Bahn will alte Brücke aus Nazizeit sprengen
Die Brücke über die Bahn in Okarben soll für den viergleisigen S6-Ausbau verschwinden. Die Bahn möchte sie sprengen. Anwohner befürchten Schäden an ihren Häusern.
Unter den 1200 Einwendungen, die es in Sachen Ausbau der Main-Weser-Bahn gibt, sind nicht nur Gegner, die Angst vor vermehrtem Güterverkehr und den damit verbundenen Erschütterungen und dem Lärm haben. Einige Einwender haben auch Bedenken gegen die Absicht der Deutschen Bahn, die alte Betonbrücke in Okarben zu sprengen. Denn genau das will die Bahn tun, wie sie beim achten Anhörungstermin des Regierungspräsidiums Darmstadt im Kulturform Dortelweil deutlich machte. Denn für die beiden zusätzlichen Gleise zwischen Friedberg und Bad Vilbel braucht sie Platz. Die Gleise sollen auf der Westseite der jetzigen Strecke hinzukommen. Dabei wäre die Brücke allerdings im Weg. Genutzt wird sie nicht, denn von ihr ist nur ein Torso geblieben. Deshalb will sie das monströse Bauwerk dort weghaben. Es soll gesprengt werden.
Schäden werden dokumentiert
Wie andere Anwohner hat das Ehepaar Seidel eine Einwendung dagegen vorgebracht. »Wir haben Bedenken, ob das die richtige Art ist, das massive Werk zu beseitigen.« Rona Caspari von der Deutschen Bahn erklärte jedoch, die Überlegungen sehen vor, die Brücke einzupacken und Stück für Stück abzusprengen. Offenbar gehen die Anwohner von einer gewaltigen Sprengung aus und befürchten schwere Schäden an ihren Häusern.
Vertreter der Bahn und die Leiterin des Verkehrsdezernats beim RP, Christine von Knebel, erläuterten das Prozedere. Zunächst werde ein unabhängiger und vereidigter Sachverständiger eingeschaltet, der alle Häuser im Umkreis betrachte und über deren Bauzustand eine Dokumentation verfasse. Hinterher würden dann etwaige Schäden durch die Sprengung erfasst. Gebe es diese, stehe den Hauseigentümern Schadensersatz seitens der Vorhabenträgerin zu. Als Vorhabenträgerin wird im Fachjargon die Deutsche Bahn bezeichnet, die die Main-Weser-Strecke ausbauen will. Die Leiterin des Projektes für die zweite Ausbaustufe, Heidi Koppe, versuchte die Gemüter zu beruhigen. »Die Brücke wird sanft gesprengt.« Was genau das heißt, konnte sie nicht sagen. Die Bahn werde einen Sprengexperten beauftragen. Der müsse ein Konzept entwickeln.
Im Rahmen der Einwendungen ging es zudem um den Lärmschutz. Das Ehepaar Seidel machte deutlich, dass es vom Bahnausbau in der Siedlerstraße unmittelbar betroffen sei. Im Sommer 2011 habe man das Haus aufgestockt. Man frage sich, ob der in den Plänen vorgesehene Lärmschutz dafür ausreichend sei. Dazu antwortete Ingenieur Peter Fritz für die Bahn, im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss gehe man tagsüber von 59 db (A) und nachts von 49 dB (A) aus. »Diese Grenzwerte werden nach dem Streckenausbau eingehalten.« Nachts komme man im ersten OG auf maximal 47 dB (A). Für das hinzukommende Stockwerk müsse man das noch mal prüfen. RP-Dezernatsleiterin Knebel sagte, die Bahn müsse ohnehin die Lärmbelastung neu definieren, weil sie die Zugzahl bis zum Jahr 2030 hochrechnen müsse. »Wir gehen von einer erneuten Offenlage der Pläne aus.«