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Windkraft in der Wetterau: Vier Kommunen wollen eigene Windräder am Winterstein

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Von: David Heßler

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Unter Beteiligung der vier Kommunen Friedberg, Ober-Mörlen, Rosbach und Wehrheim soll am Winterstein ein Windpark entstehen. Eine entsprechende Absichtserklärung wird nun in den politischen Gremien besprochen.
Unter Beteiligung der vier Kommunen Friedberg, Ober-Mörlen, Rosbach und Wehrheim soll am Winterstein ein Windpark entstehen. Eine entsprechende Absichtserklärung wird nun in den politischen Gremien besprochen. © Nicole Merz

Über Windräder am Winterstein wird seit Jahren debattiert. Nun scheint ein Windpark tatsächlich konkret zu werden - auch wenn noch viele Fragen offen sind.

Wetteraukreis – Erstmals haben sich die vier Kommunen Friedberg, Ober-Mörlen, Rosbach und Wehrheim mit Bund und Land auf die Errichtung eines Windparks geeinigt - per Absichtserklärung, die nun die Gremien in den vier Kommunen durchläuft. Wie viele Windräder genau aufgestellt werden, wäre damit aber noch nicht entschieden.

Bisher war von drei Windrädern die Rede, die sich am Steinkopf drehen könnten. Möglich wären laut der Windpark-Befürworter aus der Bürgerschaft aber mehr als 20 Anlagen. Ohnehin hatte das »Bündnis Windpark Winterstein« den Kommunen und deren Bürgermeistern vorgeworfen, mit ihrer »Verhinderungsplanung« auf Zeit zu spielen und den nötigen Ausbau der Windkraft auszubremsen.

Tatsächlich hatten es die vier Kommunen nicht gerade eilig, auf dem durch Dürre und Schädlinge im Baumbestand stark ausgedünnten Wintersteinkamm Windräder zu errichten. Da aber angenommen werden kann, dass für die Flächen von Bundes- und Hessen-Forst, die im nach langen politischen Auseinandersetzungen festgezurrten Vorranggebiet 7805 liegen, eher früher als später Genehmigungen für Anlagen ausgestellt werden, steht für die Kommunen vermutlich jene Überlegung im Vordergrund: Wenn schon Windräder, dann besser mit kommunaler Beteiligung.

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Es sind daher neue Töne, die in der Absichtserklärung angeschlagen werden: Da nur auf 2 Prozent der Landesfläche neue Windräder errichtet werden dürfen, bis 2050 aber der Strombedarf zu 100 Prozent aus regenerativen Energien gedeckt werden soll, bekenne man sich zu dem Ziel und der Notwendigkeit, der Windenergie als effektiven erneuerbaren Energie den nötigen Platz einzuräumen.

Die Unterzeichner wollen ein gemeinsames Windparklayout für die Fläche zwischen Ockstadt, Ober-Mörlen, Ober-Rosbach und Pfaffenwiesbach erarbeiten. Ziel sei eine »besitzartenübergreifende und optimierte Planung« unter Ausnutzung des Windpotenzials des Gesamtstandorts.

Die jeweiligen Flächenanteile des Vorranggebietes sollen über ein Bieterverfahren vergeben werden. »Die Angebote können dann nach Wirtschaftlichkeit sowie Kriterien der regionalen und kommunalen Wertschöpfung gewichtet werden«, heißt es. Auch die Möglichkeit, dass sich Bürger finanziell beteiligen,soll im Verfahren berücksichtigt werden.

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Gleichwohl sollen die Kommunen auf ihren Eigentumsflächen die Vergabe eigenständig durchführen - und dann entsprechend an den Einnahmen partizipieren. Die Kommunen sollen sich aber auch an den Anlagen beteiligen können, die auf Bundes- oder Landesfläche entstehen.

Mit der gemeinsamen Erklärung soll auch eine gegenseitige Behinderung in der Projektentwicklung ausgeschlossen werden. Schließlich hatte der Bund 2016 sechs Anlagen auf seinen Waldflächen in Friedberger und Rosbacher Gemarkung erlaubt - ohne vorher mit den Städten gesprochen zu haben. Nach dem Veto der Flugsicherung gab es letztlich aber keine Genehmigung. Das Drehfunkfeuer »Metro« bei Nidderau-Erbstadt könnte durch Windenergieanlagen gestört werden, daher müsse ein 15-Kilometer-Radius frei bleiben. Mit der Umrüstung auf die sogenannte Doppler-Technik und die verstärkte Nutzung satellitengestützter Navigationsverfahren soll das Problem beseitigt werden. Der Bund unterstützt das Vorhaben laut Wirtschaftsministerium mit 14 Millionen Euro. Metro soll demnach 2024 umgerüstet werden.

Wie viele Anlagen sind danach am Winterstein drehen werden, bleibt abzuwarten. »Sobald ein belastbares Parklayout und erste Gutachten vorliegen, wird die Öffentlichkeit über das Vorhaben informiert«, heißt es in der Absichtserklärung.

Schutz der Waldflächen betont

Wird der Winterstein durch einen Windpark zur »Industrielandschaft im Wald«, wie Kritiker befürchten? Gehören ruhige Waldspaziergänge bald der Vergangenheit an? In der Absichtserklärung der vier Kommunen wird die Wichtigkeit der Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion des Waldes an mehreren Stellen betont. Die Beanspruchung der Waldflächen sei »auf den absolut notwendigen Umfang zu beschränken«. Es müssten möglichst geschädigte oder vorgeschwächte Waldflächen beplant werden; vorhandene Wege und Erschließungslinien sollen vorrangig genutzt und neue Trassen möglichst vermieden werden, heißt es. Die Absichtserklärung wurde am Dienstag im Rosbacher Umwelt- und Planungsausschusses erstmals vorgestellt. Die Stadtverordnetenversammlung tagt am 14. September. Erst wenn die vier beteiligten kommunalen Parlamente grünes Licht gegeben haben, dürfte sie Gültigkeit erlangen.

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