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Kleine, aber feine Gemeindebibliothek

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Beim Stöbern in den Buch-

regalen findet sich immer etwas.
Beim Stöbern in den Buch- regalen findet sich immer etwas. © Sybille Ullrich

Karben (sur). Was zeichnet eine Bücherei aus? Dass die Literatur aktuell, erfrischend und gut sortiert ist. Genau das bietet die Bücherei der evangelischen Kirchengemeinde Groß-Karben in ihrem Gemeindehaus. Schon seit 1955 existiert die Bibliothek. Sie wurde immer ehrenamtlich geführt.

Doch seit die Leitung der Bücherei 2007 von Ulrike Grünwald und Edith Bremmer übernommen wurde, hat sich die Einrichtung zu einem Kleinod entwickelt.

Vor allem an einem Umstand ist es zu verdanken, dass es sich bei der Gemeindebücherei um etwas Besonderes handelt: einer nebenberuflichen Weiterbildung Edit Bremmers vor etwa 15 Jahren zur Büchereiassistentin. Sie war schon damals ehrenamtlich für eine andere Bücherei tätig und hat die Weiterbildung in Königswinter absolviert. Damit steht ihr kompetentes Fachwissen zur Verfügung. »Als wir die Leitung der Bibliothek übernommen haben, war der Bestand ziemlich veraltet«, sagt Bremmer. Gemeinsam mit Ulrike Grünwald habe sie alle Bücher gesichtet und dann kräftig aussortiert. »Das war richtig viel Arbeit.«

So sind viele Herz-Schmerz-Romane aus den 70er und 80er Jahren und andere nicht mehr attraktive Sachen verschwunden. Es wurden aber auch Schätze aufbewahrt, die echte Klassiker sind oder das Potenzial dazu haben. Danach wurde der gewonnene Platz mit gezielten Einkäufen lebendig und attraktiv gestaltet. Von Vorteil ist dabei, dass die beiden Büchereileiterinnen selbst begeisterte Leseratten sind, die über Neuigkeiten und aktuelle Besteller gut informiert sind.

Der Bibliothek stehen ein Etat der Kirchenleitung, das Geld einer Kollekte und der Ertrag ihres Bücherflohmarkts zur Verfügung. Mit dem Geld wird sehr sorgfältig umgegangen. »Wir gucken im Internet regelmäßig nach günstigen Angeboten«, berichtet Grünwald. Oft würden aktuelle Werke, die nur einmal gelesen wurden, schon für wenige Cent auf dem Markt angeboten. »Teilweise bekommt man sie im Handel noch für den Originalpreis, und wir können sie schon für günstiges Geld für unsere Leser anbieten.«

Für die Nutzer der Bibliothek liegt am Empfangstisch eine Kladde bereit, auf der mit großen Lettern »Wunschbuch« geschrieben steht. Hier können alle Büchernarren Titel eintragen, die sie im Bestand nicht gefunden haben, aber gerne lesen möchten. Grünwald und Bremmer schauen regelmäßig nach den Einträgen. »Wenn es geht, versuchen wir alle Wünsche zu erfüllen«, sagt Grünwald.

Begeistert vom Krimidinner

Karin Tregner, eine Karbenerin, die schon seit den 80er Jahren die Bücherei regelmäßig nutzt, findet das Sortiment sehr ansprechend. »Seitdem die Bücher neu sortiert sind, kommt es mir vor wie eine neue Bücherei.« Sie finde alles, was sie suche, ob Krimis, Romane, historische Bücher und Sachbücher – alles sei da. Für die kleinen Karbener gibt es eine spezielle Kinderbuchecke. So können Mamas und auch ihre Kinder gut gemeinsam versorgt werden.

Das findet auch Lydia Blum, die mit ihren beiden Söhnen in der Bibliothek stöbert. »Was schön ist, dass das Sortiment regelmäßig wechselt, nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns.« Ihr ist wichtig, dass sie immer etwas findet, sowohl Bücher als auch CDs oder auch einmal eine DVD-Box. »Ich habe in jeder Phase des Kleinkindstadiums etwas gefunden, was passte.« Und Grünwald erklärt, dass mit dem Friedberger Medienzentrum ein regelmäßiger Austausch vereinbart ist. Einmal im Halbjahr kommen von dort mehrere Kisten mit Büchern und anderen Medien, die die Auswahl ergänzen.

»Das Tollste aber ist das Krimi- dinner«, meint Tregner und ihre Augen beginnen zu leuchten. Vor fünf Jahren entstand die Idee, einmal im Jahr einen Leseabend mit Krimis und einem hervorragenden Fünf-Gänge-Menü zu veranstalten. Die Bibliotheksdamen taten sich mit zwei begeisterten Köchinnen zusammen und gestalten seither ein ganz besonderes Event. Die Literatur und das Menü werden sorgfältig ausgewählt, dann wird der Gemeindesaal aufwendig geschmückt und zuletzt alles abgeschlossen. Die angemeldeten Teilnehmer werden im Vorraum mit einem Aperitif begrüßt und erst wenn alle da sind, werden die Saaltüren geöffnet. »Das wird richtig zelebriert und ist dann immer eine ganz tolle Überraschung«, erzählt Tregner. Und hat sich natürlich schon jetzt für den nächsten Termin am 5. November angemeldet.

Im Juni steht jedoch erst mal die Nacht der Kirchen an. Am 24. Juni werde nicht nur in Karben die Kirche beleuchtet und geöffnet. Im Pfarrgarten werde gegrillt und ein stimmungsvoller Abend gestaltet. Der zweite Teil folge dann am Sonntag, 26. Juni. Nach der Einführung der Konfirmanden finde der Bücherflohmarkt im Gemeindesaal statt.

Auch Pfarrer Christian Krüger genießt die Bücherei. Er ist seit eineinhalb Jahren Pfarrer in der Gemeinde und rühmt die gute Auswahl. »In der letzten Gemeinde gab es auch eine Bibliothek, aber sie war nicht so gut sortiert.« Er schätzt besonders, dass die Themen die Leute interessieren und dass auch aktuelle Bücher vorhanden sind.

Bücher von Margot Käßmann

Nicht zu vergessen sei, dass natürlich das Buch der Bücher in der Bibliothek stehe. Die Bibel sei zwar auch schon älter, aber deswegen noch lange nicht veraltet, schmunzelt er. Ggleich in der Nähe stehen Bücher, die sich mit Kirche oder Glauben auseinandersetzen, wie einige Titel von Margot Käßmann.

In den alten Unterlagen der Gemeinde habe er eine Notiz gefunden, dass schon um 1860 ein Pfarrer in Karben Bücher für die Kirchengemeinde mit der Bemerkung »Zur Hebung der Bildung« gekauft habe. Also habe die Bibliothek zumindest einen Vorläufer in der Geschichte. Der Pfarrer ist überzeugt: »Mit unserer Bibliothek erreichen wir auch Leute, die keine klassischen Gottesdienstbesucher sind.«

Die Bücherei ist während der Sommerzeit jeden Dienstag von 17.30 bis 20 Uhr geöffnet und während der Winterzeit von 16.30 bis 19 Uhr.

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