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Weltkriegsbombe in Friedberg entdeckt: So liefen die Maßnahmen bis 21 Uhr an

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Von: Jürgen W. Niehoff

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Die Feuerwehr-Leitung mit Bürgermeister Dirk Antkowiak (r.) an der Baustelle. Der Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg ist gegen 15.10 Uhr freigelegt worden.
Die Feuerwehr-Leitung mit Bürgermeister Dirk Antkowiak (r.) an der Baustelle. Der Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg ist gegen 15.10 Uhr freigelegt worden. © Jürgen Wagner

Der Fund einer 75-Kilo-Weltkriegsbombe in einer Baugrube im Ortsteil Fauerbach hat am Donnerstagabend die Stadt Friedberg in Aufregung versetzt. Ein Bagger hatte den Sprengkörper offenbar beschädigt. Die Bewohner wurden evakuiert.

Friedberg – Gegen 15.10 Uhr hatten Bauarbeiter bei Ausgrabungsarbeiten auf der Baustelle auf dem ehemaligen Gelände des Autohauses Kuhl die Bombe gefunden und sofort die Polizei alarmiert. Nach den sofort eingeleiteten Untersuchungen durch den Kampfmittelräumdienstes wurde festgestellt, dass es sich um eine amerikanische 75-Kilogramm-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg handelt. Daraufhin sperrte die Polizei sofort alle Zufahrten zu dem Ortsteil und forderte die Rettungsdienste und die Feuerwehr an.

Der Friedberger Stadtteil Fauerbach wurde im Zweiten Weltkrieg massiv bombardiert - vor allem im Bereich von Bahngelände und Zuckerfabrik. Einer Anwohner erzählt, er sei verwundert, dass nicht schon bei der Bebauung der Zuckerfabrik eine Bombe gefunden worden sei.

Bombenfund in Friedberg: Bürgermeister um 16.40 Uhr informiert

Er sei um 16.40 Uhr informiert worden, berichtet Bürgermeister Dirk Antkowiak am frühen Abend nur wenige 100 Meter von der Fundstelle entfernt. Da er selbst noch bei der Feuerwehr ist, wenn auch nicht mehr aktiv, besitzt er noch den Alarmmelder. Zusammen mit Stadtbrandinspektor Ingo Wißmer verfolgt er die Vorbereitungsarbeiten der Polizei, des Katastrophenschutzes und der Feuerwehr. »Wir stehen mit 200 Einsatzkräften Gewehr bei Fuß. Der größte Teil wartet auf der Hauptwache in der Nähe der Einsatzfahrzeuge auf den möglichen Einsatzbefehl«, berichtet Wißmer. Für ihn ist es der erste Bombenfund, zu dem er gerufen wird. »So etwas kann man nicht trainieren.« Er sei froh, dass alles so professionell ablaufe, sagt Wißmer und steigt wieder ins Einsatzfahrzeug, in dem sich auch Landrat Jan Weckler (CDU) aufhält und die Arbeit seiner Einsatzkräfte überwacht.

Kurz nach 18 Uhr ist es dann soweit: Jeder in einem Umkreis von 250 Metern um die Fundstelle muss den Bereich verlassen. Der nahe Bahnhof ist nicht betroffen. Polizeibeamten gehen von Haus zu Haus und fordern die Bewohner auf, den Bereich sofort zu verlassen. Auch Fahrzeuge mit Lautsprechern fahren durch die Straße. »Da von der Bombe keine unmittelbare Gefahr ausgeht, musste erst geklärt werden, wohin die Anwohner evakuiert werden können«, berichtet Antkowiak.

Nach Bombenfund in Friedberg: Anwohner kommen zur Stadthalle

Die Stadthalle wird als Notquartier ausgewählt. Shuttlebusse für den Transport werden geordert; die Stadthalle wird entsprechend vorbereitet. Auch die ärztliche Versorgung in der Stadthalle muss sichergestellt werden.

Der größte Teil der Anwohner nimmt die Aktion recht gelassen. »Wir hoffen, dass nichts passiert«, äußern Jürgen und Waltraud Demuth. Sie gehören zu den Ersten vor der Stadthalle. »Wir kamen von Bauernheim und konnten schon gar nicht mehr zu unserem Haus fahren«, berichten sie. Und: »Viel aufregender ist, dass wir gar nicht in die Halle kommen, weil wir uns als Doppeltgeimpfte nicht testen lassen wollen.« Ein Sonderfall während des Notfalls: Eilig wird beraten, was zu tun sei. Schließlich kommt der Einsatzleiter zu dem Ehepaar und löst das Problem auf: »Wir haben unsere Anweisungen, dass sich alle testen lassen müssen, weil auch Geimpfte das Virus weiterhin übertragen können. Deshalb bekommen sie einen separaten Raum«.

Einsatzkräfte aus der ganzen Wetterau kommen nach Fauerbach, um die Evakuierung zu unterstützen.
Einsatzkräfte aus der ganzen Wetterau kommen nach Fauerbach, um die Evakuierung zu unterstützen. © Nicole Merz

Die Erste Beigeordnete Marion Götz führt die Aufsicht in der Stadthalle. Sie rechnet damit, dass die vom Bombenfund betroffenen Anwohner gleich mit den Shuttlebussen erscheinen werden. Die Räume seien inzwischen vorbereitet und auch das Essen und Trinken auf Kosten der Stadt stehe bereit. Sie rechne aber mit keinem großen Andrang, »denn die meisten werden vorübergehend doch bei Verwandten oder Bekannten unterkommen«.

Währenddessen laufen die Vorbereitungen für die Entschärfung der Bombe auf Hochtouren. An die Baugrube, in der die Bombe liegt, kommen nur der Sprengmeister und zwei seiner Gehilfen. »Wenn alles gut geht«, so hofft der Polizeieinsatzleiter Christoph Stark gegen 21 Uhr, »dürfen die Anwohner vor Mitternacht wieder zurück in ihre Häuser«. Ob das geklappt hat, erfahren Sie hier in unserem Live-Ticker.

Bombenfund in Friedberg: 60 Wohnungen an Fundestelle geplant

In der Ortsmitte von Fauerbach, auf dem Gelände des früheren Autohauses Kuhl, sollen einmal 60 Wohnungen stehen. Für das Wohnprojekt »Frieda« im Bereich Fauerbacher/Dorheimer Straße/Am Runden Garten hatten vor einem Jahr die Arbeiten auf dem rund 5400 Quadratmeter großen Areal begonnen. »Frieda« wird aus sechs Häusern mit rund 60 Wohnungen zwischen 35 und 130 Quadratmeter bestehen. Dazukommen zwei Geschäftsflächen, in denen ein Friseur und ein Bäcker einziehen werden, sowie zwei Tiefgaragen mit insgesamt 62 Stellplätzen. Auch ein Spielplatz und eine Brunnenanlage sind geplant.

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