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Eine Frage der Sicherheit: So gehen Wetterauer Seniorenheime in den Herbst

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Von: Christoph Agel

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Die Stimmung im Team und bei den Bewohnern sei deutlich besser als noch im Winter, sagt Stefan Fuchs, Leiter des Diakoniewerks Elisabethhaus in Bad Nauheim. Doch mit Blick auf die vierte Welle sei auch Unsicherheit zu spüren. © Nicole Merz

In Seniorenheimen ist die Erinnerung an Einsamkeit, Einschränkungen und Abschiede wegen Corona allgegenwärtig. Wie blickt man in Wetterauer Einrichtungen auf die nächsten Monate?

Friedberg – Zahlreiche Bewohner des Friedberger Erasmus-Alberus-Hauses hatten sich das Coronavirus eingefangen, einige sind gestorben. Die Wetterauer Zeitung berichtete über diese schwere Zeit, die das Team und die Bewohner nachhaltig geprägt hat. »Zurückschauen fällt schwer, zu viel ist geschehen, was wir nie vergessen werden«, sagt Jürgen Brandt, der Leiter des Erasmus-Alberus-Hauses. »Es fällt auch dadurch schwer, da wir uns eigentlich gefühlt noch mittendrin befinden, und wir halten alle den Atem an, dass es für unsere Bewohnerinnen und Bewohner und auch für unsere Mitarbeitenden nicht so schlimm kommt, dass wir verschont bleiben, dass die vierte Welle an uns vorbeizieht und die Impfungen uns alle schützen.«

Wie sieht es mit der Auffrischungsimpfung aus? »Bei uns können alle Bewohner, die dies möchten, ihre dritte Impfung mit ihrem Hausarzt besprechen und dann eine Entscheidung treffen, gleiches gilt für unsere Mitarbeitenden«, sagt Brandt. In der nächsten Woche stünden erste Termine für eine dritte Impfung der Bewohner durch die Hausärzte an. »Darüber sind wir sehr froh.« Laut Brandt haben den Bewohnern die ununterbrochenen abwechslungsreichen Angebote und Kontaktmöglichkeiten geholfen. »Bei unseren Mitarbeitenden sehe ich aber auch Spuren der Müdigkeit in den Augen, denn eine Verschnaufpause hat es für sie nicht wirklich gegeben. Umso stolzer bin ich aber auf unser Team, denn trotz aller Belastungen können und konnten wir uns immer 100-prozentig auf sie verlassen.«

Corona-Winter 2021/22: Zeitkorridore für die Besucher in Friedberger Seniorenheim

Die Angehörigen gehen, so Brandt, »fast alle den Weg mit, den wir gehen mussten und müssen«. Es gebe eine sehr hohe Akzeptanz für alle Maßnahmen. »Ich glaube, wichtig für Angehörige ist, dass sie momentan ihre Lieben besuchen können, und alle hoffen, dass es im Herbst so bleiben kann.« Für die Besucher gibt es Zeitkorridore, für die sie sich registrieren müssen. Außerdem brauchen sie einen Nachweis, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind.

Ein Schwenk nach Bad Nauheim ins Diakoniewerk Elisabethhaus: »Wir sind insgesamt sehr gut durch die zweite und dritte Welle gekommen, weil alle Beteiligten, die Mitarbeitenden, die Angehörigen und das Gesundheitsamt Hand in Hand gearbeitet haben. Die erste und zweite Impfung im Januar haben sicherlich dazu beigetragen«, sagt der Leiter Stefan Fuchs. Die Stimmung im Team und bei den Bewohnern sei deutlich besser als noch im Winter - »allerdings spüren wir auch eine gewisse Unsicherheit wegen einer möglichen vierten Infektionswelle«. Die dritte Impfung erachtet Fuchs für sinnvoll. »Wir sind sehr froh, dass wir heute das Impfteam des Wetteraukreises in unserer Einrichtung für die dritte Impfung haben«, sagte Fuchs im Gespräch mit dieser Zeitung.

Corona-Schutz in Wetterauer Seniorenheim: Ende September die Auffrischungsimpfung

In der Seniorenresidenz Bisses im gleichnamigen Echzeller Ortsteil spiegelt sich der allgemeine Effekt wider: Nach den Impfungen ist weitgehend Ruhe in Sachen Coronavirus. Derzeit gebe es keinen einzigen Fall in der Einrichtung, informiert deren Leiter Rainer Landau. Mittlerweile seien etwa 95 Prozent der Bewohner und des Teams geimpft. Mitarbeiter, die sich (noch) nicht haben impfen lassen, müssen zweimal pro Woche einen Schnelltest machen.

Für all jene im Team und unter den Senioren, die bereits den doppelten Piks hinter sich haben, steht Ende September die Auffrischungsimpfung an. »Die Impfung gibt uns mehr Sicherheit«, sagt Landau.

In der Seniorenresidenz sei Erleichterung zu spüren. Dennoch würden natürlich weiterhin die Regeln eingehalten: Abstand halten, Maske tragen, lüften, Hygienevorgaben beachten. Besucher können an jedem Tag in der Woche kommen, müssen sich aber vorher anmelden und sich zwecks potenzieller Kontaktnachverfolgung registrieren. Ungeimpfte Besucher müssen einen aktuellen Schnelltest vorlegen oder vor Ort machen .

Die Bewohner dürfen die Gemeinschaftsräume nutzen, für Besucher gibt es extra Aufenthaltsmöglichkeiten. Das Sommerfest wurde gefeiert, allerdings ausschließlich mit den Bewohnern.

»Ich habe schon Respekt vor der vierten Welle«, sagt Landau und verweist auf die noch immer niedrige Impfquote in Deutschland. Und auf die Inzidenzen: »Wir beobachten täglich die Zahlen in der Wetterau.« Trotz der Impfungen bleibt also eine gewisse Sorge um die aktuell 78 Bewohner und um die Mitarbeiter.

Zahlen aus den Seniorenheimen

Im Bad Nauheimer Diakoniewerk Elisabethhaus leben 220 Bewohner. Mehr als 90 Prozent von ihnen haben sich impfen lassen, teilt Einrichtungsleiter Stefan Fuchs mit. Bei den 214 Mitarbeitern sei es so, dass sie der Leitung mitteilen könnten, ob sie geimpft seien - sie müssten aber keine Angaben machen. Im Friedberger Erasmus-Alberus-Haus wohnen 80 Personen plus fünf Menschen im »Betreuten Wohnen«. Geimpft wurden alle, die es wollten, in dem Fall rund 85 Prozent der Bewohner, sagt Leiter Jürgen Brandt.

Etwa 70 Menschen arbeiten im Erasmus-Alberus-Haus. Brandt sagt: »Alle Mitarbeitenden, die über die Einrichtung organisiert geimpft wurden, sind uns selbstverständlich bekannt, einige wurden von uns nachgemeldet, wiederum andere teilten es uns mit, dass sie jetzt auch geimpft sind. Wir zwingen keinen zu einer Aussage, das dürften wir auch gar nicht.« In der Seniorenresidenz Bisses sind nach Angaben von Einrichtungsleiter Rainer Landau 95 Prozent der Bewohner und des Teams geimpft. 78 Menschen wohnen in der Einrichtung, 52 arbeiten dort, hinzu kommen externe Mitarbeiter, die in der Seniorenresidenz Bisses tätig sind.

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