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Welche Vornamen waren 2022 die beliebtesten in der Wetterau?

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Von: Dagmar Bertram

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Ungezählt sind die Stunden, die Eltern mit der Namensauswahl verbringen. Diesem Baby wird es vermutlich egal sein, ob es Hannah, Johann, Noah oder Leon heißt - das sind die Vornamen, die 2022 in der Wetterau am häufigsten vergeben wurden. Bundesweit hatten Noah und Emilia 2022 das Babynäschen vorn. SYMBOL © Red

Leon ist zurück! Den Sieg muss er sich allerdings mit zwei anderen teilen. Anders sieht es bei den Mädchen aus: Hier gibt ist eine unangefochtene Nummer eins.

Elf Seiten umfasst die Vornamenstatistik des Bad Nauheimer Standesamtes für 2022. Elf Seiten mit Hunderten Namen, von Adam bis Zora - hinter jedem steckt ein neuer Erdenbürger, der im Hochwaldkrankenhaus zur Welt gekommen ist. Ein kleiner Mensch, dem viele Träume und Hoffnungen mit auf den Weg gegeben werden.

Manche guten Wünsche werden die Mädchen und Jungen auch noch auch als Frauen und Männer begleiten. Denn ihre Eltern haben Namen mit Bedeutung für sie ausgesucht.

Leon zum Beispiel, der neunmal vergeben wurde - und damit samt Johann und Noah die Wetterauer Vornamenstatistik 2022 bei den Jungen anführt. Leon - der Löwe, der Starke. Johann - Gott ist gnädig. Noah - der Tröstende, Beruhigende.

Knapp dahinter rangiert Paul (8). Finn und Theo teilen sich Platz drei (je 7), Emil, Karl und Oskar wurden je sechsmal ausgewählt, Platz fünf geht an Felix, Leano, Leo, Levi, Luke, Marlon und Moritz (je 5).

Über 1000 Geburten im Hochwaldkrankenhaus

Früher, vor Corona, hätten Standesbeamtin Ursula Herrmann und ihre Kolleginnen Jessica Schwarzmeier und Jasmin Yilmaz viele dieser Kinder persönlich kennengelernt. Denn in Bad Nauheim wird der größte Teil der Geburten in der Wetterau beurkundet, 2022 waren es rund 1000: Das »Hochwald« ist kreisweit die einzige Klinik mit Geburtsstation, und Babys müssen beim Standesamt ihres Geburtsortes angemeldet werden.

»Inzwischen sind Geburtsbeurkundungen überwiegend Verwaltungsakte«, sagt Herrmann. »Wir sehen die Eltern kaum noch.« Meist werfen sie die Unterlagen nur noch ein oder schicken sie zu.

Persönliche Kontakte gibt es trotzdem noch. Etwa zu einem Mann chinesischer Abstammung, der seine Tochter anmelden wollte: Heidi. Herrmann fragte, ob er Heidi und den Ziegenpeter kenne. Ja, das sei eine schöne, typisch deutsche Geschichte, deshalb sollte seine Tochter so heißen. »Er hat mich so glücklich angelächelt, dass ich es nicht übers Herz gebracht habe, ihm zu sagen, dass hier keiner mehr sein Kind so nennen würde.«

Tatsächlich taucht Heidi nur dieses eine Mal in der 2022er-Statistik auf. Angeführt wird die Mädchen-Liste von Hannah (Gnade bzw. Liebreiz/Anmut): Bei den Erstnamen erscheint sie zehnmal, außerdem gibt es drei Hannas ohne »h« und drei Johannas. Als Zweitname wurde Hanna zwei- und Johanna einmal gewählt.

Mia und Nele (je 9) teilen sich den zweiten Platz. Lilly wurde achtmal vergeben: Platz drei. Selbst wenn man Lily (3), Liliana, Lilith und Lilo (je 1) dazurechnen würde, wäre weiter (Jo-)Hanna(h) vorne. Auf Platz vier und fünf folgen Emilia (7), Lina und Mara (je 6).

