1. Wetterauer Zeitung
  2. Wetterau
  3. Karben

Die Bienenbotschafter

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Jürgen Schenk

Kommentare

Antonio Gurliaccio und Moses M. Mrohs nennen sich »Bienenbotschafter« und sind im Auftrag ihrer Majestät, der Bienenkönigin, unterwegs. In Klein-Karben kann man sich ein Bild davon machen.

Die Honigbienen unserer Heimat sind von Natur aus Wildbienen«, erklärt Antonio Gurliaccio, während er seine Dechsel, das ist ein Brecheisen für die Holzbearbeitung, in einen Baumstamm hineinstößt, um ihn auszuhöhlen. »Sie lieben die natürliche Umgebung des Waldes und nisten bevorzugt im Innern von Holzstämmen, vor allem in Kiefern, Zedern und Nussbäumen. Deswegen lebten die frühen Bienenzüchter ursprünglich im Wald. Sie wurden Zeidler oder Honigschneider genannt und waren in Zünften organisiert, deren Ordnungen zum Teil noch bis in die heutige Zeit Bestand haben.«

Der 43-jährige Italiener aus der Stadt Vico del Gargano in Apulien kennt sich bestens aus mit dieser Art des Imkerns. Seit 2012 befasst er sich intensiv damit. Wie sein Kollege Moses M. Mrohs, der ihn auch organisatorisch unterstützt, kommt er eigentlich aus der Event-Branche. Zusammen sahen die Männer 2012 den Film »More than Honey«, der ihnen die Augen öffnete. Dieses Umdenken machte sie zu Vertretern der Bienen und zu Pionieren der modernen Zeidlerei in Deutschland.

»Eine wesensgemäße Haltung der Wildbienen ist essenziell«, sagt Gurliaccio. »Bienen müssen bauen können, wie sie wollen und wo sie wollen, so wie es von jeher in der Natur der Fall ist. Der Imker sollte nur kleine Eingriffe vornehmen, zum Beispiel bei Krankheiten. Es ist so, dass sich dann ganz eigene Strategien entwickeln, ohne Manipulation durch den Menschen. Nicht die Honiggewinnung ist das Wichtigste, sondern die Bestäubung durch die Bienen. Ohne die geht nichts.«

Für das Wohlergehen eines Bienenvolkes baut der passionierte Zeidler und Imker in Klein-Karben sogenannte Klotzbeuten. Das sind ausgehöhlte Abschnitte eines Baumstammes, in denen sich Wildbienen freiwillig einnisten können. Erfunden im Polen des 17. Jahrhunderts, erfahren diese natürlichen Behausungen nun eine Renaissance. Gurliaccio kennt sie von seiner Zusatzausbildung in Polen und in der Schweiz, wo die Zeidlerei eine lange Tradition besitzt. Unter fachgerechter Betreuung bekommen die Bienen so einen Teil ihres herkömmlichen Lebensraumes zurück. Je nach Beschaffenheit des Holzes kann die Herstellung eines fachmännischen Zeidlerbaumes bis zu drei Tage in Anspruch nehmen.

»Bienen mögen runde Formen, keine Kästen«, betont er. »Deswegen fühlen sie sich in Klotzbeuten besonders wohl.« Im Botanischen Garten in Frankfurt habe er den ersten Zeidlerbaum in unserer Gegend aufgestellt, am 21. April folgt dort der nächste. Zunächst sei aber am Sonntag der Rapp’s-Natur-Erlebnis-Garten in Karben an der Reihe. Dazu wird Bürgermeister Guido Rahn erwartet.

Die beiden wissen, dass ihr gemeinsames Projekt noch ganz am Anfang steht. Doch an Ideenreichtum mangelt es ihnen nicht: »Am Sonntag werden wir in sechs Metern Höhe eine Klotzbeute aufhängen. Das wird spektakulär. Über ein zusätzlich aufgebautes Gerüst können Besucher dann nach oben klettern und zuschauen, wenn sich ein Volk eingenistet hat. Vor allem für Schulklassen wird das sehr interessant sein. Kinder lieben Holz und sind neugierig. Bei uns können sie allerhand lernen«, meint der 50-jährige Bienenfreund Mrohs.

»Die evangelische Kirche St. Michaelis hat auch eine Klotzbeute in Auftrag gegeben und auch im Karbener Wald ist schon eine Stelle vorgesehen«, verrät Antonio Gurliaccio.

Die Installation der Klotzbeute erfolgt am Sonntag, 2. April, von 14 bis 16 Uhr in Rapp’s-Natur-Erlebnis-Garten am Jukuz Selzerbrunnenhof, Brunnenstraße 2.

Auch interessant

Kommentare