilnahmen. Günther Desch, Gunther Altenburg und Uwe Berndt waren am erfolgreichsten. Sie heimsten die drei Pokale des Tages ein.

»Eine handvoll Petterweiler wollte vor 30 Jahren das französische Savoir-vivre hier herbringen«, erzählt Alfred Hiepel.

Diese Idee stieß schnell auf Begeisterung bei vielen Petterweilern. Der Verein wuchs rasch. Heute stellt er drei Mannschaften, die mit sechs bis acht Personen in der Hessenliga spielen. Sie tragen 45 Spiele gegen neun hessische Mannschaften pro Jahr aus. Die beste Mannschaft des Vereins spielt in der zweiten Liga und steht derzeit auf dem ersten Platz. »Das wäre großartig, wenn wir im Jubiläumsjahr in die erste Liga aufsteigen«, hofft Hiepel.

Die Vereinsmitglieder spielen Pétanque, was eine Unterart des Boule ist. Hierbei müssen die Spieler beim Werfen der Kugeln in einem festgelegten Kreis stehen, der auf dem Boden markiert ist. Ziel ist es, dass am Ende die eigenen Kugeln näher als die der Gegner bei der Zielkugel, dem Schweinchen oder auch der Wutz (aus dem Französischen: cochon), liegen. Meist wird in Double- oder Triplette-Formationen, also Zweier- oder Dreierteams, gespielt. Zuerst versuchen die Leger, die eigenen Kugeln möglichst nahe an die Wutz zu werfen. Dann kommen die Schießer ins Spiel. Sie versuchen, die Kugeln der gegnerischen Mannschaft, die besonders nah am Schweinchen gelandet sind, mit ihren Kugeln wegzustoßen.

Das Spiel ist beendet, wenn das erste Team 13 Punkte erreicht hat. »Boule ist eine sehr gute Freizeitbeschäftigung. Es macht Spaß, man ist den ganzen Tag draußen und man kann sich gut mit den Leuten unterhalten«, sagt Inge Kremser. Dem stimmt Andreas Dosch zu. Er schätzt, dass es sich bei Pétanque um eine Präzisionssportart handelt, die auch feinmotorischer und taktischer Fertigkeiten bedarf. Andreas Hiepel mag den Kick, den er bei Wettkämpfen erlebt: »Gestern haben wir elf zu vier geführt und trotzdem noch verloren.«

Überschattet wurde das Fest zum 30-jährigen Bestehen des 1. Pétanque-Club Petterweil von einer unerfreulichen Nachricht. Der Mietvertrag für ihre Boulescheune, der 25 Jahre bestand, wurde vor etwa einer Woche gekündigt. Die Vermieter unterbreitete dem Verein ein Alternativangebot. »Das bedurfte aber keiner Diskussion«, sagt Alfred Hiepel. Die Vereinsmitglieder bauten vor der Scheune und im inneren Boulebahnen aus Erde und Kies. Diese Bahnen seien sehr beliebt, auch bei Menschen, die nicht im Club organisiert sind. Donnerstags seien bei den regelmäßigen Treffen häufig auch Spieler aus Frankfurt oder Oberursel, zu Gast.

Besonders im Winter biete die beheizte Scheune eine der wenigen Möglichkeiten, trotzdem Boule zu spielen. Nun gelte es für den Verein einen neuen Ort für seine Bahnen zu finden. »Bis Ende nächsten Jahres müssen wir hier draußen sein«, erklärt Hiepel. (fkl)

Das nächste Event des Pétanque-Clubs ist das Mitternachts-Triplette am 13. August. Mit Voranmeldung geht es um 14 Uhr los, das Ende ist offen.

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