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Anwohner sehen Nachteile durch weitere Bebauung

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Westlich der Luisenthaler Straße soll gebaut werden. Anwohner der Straße befürchten jedoch eine nachteilige Auswirkung auf die Frischluftzufuhr.
Westlich der Luisenthaler Straße soll gebaut werden. Anwohner der Straße befürchten jedoch eine nachteilige Auswirkung auf die Frischluftzufuhr. © Brigitte Ditscher

Karben (dit). Zwischen Luisenthaler Straße und Brunnenstraße sollen weitere Gebäude errichtet werden. Ein aus Anlass der geplanten Weiterentwicklung der Stadtmitte in Auftrag gegebenes Klimagutachten stellte Torsten Nagel vom Ingenieurbüro Lohmeyer in der jüngsten Sitzung des von Oliver Feyl geleiteten Ausschusses für Stadtplanung und Infrastruktur vor.

Der Experte erläuterte zunächst grundlegende Faktoren. Er zeigte unter anderem auf, dass sich ein vom Boden aus etwa 100 Meter hoher Luftstrom in Nord-Süd-Richtung über den westlich der Luisenthaler Straße gelegenen Grünstreifen bewegt und dass Hangabwinde von Osten und Westen in das Niddatal ziehen.

Dann stellte er das Ergebnis des Gutachtens vor. »Die Hangabwinde Richtung Karben werden durch die Planung etwas eingeschränkt«, sagte er. Die Belüftung des benachbarten Gewerbegebietes werde sich leicht verzögern, eine günstige Belüftung des Gewerbegebietes bleibe trotzdem erhalten. »Bei ausgeprägten Kaltluftbedingungen entwickelt sich ein mächtiger Kaltluftstrom in Richtung Süden. Der wird durch die Planung bodennah eingeschränkt.«

Am nördlichen Siedlungsrand von Bad Vilbel blieben günstige Be- und Durchlüftungsverhältnisse erhalten. Die dort berechneten Einschränkungen seien als mäßig zu bezeichnen, die Änderung auf etwa fünf Prozent zu beziffern. Auf die Frage von Oliver Feyl, ob man davon ausgehen könne, dass Frankfurt nicht von der Änderung betroffen sei, antwortete Nagel: »Ja.

« Auf Nachfrage von Gerhard Christian (CDU) hin, erfuhren die Anwesenden, dass sich die Luft bei ausgeprägter Kaltluftbildung mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde bewegt. »Ein Luftpaket, das in der Bebauung startet, kommt eine Stunde später in Dortelweil an«, erklärte Nagel.

Dem Gutachten war ein Modell zugrunde gelegt, in dem der zwischen der bestehenden Bebauung der Luisenthaler Straße und der geplanten Neubebauung Richtung Brunnenstraße eingezeichnete Grünstreifen eine ähnliche Breite aufwies, wie die Fortsetzung südlich der L3205. Auf die Frage von Mario Schäfer (Grüne), ob eine größere Breite von Vorteil sei, sagte Nagel: »Wenn der Grünstreifen breiter ist, hat das sicherlich eine günstige Wirkung. Unvorteilhaft ist aber, dass es dann zu einem Engpass beim Übergang in den auf der anderen Seite bestehenden Grünstreifen kommt. Die Fortführung sollte eine ähnliche Breite aufweisen.

« Auf den Einwurf von Michael Schmidt (SPD), ob sich die Luft nicht ihren Weg suchen würde, antwortete Nagel: »Ja, aber es käme zu einer deutlichen Bremsung.« Peter Hofmann regte eine Nachberechnung für den »Großbaukörper einer Getränkefirma« und die Nordumgehung an. Dies hielt Nagel für nicht notwendig. »Nach unserer Auffassung gehen von den Bauten keine relevanten Veränderungen aus.«

Bezüglich eines 1991 vom Deutschen Wetterdienst erstellten Gutachtens erteilte er die Auskunft, dass damals eine eventuelle Bebauung nicht berücksichtigt worden sei. »Der technische Stand ist heute ein anderer, genaue Berechnungen sind möglich.« Den Vorschlag von Hofmann, dass verschiedene Varianten der Bebauung als Modelle und ergebnisoffen dargestellt werden sollten, griff Bürgermeister Guido Rahn auf. »Das ist Aufgabe der Stadtplaner. Zwei der Modelle können erarbeitet werden.« Wie auch die städtische Architektin Silke Radetzky verwies er darauf, dass eine zwei- bis dreigeschossige Bebauung angedacht sei.

Im Laufe der Sitzung meldeten sich auch Anwohner der Luisenthaler Straße zu Wort. Sie wiesen darauf hin, dass die Stadt damit geworben habe, dass die im Gutachten von 1991 ausgewiesene Frischluftschneise nicht bebaut werde. Franz Lüttig sagte: »Man hat uns gesagt, dass wir Grundstücke in Feldrandlage kaufen. Diese Auskunft erhielt ein Kaufinteressent sogar noch im Oktober 2013.« Kritik wurde auch daran geübt, dass die ursprünglich vorgesehene Reihenhausbebauung nicht realisiert wurde, sondern größere, mehrgeschossige Wohneinheiten errichtet wurden. Die Anwohner äußerten auch die Befürchtung, dass die geplante Bebauung nachteilige Auswirkungen auf die Frischluftzufuhr in ihrem Wohngebiet haben könnte. Der Bürgermeister kündigte an, dass ein extra Treffen mit den Anwohnern voraussichtlich im Mai stattfinden werde.

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