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Herbe Kritik an neuer Rampe

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Von: Holger Pegelow

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Wie kann die wie ein Betonmonument wirkende Rampe am Neubaugebiet Kalkofen verschönert werden? Diese Frage interessiert viele Bürgerinnen und Bürger bei der Begehung des Ortsbeirats Groß-Karben. © Holger Pegelow

Lange Zeit war sie gefordert worden, jetzt ist sie da. Aber die neue Rampe vom Neubaugebiet Kalkofen in den alten Ortskern von Groß-Karben erntet durchweg Kritik.

Wenn am Ende der Sommerferien fast 50 Leute bei einer öffentlichen Begehung des Ortsbeirats Groß-Karben erscheinen, dann muss schon was Wichtiges passiert sein. Ist es auch: Die neue Rampe vom Neubaugebiet Kalkofen in den alten Ortskern ist gebaut worden. Seit über drei Jahren war ein barrierefreier Abgang neben der steilen Treppe gefordert worden. Die Anwohnerinnen und Anwohner ebenso wie der Ortsbeirat und die Stadt waren sich einig. Das ist selten in der Kommunalpolitik.

Ebenso selten ist die einhellige Kritik, die es an diesem »monumentalen Bauwerk« gibt, wie es Ortsvorsteher Martin Menn (SPD) nennt. Sein Stellvertreter Markus Dreßler (Grüne) spricht namens des Gremiums gar von einem »Gefängnisgittereindruck«. Warum, so fragt er unter zustimmendem Kopfnicken von vielen Umstehenden, »ist denn hier kein Edelstahl-Handlauf installiert worden?« Michael Soborka, der zuständige Ingenieur der Stadt, sagt, es sei eine »Absturzsicherung ausgeschrieben« gewesen. Deshalb sei das Geländer so hoch ausgefallen.

Serpentinenartiger Verlauf

Wie berichtet, hatte sich der Ortsbeirat für eine mehr als 40 Meter lange Rampe ausgesprochen, die sich neben der Treppe den steilen Hang hinabschlängelt. Unterhalb des neuen Spielplatzes beginnt sie, verläuft dann serpentinenartig, bis sie am Heldenberger Weg kurz vor der Bushaltestelle endet. Über diese Variante hatte zu Beginn des vergangenen Jahres noch Einigkeit geherrscht. Die Ausführung sehen viele hingegen sehr kritisch.

Auch bei der Stadt ist das wie eine große Betonmauer mit hohem Stahlgeländer wirkende Bauwerk nicht gerade auf Begeisterung gestoßen. Deshalb hat sie sich den Plan ausgedacht, das Bauwerk entweder durch ein künstlerisches Graffiti zu verschönern oder die Randstreifen neben der Betonrampe zu bepflanzen. Anlässlich der Ortsbegehung haben denn auch der Bad Vilbeler Graffitikünstler Sebastian Stehr und der Karbener Cedric Nebel Skizzen entworfen, wie das Gröbste abgemildert werden und die Optik noch gerettet werden kann. Nebel hat den Entwurf seiner Mutter Cynthia Nebel vorgestellt und eine Skizze dazu verteilt. Laut der sollen die Freiflächen neben dem Rampenlauf mit bienenfreundlichen Gewächsen bepflanzt werden. Sogenannte HPL-Platten sollen an den Wänden festgemacht und mit rankenden Pflanzen bepflanzt werden. Nahe der Geländer könnten höhere Gräser entstehen, die teilweise durch das Metallgeländer ragen und es somit stellenweise verdecken sollen.

Wand soll wie eine Murmelbahn wirken

Eine optische Gestaltung ganz anderer Art hat Künstler Stehr vorgeschlagen. Er will die Wände mit Murmeln besprühen, die auch noch die Elemente Wasser, Wald und Feuer sowie die verschiedenen Jahreszeiten mit einbeziehen sollen. Das Gesamtkunstwerk soll einer großen Murmelbahn ähneln. Die Ortsbeiratsmitglieder fanden beide Vorschläge gut, wollen sich aber noch beraten und auch die Bürgerinnen und Bürger in den Social-Media-Kanälen abstimmen lassen. Die Ortsbeiräte sollen sich mit Nebel, Stehr und Stadträtin Sabine Helwig zusammensetzen und beraten, ob man aus beiden Gestaltungsvorschlägen eventuell auch einen gemeinsamen machen kann.

Die Stadträtin übrigens sprang zuletzt dem doch arg kritisierten Soborka bei. Er habe in schwieriger Zeit mit Corona und Lieferproblemen die lange geforderte und notwendige Rampe realisieren können. »Michael Soborka ist doch eine Art Held in der Verwaltung«, rief sie in die Runde, und der vorher so Gescholtene erhielt doch noch Beifall.

Beim neuen Spielplatz im Kalkofen hatte er alle auf seiner Seite. Wer wollte, konnte den neuen Platz oberhalb der Rampe begehen, der einige Spielgeräte, etliche Sitzmöglichkeiten und einen U3-Bereich aufweist. Lob für ein optisch gelungenes Areal.

Der TÜV habe den Platz gerade am Freitagvormittag abgenommen. Einzig die Bepflanzung fehle noch. Es sollen außer Büschen noch einige größere Bäume gepflanzt werden. Die Stellen dafür sind schon markiert.

Weitere Themen in Groß-Karben

Anlässlich der Ortsbegehung kam erneut die Pestalozzistraße aufs Tablett. Die Stadt hat sie von der Grundschule ausgehend in Richtung Weingartenstraße zu einer Einbahnstraße gemacht. Wenn die Bauarbeiten zur Erweiterung der Schule eines Tages abgeschlossen sein werden, soll die Straße umgebaut werden. Entweder sollen die Gehwege dort zurückgebaut und sie dann zu einer Spielstraße werden, oder es soll nur auf einer Seite ein Gehweg sein und auf der anderen geparkt werden dürfen. Die Situation ist schwierig, weil an dieser Straße sowohl die Schule als auch die Kindertagesstätte liegen. Stadtpolizist Jörg Witzenberger brachte während der Ortsbegehung die Idee auf, man könnte eventuell den Eingang zur Kita an den parallel verlaufenden Karbener Weg verlegen. Er sei aber offen für Vorschläge der Anwohner. Ortsvorsteher Martin Menn schlug vor, die Stadtverwaltung sollte eine Skizze erarbeiten und dann in einer Ortsbeiratssitzung vorstellen. Dann könnten die Bürger Vorschläge machen. Eine Anwohnerin schlug vor, vor Kita und Schule rote Markierungen auf der Straße anzubringen, was Witzenberger aber für nicht sinnvoll hielt. Auch ein Schild »Anlieger frei« lehnte er ab. Das sei nur schwer zu kontrollieren. Stadträtin Sabine Helwig sagte, es gebe an der Straße schon zu viele Schilder.

Eine weitere Station war der Friedhof in Groß-Karben. Hier informierte der Ortsvorsteher darüber, dass auf dem nördlichen Teil entlang der Mauer mehrere 2,10 mal 2,95 Meter große Urnengrabfelder angelegt werden sollen. Dazwischen sollen immer 90 Zentimeter breite Wege gebaut werden, damit die Angehörigen zum Gedenken nahe an die Grabstellen kommen könnten. Auf diese Weise könnten insgesamt 48 Urnengrabstellen entstehen. Im großen Teil des Friedhofes sind zudem Baumpflanzungen geplant, eine nahe der Trauerhalle, da inzwischen auch immer häufiger Menschen unter Bäumen bestattet werden wollen. pe

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