Die Kunst der Überredung

Noch mehr aus der Statistik: Gut 370 Kinder haben einen Zweitnamen bekommen, darunter blumige wie Rose, Flora und Jasmin oder engelsgleiche wie Raphael, Gabriel und Nathanael. 21 Kinder tragen drei Namen, bunt gemischt von Bohème bis Roswitha. Ein Kind ist gar mit vier Namen ausgestattet worden - der letzte lautet Iftikhar und bedeutet Ehre.

»Wir können wenig zu Namen mit muslimischen oder arabischen Einflüssen sagen«, erläutert Herrmann. »Wir arbeiten vertrauensvoll mit den Eltern zusammen und verlassen uns darauf, dass sie wissen, was in diesem Kulturkreis verwendet werden kann.«

Früher gab es Vornamensbücher. »Was dort nicht drinstand, wurde nicht beurkundet.« Heute gilt es, darauf zu achten, dass den Kindern kein Schaden durch den Vornamen entsteht. Im Zweifelsfall »versuchen wir, den Eltern den Namen auszureden«, erzählt die erfahrene Standesbeamtin. Wenn die Eltern etwa irgendwann im Gespräch sagten: »Es ist aber ein Mädchen, kein Junge«, dann argumentiere sie: »Das werden Sie noch öfter erklären müssen. Wollen Sie nicht lieber einen geschlechtsspezifischen Namen nehmen?«

Keine Verwirrung dürfte es bei diesen Doppelnamen geben: Amy-Sophie, Ava-Lee, Ella-Grace und Nina-Lou. Auch Oceana ist eindeutig ein Mädchenname. Ob die Eltern den Animationsfilm mögen, dessen Hauptfigur Vaiana heißt? Bei einem Mädchen ist die Sache klar: Es heißt genauso wie die Häuptlingstochter im Film.

2021 tauchten deutlich mehr Namen von Schauspielern, Actionhelden und Fußballstars in der Statistik auf. Ob es daran lag, dass 2021 stärker von Corona geprägt war und die Menschen mehr Filme schauten? Immerhin gab es 2022 mehrere Marlons, eine Romy - und einen Ivar, dessen Namenswahl von der Serie »Vikings« beeinflusst sein könnte. Ursula Herrmann hat insgesamt eine Skandinavien-Tendenz ausgemacht und nennt als Beispiel Norik Tjard. Auf Ivar trifft das jedoch nicht zu: Der Zweitname des Babys lautet Gerd.

INFO: KEIN ELVIS

Nur 14 Prozent der Frauen, die in Bad Nauheim entbunden haben, wohnen auch in der Kurstadt. Wenig verwunderlich also, dass kein Elvis in der Vornamenstatistik für 2022 zu finden ist, weder als Erst- noch als Zweitname. 71 Prozent der Mütter war verheiratet; die anderen waren ledig, geschieden oder verwitwet. 2022 haben im Hochwaldkrankenhaus ungefähr genauso viele Mädchen wie Jungen das Licht der Welt erblickt., insgesamt etwas mehr als 1000.

Und dann? Die Anmeldung eines Kindes muss binnen sieben Tagen nach der Geburt entweder im Krankenhaus oder beim Standesamt erfolgen. Der Name muss zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht feststehen. Dafür sind vier Wochen Zeit, auch wenn dies in den wenigsten Fällen nötig ist. »Eine Schwangerschaft dauert neun Monate - das ist eine lange Zeit, um sich einen Namen auszudenken«, sagt Ursula Herrmann, Standesbeamtin in Bad Nauheim. Doch es gebe Ausnahmen: Manchmal träten sprachliche Probleme auf, manche Eltern seien mit dem Papierkram überfordert. »Damit gehen wir sehr großzügig um.«

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vornamen_wz_2022 © Red

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