Gegenwind für Windräder

Am Rande von Petterweil sind fünf Windräder geplant. Gegenwind kommt nun aus dem benachbarten Ober-Erlenbach. Dort spricht man von einem Täuschungsmanöver. Warum?
Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird landauf, landab diskutiert. Sich unabhängig machen von fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas und Kohle steht oben auf der Agenda. In Karben passen Pläne der Futura-Gruppe, einer auf den Bau von Windenergieanlagen spezialisierten Unternehmensgruppe, ins Konzept. Futura möchte auf der Vorrangfläche bei Petterweil fünf Windräder bauen. Anfang September hat es im Bürgerhaus Petterweil eine erste Informationsveranstaltung gegeben. Gerhard Pfeiffer aus Bad Homburg spricht von einer »Bürgerverdummung«. Er hat einen langen Brief an Bürgermeister Guido Rahn (CDU) geschrieben, in dem er seine Bedenken schildert. Pfeiffer, der am östlichen Ortsrand von Ober-Erlenbach lebt und von 1994 bis 2001 für die Freien Homburger Wähler Mitglied im Magistrat seiner Heimatstadt war, kritisiert seit vielen Jahren die geplanten Windräder.
Der Diplom-Kaufmann spricht hinsichtlich des »Windindex Hessen« von »fragwürdigen Windmessungen«, nicht vergleichbaren Ergebnissen und einer nur die Hälfte Hessens erfassenden Region. Die Windpotenzialkarte Hessen sei »Lug und Trug von A bis Z«. Es würden gleich zwei »riesige Windrad-Wände« gebaut: in Petterweil und in Nieder-Erlenbach nach dem Umbau des Windparks Kloppenheim mit sieben ähnlich großen Windrädern.
Informationsabend mit Experten
Pfeiffer bemängelt eine »veraltete topografische Karte«. Er sieht durch den geplanten Bau der Windanlagen Gefahren für den Anflug großer Flugzeuge, da dann das Zwölffache der bisherigen Rotorfläche das Funkfeuer beeinträchtigen könnte. Die Visualisierung des Windparks, wie sie sich auf der Homepage der Stadt Karben findet, sei ein »Täuschungsmanöver«. »Der Oberpetterweiler Weg liegt etwa sieben Meter tiefer als der markante Ortsrand am Schlinkenweg. In Kloppenheim stammt der Betrachtungspunkt vom Geringsgraben, die Bezeichnung sagt schon alles. Wie wär’s mit Am Heroldsrain/Ende des Berufsbildungswerks?« Er fragt, warum bei der Visualisierung »nur vier Windräder« gezeigt werden, wenn doch fünf geplant seien. Pfeiffer verlangt, dass bei der Info-Veranstaltung der Stadt Karben am heutigen Donnerstag, 20. Oktober, 19.30 Uhr, im Karbener Bürgerzentrum die bevorstehenden »beiden Windrad-Wände« über insgesamt 3,5 Kilometer gezeigt werden.
Gegenüber dieser Zeitung hat Bürgermeister Rahn Stellung bezogen. »Scheinbar ist Herr Pfeiffer in allen relevanten Bereichen besser informiert als alle Experten und beteiligten Behörden.« Pfeiffer behaupte, dass die Windanlagen in Kloppenheim beim Anflug auf den Frankfurter Flughafen das größte Sicherheitsrisiko darstellten. »Wir können doch nicht als Stadt Karben hier den Vorwurf gemacht bekommen, dass wir die Sicherheitsaspekte des Flughafens nicht richtig einschätzen würden. Wenn die Windräder das größte Sicherheitsrisiko für den Flugverkehr in Frankfurt darstellen, so wäre dann doch schon längst von den verantwortlichen Stellen gehandelt worden.«
Gleiches gelte für den Artenschutz. Zum Artenschutz werde bei Beantragung der Windkraftanlagen ein Fachgutachten erstellt. »Aber dieses Fachgutachten wartet Herr Pfeiffer nicht ab und weiß es scheinbar jetzt schon besser bezüglich Schutz und Lebensraum von Rotmilan und zum Kranich-Rastplatz«, erklärt Rahn.
Rahn kritisiert Einwände scharf
Abwegig werde es, wenn Pfeiffer auf schützenswerte Naturdenkmäler wie Kastanienbäume verweist und dass »die Sichtbeziehungen weder zum noch vom Baum auf das ehemalige Taunuspanorama untersucht worden seien«. Völlig an einer sachlichen Argumentation gehe zudem der Vorwurf vorbei, dass die Stadt Karben bei der Aufstellung der Windvorrangflächen nicht bemerkt habe, dass hierbei »veraltete« topografische Karten im Flächensteckbrief verwendet worden seien.
»Jeder Bürger hatte die Möglichkeit, berechtigte Einwände gegen die Windvorrangflächen bei der Aufstellung des Plans vorzubringen. Diese Einwendungen werden dann fachlich geprüft und gegebenenfalls berücksichtigt«, erläutert Rahn. Daher werde die Stadt das Verfahren zur Aufstellung der Windvorrangflächen am heutigen Abend von fachlich versierten Vertretern des Regionalverbandes Frankfurt Rhein-Main vorstellen lassen.
»Wenn sich alle Experten zur Flugsicherheit, zum Natur- und Artenschutz, zum Landschaftsbild und zur Windgeschwindigkeit irren sollten und offensichtlich nur Herr Pfeiffer diese Mängel erkennt, dann fragt man sich schon, ob dies auf Fakten basiert«, erklärt Rahn. Leider sei es nicht möglich, alle Kritiker mit Fakten zu überzeugen, »aber wenn wir tatsächlich von Gas und Öl unabhängiger werden wollen, dann müssen alle Möglichkeiten zur Energieerzeugung aus regenerativen Quellen ergriffen werden, sofern dies wirtschaftlich und ökologisch vertretbar ist.«