Deutsche Bahn investiert 18 Millionen in der Wetterau: Ab März neues Stellwerk in Karben

Karben erhält am Bahnhof Groß-Karben ein neues Stellwerk. Weil das alte im Bahnhofsgebäude nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand ist. Aber es gibt noch einen weiteren Grund: Den Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Bad Vilbel und Friedberg.
Karben – Manch einer mag sich schon gewundert haben, dass durch die Bahnhofstraße in Kloppenheim Lastwagen und Bagger gerollt sind und auch noch Baumaterial herangeschafft worden ist. Damit das alles ohne Probleme herbeigeschafft werden konnte, hat die Stadt im unteren Teil der Bahnhofstraße bis zu den Gleisen der Main-Weser-Bahn hin ein absolutes Halteverbot angeordnet.
Bauherrin ist hier die Deutsche Bahn. Die hat nämlich mit dem Bau eines Stellwerkes begonnen. Schräg gegenüber dem alten Bahnhofsgebäude auf der Kloppenheimer Seite. Auf dem Gelände Bahnhofstraße 202 soll bis März kommenden Jahres das neue Stellwerk errichtet werden.
Neues Stellwerk in der Wetterau kostet 18 Millionen Euro
Wolf-Dieter Tigges, der neue Leiter des viergleisigen Ausbaus der Main-Weser-Bahn, hatte das bereits in einer Sitzung des Bad Vilbeler Bau- und Planungsausschusses kurz erwähnt. »Das Stellwerk wird auf dem Bahngelände entstehen und wie eine Garage aussehen.« In der Tat wird das Stellwerk nicht besonders groß und schon gar nicht spektakulär sein. Es hat nur ganz wenige Fenster und Türen, ansonsten ist das eher ein schlichter Betonkörper - aber mit jeder Menge Technik dahinter. Ein solches Stellwerk ist schon nahe dem Bad Vilbeler Nordbahnhof für die Züge auf dem Abschnitt zwischen dem nördlichen Frankfurt und Groß-Karben in Betrieb.
Dem Ganzen sieht man gar nicht an, was es kosten wird. Nach Auskunft einer Bahnsprecherin wird das neue Karbener Werk mit nicht weniger als 18 Millionen Euro zu Buche schlagen.
Neues Stellwerk der Deutschen Bahn in der Wetterau ersetzt Drucktastenstellwerke
Dass die Bahn hier so viel Geld investiert, hat gute Gründe. Zunächst einmal soll das neue elektronische Stellwerk die beiden technisch veralteten Drucktastenstellwerke in den Bahnhöfen von Groß-Karben und von Nieder-Wöllstadt ersetzen. Dazu die Sprecherin der Bahn: »Es handelt sich um eine Ersatzmaßnahme, da die beiden anderen Stellwerke aufgrund ihres Alters ersetzt werden müssen.«
Das Gebäude, das in Karben zwischen der Schallschutzmauer der Reihenhäuser und den Gleiskörpern entsteht, sieht man bei den Verantwortlichen der Bahn zudem als einen Vorgriff auf den Ausbau der Main-Weser-Strecke zwischen Bad Vilbel und Friedberg an, der laut Tigges in den Jahren 2023 und 2024 über die Bühne gehen soll.
Elektronisches Stellwerk in der Wetterau wird aus Frankfurt gesteuert
Denn das neue ESTW, wie die Bahn es abkürzt, ermögliche einen sogenannten Gleiswechselbetrieb auf dem Streckenabschnitt zwischen Groß-Karben und Nieder-Wöllstadt, so die Sprecherin. Damit würden günstige Voraussetzungen geschaffen für den viergleisigen Ausbau der S6 zwischen Bad Vilbel und Friedberg. Denn die Züge können wechselseitig über ein Gleis in dem Abschnitt rollen, während daneben weitergebaut werden kann.
Gesteuert werden soll das neue Stellwerk wie auch das in Bad Vilbel von der Frankfurter Zentrale aus, wo der gesamte Streckenabschnitt zwischen Frankfurt und Friedberg schon jetzt überwacht wird. Und was wird aus dem Personal in den jetzigen Stellwerken?
Neues Stellwerk der Deutschen Bahn auch für Ausbau der Main-Weser-Bahn nützlich
Dazu die Sprecherin: Zu Personaleinsparungen werde es nicht kommen. »Um die Eisenbahn weiter zu stärken und auszubauen, stellt die DB massiv Personal ein und bildet aus. Es werden also keine Stellen eingespart.«
Der Ausbau der Main-Weser-Bahn ist eine eher komplexe Angelegenheit. Denn außer in den Ferien, wenn die S6 zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel eingestellt und die Fernzüge umgeleitet werden, baut die Bahn auch bei vollem Zugbetrieb. Und das bedeutet rund 300 Züge täglich. Das Gesamtprojekt ist in zwei große Abschnitte und zwei Dutzend kleinere Bauabschnitte unterteilt. Überall wird derzeit gebaut. Etwa entlang der Niddabrücke unterhalb der B3 in Bad Vilbels Süden, am Nord- und am Südbahnhof und an vielen Stellen im nördlichen Frankfurt.
Mit Ausbau der Bahnstrecke zwischen Friedberg und Bad Vilbel auch Modernisierung der Bahnhöfe geplant
Mindestens 570 Millionen Euro werden auf dem insgesamt 13 Kilometer langen Abschnitt investiert, um die Main-Weser-Bahn von zwei auf vier Gleise auszubauen. Es ist das erklärte Ziel der Verantwortlichen, die beiden zusätzlichen Gleise für den S-Bahn-Verkehr vorzusehen. Denn aktuell teilen sich noch Güter-, Regional- und Fernverkehr mit der S-Bahn zwei Gleise, was vor allem bei den S-Bahnen häufig zu Verspätungen führt. Auch der sogenannten Rütteltakt ist eine Folge davon. Heißt: Während auf anderen S-Bahnstrecken ein reiner 15-Minuten-Takt gilt, ist das bei der S6 zwischen Groß-Karben und Frankfurt anders. Hier fahren die S-Bahnen mal alle 15, alle 20 oder alle zehn Minuten.
Mit dem Ausbau der Strecke ist auch die Modernisierung der Bahnhöfe verbunden, die barrierefrei um- bzw. neu gebaut werden. Die Inbetriebnahme der neuen S6-Gleise plant die Bahn für Ende 2023. pe
