Gegen Sonder-Impfaktionen

Die Grünen im Ausschuss Jugend, Soziales, Kultur haben es gut gemeint. Doch der Magistrat und die anderen Fraktionen sagen nein. Deshalb wird es keine von der Stadt organisierte Corona-Sonder-Impfaktion bei Veranstaltungen geben. Die Gegner führen gleich mehrere Argumente auf.
Die steigenden Inzidenzzahlen auch im Wetteraukreis und in Karben treiben die Parteien um. Angesichts von häufigeren Corona-Infektionen und dem bevorstehenden Winter mit vielen Aktivitäten in geschlossenen Räumen, machen sich die Kommunalpolitikerinnen und -politiker Gedanken, wie mit vermehrten Impfaktionen die Pandemie eingedämmt werden kann. Und so brachten die Grünen zur jüngsten Sitzung des Ausschusses Jugend, Soziales und Kultur am Dienstagabend im Bürgerzentrum den Antrag für ein niederschwelliges Impfangebot ein. Der Magistrat sollte laut Grünen beauftragt werden, zu prüfen, inwiefern in Karben kurzfristig ein Impfangebot etwa in hochfrequentierten Geschäften und bei kulturellen Veranstaltungen etabliert werden könnte.
Es gehe jetzt darum, diejenigen zu erreichen, die bisher eine Impfung gegen das Corona-virus nicht fundamental ablehnen. Dies gehe am besten mit einem niederschwelligen Angebot. Es reiche eben nicht aus, wenn Impfungen hauptsächlich bei den Hausärztinnen und -ärzten verabreicht würden, schreiben die Grünen in ihren Antrag. Es gebe genügend Personen, insbesondere in jüngerem Alter, die keinen Hausarzt hätten und dieses Angebot deshalb nicht problemlos aufsuchen könnten. Wie wäre es, ersannen die Grünen, wenn mobile Impfteams vor Supermärkten impfen würden oder bei Kulturveranstaltungen, dem Weihnachtsmarkt oder Martinsumzügen. Zudem könnte man auch ein Impfteam in der neuen Mitte in Erwägung ziehen.
Menschenmassen befürchtet
Aber schon die Äußerungen von Erstem Stadtrat Friedrich Schwaab (CDU) namens des Magistrats haben in der Sitzung aufgezeigt, wohin die Argumente zielen. Die Intention des Antrages sei ja nachvollziehbar. Aber es sei sehr gewagt, wenn beispielsweise viele Menschen bei einem Martinsmarkt zusammenkämen, um sich dann impfen zu lassen. »Wenn wir viele Menschen zusammenholen, provozieren wir die Möglichkeit, sich anzustecken«, sagte Schwaab.
Die weiteren Stellungnahmen aus den anderen Fraktionen gingen in dieselbe Richtung. Christian Neuwirth (CDU) wies auf die Verantwortung des Wetteraukreises hin. Aber auch darauf, dass »wir nicht die Probleme haben wie in Neukölln«. Dort sei es sinnvoll, Busse in die Problemviertel zu schicken, um die Menschen dort vor Ort zu impfen. Aber wenn man schon in Richtung mobiles Impfen gehe, sollte der Wetteraukreis zu den Veranstaltungen einen eigenen Impfbus schicken.
Thorsten Schwellnus, Fraktionschef der Freien Wähler, verwies ebenfalls auf die Verantwortung und Zuständigkeit des Wetteraukreises. Zudem wäre es für die Stadt ein »gewaltiger Verwaltungsakt. Wenn die Stadt eine solche Aktion organisiert, muss sie auch den Impfstoff besorgen«. Für die SPD wies Anja Singer darauf hin, dass man mit solchen Aktionen die Impfgegner nicht erreichen werde. »Wer skeptisch ist, wird sich auch bei Veranstaltungen nicht impfen lassen.« Zudem hätten beispielsweise die Schüler schon die Möglichkeit gehabt, sich in der Schule impfen zu lassen, wie das etwa an der Kurt-Schumacher-Schule der Fall gewesen sei.
Im Laufe der Sitzung schwang in den Wortbeiträgen mit, dass offenbar auch an eine Sonder-Impfaktion gedacht wird, wie sie Mitte Mai der Karbener Arzt Dr. Larik angeboten hatte und zu der sich rund 300 Menschen angemeldet hatten. »Diese Aktion fand im Freien statt«, verwies der Erste Stadtrat. Für die Wintermonate sei man für solche Aktion eher skeptisch.
Am Schluss votierte nur die einzige Grüne im Ausschuss, Birgit Scharnagl, für den Antrag ihrer Fraktion, die anderen Ausschussmitglieder lehnten ab.
Heute Abend befasst sich die Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr im Bürgerzentrum, mit dem Antrag.