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So wollen zwei Karbener die Bienen retten

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Von: Holger Pegelow

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Antonio Gurliaccio hat das alte Zeidlerhandwerk in der Schweiz gelernt. Auf diese traditionelle Art höhlt er hier Baumstämme aus, die später als Lebensräume für die Bienen dienen.
Antonio Gurliaccio hat das alte Zeidlerhandwerk in der Schweiz gelernt. Auf diese traditionelle Art höhlt er hier Baumstämme aus, die später als Lebensräume für die Bienen dienen. © Holger Pegelow

In Karben sind zwei Männer für »Ihre Majestät« aktiv. Das ist aber nicht die Königin, sondern die Biene. Sie vor dem Aussterben zu retten, haben sich Antonio Gurliaccio und Moses Mrohs zur Lebensaufgabe gemacht.

Wer den Hof der ehemaligen Wäscherei nahe der Klein-Karbener Kirche betritt, findet sich in einer anderen Welt wieder. Geht man in Richtung Garten, sieht man viele dicke Baumstämme. Und dort findet man Antonio Gurliaccio. Der 46-Jährige hockt vor einem der Stämme. Zunächst hat er mit der Motorsäge einen rechteckigen Ausschnitt hineingesägt. Jetzt bearbeitet er mit einem Stechbeitel das Innenleben. Mit diesem Spezialwerkzeug haben einst die Zeidler gearbeitet, jene Handwerker, die den Bienen ihre Behausung gezimmert haben. Denn Bienen, das lernt der Besucher schnell, lebten einst in Baumstämmen. »Wir geben der Honigbiene ihr natürliches Zuhause in einem Baum zurück und ermöglichen ihr eine artgerechte Lebensweise«, lautet eines der Ziele der Bienenbotschafter.

An die Tradition der Zeidler knüpft Gurliaccio an. Tagelang ist er mit einem Stamm beschäftigt, in seinem Hof steht aktuell ein gutes Dutzend. Alles Auftragsarbeiten, denn in Deutschland ist mittlerweile bekannt, dass sich die Karbener Bienenbotschaft für die natürliche Art der Bienenhaltung einsetzt. Aus ganz Deutschland und aus der Schweiz kommen Anfragen.

Bei den Eidgenossen hat der 46-Jährige einst das Zeidlerhandwerk gelernt. Das war, nachdem er und sein Freund Moses Mrohs den Film »More than Honey« gesehen hatten, eine vielbeachtete Dokumentation über das weltweite dramatische Bienensterben. »Wir haben beschlossen, dass wir was tun müssen gegen das Bienensterben.«

Karbener Bienenretter: Natürlicher Nistraum

Ein Weg dazu ist für die beiden, Klotzbeuten nach Zeidlerart zu bauen. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Excidere (herausschneiden) über das altdeutsche »zeideln« (»Honig schneiden«) ab. »Das ist der natürlichste Nistplatz für Bienen«, erklärt Gurliaccio. »Denn er enthält Tausende von Mikroorganismen.« In solcher Umgebung lebe der Bücherskorpion. »Der frisst den größten Feind der Biene, die Varroamilbe.« Die beiden züchten solche Bücherskorpione und siedeln sie in den von ihnen installierten und betreuten Klotzbeuten an.

Moses Mrohs zeigt auf den Bienengarten, in dem nicht nur Insekten leben, sondern auch vieles angepflanzt ist, was sie zum Leben brauchen.
Moses Mrohs zeigt auf den Bienengarten, in dem nicht nur Insekten leben, sondern auch vieles angepflanzt ist, was sie zum Leben brauchen. © Holger Pegelow

Es werden stehende und hängende Behausungen aufgestellt bzw. aufgehängt. So habe man im Frankfurter Stadtwald nahe der Oberschweinstiege ebenso Klotzbeuten aufgestellt wie etwa am Kühkopf oder bei Stockstadt. Selbst aus dem Raum Hamburg kommen Aufträge. In der Heimat sind sie gleichfalls aktiv geworden. Drei fünf Meter hoch hängende und sieben rund zwei Meter hohe, stehende Klotzbeuten gibt es auf dem Gelände des Kleintierzuchtvereins Klein-Karben. Auch im stillgelegten Teil des Karbener Stadtwaldes nahe dem Trimmpfad werden die beiden Bienenbotschafter demnächst aktiv.

Außer dem Bau von Klotzbeuten haben sich die beiden Karbener die Vermittlung von Wissen auf die Fahnen geschrieben. Dafür sind sie viel unterwegs. Gurliaccio macht im Botanischen Garten in Frankfurt Führungen. »Vor einigen Jahren nahmen daran nur zehn Leute teil, heute sind es nicht selten 70.« Eine Stunde reiche dafür oft nicht aus. Das zeige ein wachsendes Bewusstsein für die Natur. In einer Kindertagesstätte in Nieder-Erlenbach fasziniert er schon die Jüngsten für das Leben der Bienen.

Auch die Anlage von Blühwiesen und -streifen haben sich die beiden zur Aufgabe gemacht. Vor den Toren Rendels haben sie auf einer 1200 Quadratmeter großen, ehemals landwirtschaftlich genutzten Fläche eine Blühwiese angelegt. »Da fliegen auch unsere Bienen hin«, haben die beiden mit Freude beobachtet. Denn, na klar, ein Baumstamm nach Zeidlerart findet sich auch in ihrem Garten.

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