Boom auf der Boule-Bahn

Pétanque ist ein Freiluftsport, der bei jedem Wetter gespielt wird. »Dreikönigsschießen« heißt es beim 1. Pétanque Club Petterweil auf der Anlage in Okarben am vergangenen Sonntag.
Das »Dreikönigsschießen« genannte Pétanque-Turnier, das immer um den Tag der Heiligen Drei Könige ausgespielt wird, gibt es seit 33 Jahren, fast so lange wie den Pétanque-Verein selbst. Die vergangenen Jahre hätte es durschnittlich 20 Teilnehmende gegeben, sagt Alfred Hiepel vom Verein. »Aber dieses Mal sind es 53 Teilnehmende aus der ganzen Republik, so viele wie noch nie.« Bei Pétanque oder Boule, wie das Wurfspiel mit den Metallkugeln auch heißt, geht es darum, die eigenen Kugeln durch geschicktes Werfen möglichst nah an der »Schweinchen« genannten Zielkugel zu platzieren. Wer in einer Spielrunde mit seiner Kugel am dichtesten an das »Schweinchen« herankommt, bekommt einen Punkt.
Möglichst nah ans »Schweinchen«
Beim Dreikönigsschießen wird traditionell als Doublette oder Triplette supermêlée gespielt, was bedeutet, dass die Zweier- oder Dreierteams, die gegeneinander spielen, nach jedem Durchgang neu ausgelost werden. Die Werbung für Turniere erfolge über Zeitungen und Mundpropaganda. Auf diesem Weg hat Martin Dannegger von dem Dreikönigsschießen gehört. Der 54-Jährige kommt aus Nidderau-Ostheim, hat Pétanque vor fast vier Jahrzehnten im Frankreichurlaub entdeckt. »Das fand ich so toll«, schwärmt er. »Vor allem, weil die Franzosen jeden Abend auf dem Campingplatz Turniere gespielt haben.«
Nun spielt er seit fünf Jahren bei den Boulesbrothers in Ostheim. Der Verein habe eine Scheune, das sei großes Glück. Denn es ist kalt auf dem Okäreber Pétanqueplatz, in manchen Jahren wurden die Kugeln schon in heißem Wasser vorgewärmt. Ob Dannegger das Wetter nichts ausmacht? Er lacht, sagt: »Wir sind alles Verrückte hier.«
Dirk Selbmann, der aus dem Vogelsberg kommt, drückt es ähnlich aus: »Wen das Boulefieber gepackt hat, dem ist das Wetter egal.« Er spielt seit 20 Jahren, nimmt zum ersten Mal am »Dreikönigsschießen« teil. Seiner Meinung nach macht die Spielform supermêlée, also das Auslosen der Spielteams vor jeder der vier bis fünf Runden, einen großen Teil des Reizes des Turniers aus: Durch das neue Auslosen der Spielgruppen vor jeder der Spielrunden lernten sich die Turnierteilnehmer schnell kennen. »Supermêlée ist außerdem eine herausfordernde Spielart, weil man sich immer wieder auf neue Spieler einstellen und mit ihnen kooperieren muss. Um zu gewinnen, muss man sehr gut sein.«
Weiter warten auf den Hallenbau
Sieger des diesjährigen Dreikönigsschießens ist Andreas Dosch vom 1. Pétanque Club Petterweil, Zweit- und Drittplatzierter wurden Floh Hennekemper und Dirk Selbmann. Die ersten fünf Plätze gehen alle an Spieler aus dem Heimklub - ein Umstand, auf den nicht nur Alfred Hiepel sehr stolz ist.
Hiepel hofft, dass das nächste Dreikönigsschießen in der geplanten Boulehalle des 1. PCP angeboten werden kann. »Es gilt das Prinzip Hoffnung«, sagt er. Denn nachdem in einem Prozess, den Hiepel als sehr langwierig bezeichnet, das nötige Geld und die Formalien zur Errichtung der Halle erhalten wurden, hat sich der Bau wegen der gestiegenen Preise um fast ein Viertel verteuert. Damit ist weiterhin unklar, wann der Verein die Halle einweihen kann. In der Zwischenzeit bleiben die Mitglieder dennoch aktiv: Der Pétanque-Club kooperiert im Rahmen des Schulsportunterrichts unter anderem mit der Europäischen Schule in Bad Vilbel-Dortelweil, die erste Vereinsmannschaft spielt in der Hessenliga. Außerdem soll im kommenden April ein Jugendturnier veranstaltet werden - von den Nachwuchsspielern des 1. Pétanque-Club Petterweil war zum Dreikönigsschießen keiner da.