Wetterau: »Mit anpacken kann jeder« – Hilfeaufruf für das Ahrtal

Eine Gruppe des Kreisfeuerwehrverbands (KFV) hat im Ahrtal geholfen. Auch Pamela Klein aus Niddatal war dabei. Sie und der Sprecher des KFV berichten von ihren Erfahrungen.
Wetterau/Ahrtal – »Tief bewegt« von ihrem Einsatz im Ahrtal hat sich Pamela Klein an die WZ gewandt, um einen Hilfeaufruf zu starten. »Im Katastrophengebiet liegt weiterhin jede Menge Arbeit an, und die Zeit drängt, da es nun immer kälter wird«, schreibt sie. Mit dem Aufruf wolle sie so viele Menschen wie möglich für die notwendige Hilfe sensibilisieren und sie dazu motivieren, selbst tätig zu werden.
Klein und ihre Tochter fuhren mit der Gruppe des Kreisfeuerwehrverbands (KFV) »Helfende Hände Wetterau« in das Hochwassergebiet. Schon länger hätten sie den Wunsch gehegt, nicht nur finanziell zu helfen. Den Mut, einfach loszufahren, hatte Klein jedoch nicht - daher sei die Aktion für sie »genau richtig« gekommen.
Wetterauer Freiwillige im Ahrtal: Über 30 Wetterauer im Einsatz
Auch Robert Winkler, Pressesprecher des KFV Wetterau, hat einen Erlebnisbericht über den ersten Einsatz der Truppe verfasst. Darin heißt es, in Rheinland-Pfalz seien 65 000 Menschen und aktuell 250 Orte »mehr oder weniger stark« betroffen. Die Sturzflut habe mehr als 60 Brücken an der Ahr zerstört.
Laut Winkler gibt es in einigen Orten noch Probleme mit Telefonanschlüssen sowie der Trinkwasser- und Stromversorgung. Zwar führe die Ahr wieder ihre normale Wassermenge, trotzdem benötigten die Menschen dort noch viele Monate Hilfe von außen - gerade, weil die Bundeswehr ihren flächendeckenden Einsatz inzwischen beendet habe.
Donnerstag vor einer Woche ging es für Winkler, Klein und über 30 weitere Wetterauer mit dem Bus von Altenstadt ins Ahrtal. Im einem Gewerbegebiet habe die Aktion »Helfer-Shuttle« eine kleine Zeltstadt errichtet, dort seien sie an Hilfe-Suchende vermittelt worden, berichtet Klein.
Wetterauer Freiwillige im Ahrtal: »Unbeschreibliches« gesehen und gefühlt
An dem Treffpunkt würden die Freiwilligen vor und nach ihrem Einsatz verpflegt, erhielten Werkzeug und Schutzausrüstung, schreibt Winkler. Dort gebe es auch sanitäre Anlagen. Nach der Anmeldung vor Ort bekamen die Wetterauer einen Auftrag zugewiesen sowie Informationen über den Einsatzort und die zu verrichtende Arbeit. Mit einem Shuttle-Bus ging es zum Einsatzort - was man dort sehe, hautnah spüre und fühle, ist laut Klein »unbeschreiblich«.
Zwar sei das Bild der völligen Verwüstung nicht mehr vorhanden, dennoch sehe man deutlich, wie stark und hoch das Wasser durch die Orte gerauscht sei. Von den Betroffenen seien manche völlig entkräftet, einige noch voller Tatendrang, manche sehr traurig wegen des Erlebten und einige überglücklich ob der ankommenden Helfer. Die Wetterauer Freiwilligen waren vier Einsatzstellen in Sinzig zugeteilt (die WZ berichtete).
Wetterauer Freiwillige im Ahrtal: Viele Möglichkeiten zu helfen
In einem Wohnheim sowie zwei Privathäusern sollten Bäder und Zwischendecken ausgebaut, Putz abgestemmt und Schutt beseitigt werden, erklärt Winkler vom KFV. In einem Haus habe das Wasser 15 Zentimeter über der Küchenarbeitsplatte gestanden. Auch in einem Gewerbebetrieb sei sauber gemacht und aufgeräumt worden.
Viele Menschen, schildert Klein, lebten in Häusern, welche nur in den oberen Etagen bewohnbar seien. Zwar seien die meisten Häuser von grobem Schlamm und Dreck befreit - doch Fliesen, Tapeten, Böden, zum Teil ganze Wände sowie Fenster und Türen müssten noch entfernt werden. Das nächste Problem komme: In den feuchten Häusern bilde sich Schimmel. Als wäre das nicht genug, sagt Klein, dränge die Zeit immer mehr. Denn der Herbst stehe mit feuchtem und kaltem Wetter vor der Tür.
Wetterauer Freiwillige im Ahrtal: »Seid mutig und fahrt ins Ahrtal«
Um die Häuser wieder komplett bewohnbar zu machen, brauche es viele helfende Hände. Jeder sei herzlich willkommen. »Mit anpacken kann jeder. Und wo gerade keine handwerkliche Tätigkeit zu verrichten ist, sind Betroffene dankbar, wenn man ihnen zuhört. Für sie da ist«, sagt Klein.
»Seid mutig und fahrt ins Ahrtal. Schließt euch zu Gruppen zusammen, fahrt mit eurer Familie, euren Freunden, Nachbarn, Kollegen oder Vereinsmitgliedern. Es gibt so viele Möglichkeiten«, appelliert sie an die Leser. Keiner müsse alleine fahren, wichtig sei nur, dass man fahre - und helfe.
Am 7. September geht’s wieder los
Der Kreisfeuerwehrverband plant für Dienstag, 7. September, eine weitere Fahrt in das Ahrtal. Im Bus sind laut Feuerwehr-Sprecher Robert Winkler noch Plätze frei. Mitfahren kann jeder, unabhängig davon, ob er einer Feuerwehr angehört oder nicht. Besondere Kenntnisse sind nicht nötig. Wer Werkzeug für das Abschlagen von Putz mitbringen kann, soll das gerne tun, sagt Winkler. Eigene Werkzeuge sind aber keine Voraussetzung für den Einsatz. Weitere Informationen zu der Helfer-Aktion unter www.kfv-wetterau.de und auf www.helfer-shuttle.de.