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Geburtstagsfest auf dem Glauberg

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Vor der einmaligen Kulisse der Keltenwelt am Glauberg haben am Freitagabend 180 geladene Gäste den Zusammenschluss der beiden bis dahin selbstständigen Landkreise Friedberg und Büdingen zum Wetteraukreis vor 50 Jahren gefeiert. Festredner war Hessens Ministerpräsident Boris Rhein.

Bleibt man beim Bild von der Zwangsverheiratung beziehungsweise Zweckehe, mit dem der Zusammenschluss der beiden Landkreise Büdingen und Friedberg zum Wetteraukreis vor 50 Jahren häufig umschrieben wird, so lässt das Fest ihrer Goldenen Hochzeit doch vermuten, dass die beiden ungleichen Partner - der prosperierende Westkreis und der strukturschwache Ostkreis - sich zusammengerauft und zueinander gefunden haben. Denn sie feierten das Jubiläum am Freitagabend mit einem ausgesprochen entspannten Sommerfest an einem Ort, der mehr und mehr zum kulturellen und touristischen Mittelpunkt des ungleichen Kreises wird und Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus entwickelt hat: der Keltenwelt am Glauberg. Auf der Terrasse unter dem mächtig in die Landschaft auskragenden Baukörper des Archäologischen Landesmuseums versammelten sich vor allem die politischen Akteure des drittgrößten hessischen Landkreises. Die Festrede hielt Ministerpräsident Boris Rhein, erst seit dem 31. Mai im Amt, der zuvor den Tag mit Kreistagsvorsitzendem Armin Häuser und Landrat Jan Weckler in der Wetterau verbracht hatte.

Zwangloses und Überraschendes

Während auf dem Glauberg viele Limousinen vorfuhren, stimmte die gut aufgelegte Marvin Dorfler Big Band aus Friedberg die rund 180 geladenen Gäste mit Swing-Musik auf den Abend ein, der neben dem offiziellen Teil reichlich Gelegenheit zur Begegnung und zum zwanglosen Gespräch bieten sollte.

Überraschend: Selbst nach 50 Jahren gibt es im jeweils anderen Teil des Kreises noch etwas zu entdecken. »Ich muss zugeben, ich war noch nie hier oben«, sagte der Butzbacher Bürgermeister Michael Merle staunend ob des grandiosen Blicks über den rekonstruierten Grabhügel.

Zunächst hatte Landrat Jan Weckler das Wort, der an den »erbitterten Widerstreit« erinnerte, der die Gebietsreform 1972 begleitet hatte. Gleichwohl sei die Bildung größerer Verwaltungseinheiten »sinnvoll und notwendig« gewesen, um die Leistungsfähigkeit der Kommunen zu stärken, so Weckler. Die Interkommunale Zusammenarbeit sei das Gebot der Stunde. »Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft meistern.« Nie hätten die Landkreise so im Fokus der Öffentlichkeit gestanden wie während der Pandemie, als sich deutliche zeigte, dass globale Krisen lokale Folgen hätten die vor Ort gelöst werden müssten. Der Wetteraukreis habe sich in den vergangenen 50 Jahren gut entwickelt »bei unterschiedlichen strukturellen Bedingungen und bei Erhalt eigener Identitäten«.

Als Hausarzt unterzog der Wetterauer Schauspieler Markus Karger in einem kurzweiligen Intermezzo den Kreis einem Vorsorge-Check-up und attestierte ihm eine passable Gesundheit und einen »stabilen, positiven, Gemütszustand«.

Bedeutung der ländlichen Räume

Die Stärkung der ländlichen Räume bezeichnete Ministerpräsident Boris Rhein als eine der zentralen Aufgaben der Landesregierung. Dafür sei die Zusammenarbeit mit den Landkreisen von großer Bedeutung. »Für mindestens jede zweite Person in Hessen sind die ländlichen Räume Identität, Heimat, Wohnort, Arbeitsplatz und Erholungsgebiet. Deshalb ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Menschen mit ihren Familien dort leben können, wo sie sich zu Hause fühlen und wo es auch langfristig eine Perspektive für sie gibt«, sagte Rhein wörtlich. Ohne die Hilfe der Kreise seien viele wichtige politische Ziele des Landes nicht zu erreichen. »Als Garanten für Selbstverwaltung, Bürgernähe, soziales Miteinander und Transparenz haben sie eine entscheidende Funktion und stellen Weichen, die das Lebensumfeld der Bürgerinnen und Bürger unmittelbar beeinflussen.«

Lautstarken Applaus erntete Rhein, als er sagte, die Bewerbung der archäologischen Fundstätte auf dem Glauberg um die Aufnahme in das Unesco-Weltkulturerbe »ganz ausdrücklich« zu unterstützen.

Letzter Redner vor dem Gang zum regionalen Buffet mit dem Motto »Wetterauer Gaumenfreuden« war Kreistagsvorsitzender Armin Häuser. Er beschloss den offiziellen Teil mit einem Ausblick. »Ich wünsche mir, dass es weiterhin immer wieder Menschen geben wird, die sich der Verantwortung für unser Gemeinwesen stellen und die Schönheit und Vielfalt unseres Wetteraukreises schätzen und bewahren werden.« Der Kreis jedenfalls sei trotz seiner Heterogenität ein fester Verbund und für die Aufgaben der Zukunft gut aufgestellt.

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